Matthäus 9,36-10,4

Berufung der Zwölf

.
Mt 10
Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. (Mt 9,36-38)

Hier beginnt ein neuer Abschnitt des Wirkens Jesu im Matthäus-Evangelium. Bisher hat Jesus selbst das Volk gelehrt und Heilungen gewirkt. Nun zieht er die Jünger, die er in dieser ersten Zeit berufen hat, stärker in die Verantwortung. Jesus kann nicht selbst zu allen Menschen gehen, dafür sind es zu viele. Überall warten Menschen auf das Wort Gottes und auf Heilung. Die Menschen irren umher, wie eine Herde ohne Hirten, sie warten auf jemand, der sie führen kann. Die Zeit ist reif für die Ernte, und dazu braucht es Arbeiter. So beruft Jesus die Zwölf als seine Boten und gründet auf sie zugleich das neue Gottesvolk. Wie einst das Volk Israel aus den zwölf Stammvätern hervor gegangen ist, so werden die zwölf Apostel zum Fundament des neuen Gottesvolkes.

Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat. (Mt 10,1-4)

Wie das Gottesvolk des alten Bundes auf die zwölf Stammväter, die Söhne Jakobs, zurückgeht, so beruft Jesus Christus die zwölf Apostel als Stammväter des neuen Volkes. Die Kirche ist auf die Apostel gegründet und durch die Bischöfe bleibt die Verbindung zu den Aposteln dauerhaft bestehen. Durch Jesus Christus wird der Bund Gottes auf alle Menschen ausgeweitet. Nicht mehr nur die gehören zum erwählten Volk, die dem Fleische nach Juden sind, sondern die Erwählten sind nun alle, die in der Taufe auf den Namen des dreifaltigen Gottes zu neuem Leben wiedergeboren sind.
Um sein auserwähltes Volk aus allen Bewohnern der Erde zu sammeln, braucht Gott Menschen, die sich in seinen Dienst stellen lassen. Das sind nicht Menschen, die sich aus eigenem Entschluss in den Dienst Gottes stellen oder von anderen Menschen dazu bestellt werden, Gott selbst ist es, der sie beruft und sendet. Menschen können sich nicht selbst berufen, sondern nur mit ihrem Ja auf den Ruf Gottes antworten. Menschen können nicht selbst Arbeiter in den Weinberg Gottes schicken, sondern sie müssen Gott darum bitten, er allein kann es tun.