Markus 6,30-56

Rückkehr der Zwölf

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Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. (Mk 6,30-32)

Als die Jünger von ihrer ersten Mission zurückkehren, will Jesus mit ihnen allein sein. Kommt und ruht ein wenig aus! sagt er zu ihnen. Sie sollen sich nicht in der Aktivität verzetteln. Sie sollen im Zusammensein mit Jesus wieder Kraft schöpfen.
In unserem Alltag sollen auch wir immer wieder nach solchen Momenten suchen, in denen wir bei Jesus zur Ruhe kommen und im Gebet neue Kraft schöpfen, um dann wieder gestärkt an die Aufgaben gehen zu können, die auf uns warten.
Der Heilige Benedikt lehrt uns, wie wichtig der Wechsel zwischen Aktion und Kontemplation, zwischen Arbeit und Gebet ist. Wir dürfen bei allem nötigen Einsatz, die Arbeit nicht zum Götzen machen, nicht zu unserem eigentlichen Daseinszweck. Gerade in großer Beanspruchung ist es nicht einfach aber doch unbedingt notwendig, dass wir noch öfter zu Gott aufblicken und uns eine Zone des Schweigens bewahren, in der wir uns in Gottes Gegenwart versetzen können. Es wäre schön, wenn es vielen Menschen gelingen würde, diese Nähe zu Jesus zu finden, die die Jünger erfahren durften. Auch heute ist dies möglich. Wir können ganz bei Jesus sein und uns von ihm die Kraft für unser Leben holen.

Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät. Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können.
Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen geben, damit sie zu essen haben?
Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote und außerdem zwei Fische. Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.
Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten, wurden zwölf Körbe voll. Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten. (Mk 6,33-44)

Es war den Jüngern keine lange Zeit des Alleinseins mit Jesus vergönnt. Schon bald haben die Menschen sie aufgespürt. Jesus will sie nicht weg schicken. Er ist der gute Hirte, der sich um die Schafe seiner Herde sorgt. Ihre Not duldet keinen Aufschub.
Es ist schon spät. Die Zwölf möchten, dass Jesus die Menschen fort schickt, damit sie sich etwas zu essen kaufen können. Da überrascht sie Jesus mit seinem Wort: Gebt ihr ihnen zu essen!
Die Jünger wissen nicht, wie sie das bewerkstelligen sollen. Doch Jesus zeigt es ihnen. Mit fünf Broten und zwei Fischen macht er fünftausend Menschen satt.

Und sofort zwang er seine Jünger, in das Boot einzusteigen und vorauszufahren an das gegenüberliegende Ufer nach Betsaida, bis er selbst die Volksmenge entlassen habe.
Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen.
Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
Dann stieg er zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt. (6,45-52)

Nachdem die Jünger sich als Boten Jesu unter den Juden bewährt haben, will Jesus noch einmal versuchen, sie zu den Heiden "ans andere Ufer" zu senden. Wir erinnern uns, dass die Zwölf bei der ersten Überfahrt gar nicht ausgestiegen, sondern im Boot zurück geblieben sind. Nun "zwingt" Jesus sie, ins Boot zu steigen und alleine ans andere Ufer zu fahren, während er die Menschen verabschieden möchte.
Wieder ist die Fahrt zum heidnischen Ufer mit einem Seesturm verbunden. Doch diesmal ist Jesus nicht bei ihnen im Boot. Er ist auf einem Berg im Gebet. Sicher wird er da die Not der Jünger, die gegen die rauhe See zu kämpfen hatten, gespürt haben. Er geht über das Wasser zu ihnen. Doch erst als er zu ihnen ins Boot steigt, weicht ihre Angst und die See wird ruhig. Ihr Glaube ist immer noch klein. Die Fahrt ins Heidenland wird sang und klanglos abgebrochen und sie sind wieder in der vertrauten Gegend von Gennesaret.

Sie fuhren auf das Ufer zu, kamen nach Gennesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt. (6,53-56)

In Gennesaret angekommen, erkennen die Menschen Jesus sofort - nicht so wie die Jünger auf dem See, die meinten, ein Gespenst zu sehen, als Jesus auf dem Wasser zu ihnen kam. Sie bringen von überall her die Kranken zu Jesus, voller Glaube und Hoffnung. Und alle, die ihn berührten, wurden gerettet.