Markus 1,14-20

Erstes Auftreten Jesu

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Markus
Nachdem Johannes überliefert worden war, kam Jesus nach Galiläa und verkündigte das Evangelium Gottes. (Mk 1,14)

Johannes der Täufer hat seine Aufgabe erfüllt. Er hat das Volk auf den vorbereitet, der kommen soll. Nun ist Jesus Christus da und hat sich als der Messias, der Sohn Gottes, erwiesen, durch göttliche Legitimation (die Stimme vom Himmel bei der Taufe) und vorbildlichen Lebenswandel (Jesus besteht die Versuchung des Satans in der Wüste - er wird auch weiterhin der Versuchung standhalten und ohne Sünde sein). Johannes tritt von der Bühne der Welt ab und geht Jesus voraus auf dem Weg des Leidens. Wir werden später (6,14-29) erfahren, worin dieses Überliefertwerden des Johannes besteht. Er wird in den Kerker geworfen und am Ende enthauptet.

Er sagte: Erfüllt ist die Zeit, und angekommen ist die Königsherrschaft Gottes. Kehrt um und glaubt an das Evangelium. (Mk 1,15)

Dieser Vers gibt eine Zusammenfassung dessen, was das christliche Evangelium bedeutet. Die Zeit ist gekommen, eine neue Zeit, die Zeitenwende. Gottes Sohn ist in die Welt gekommen, die Welt ist nicht mehr, wie sie vorher war. Gottes Kommen in diese Welt macht alles neu. Das ist Evangelium, Frohbotschaft, die in die ganze Welt hinausgehen soll. Wie die Nachrichten aus dem Kaiserhaus, die durch Ausrufer, in ein oder zwei prägnanten Sätzen zusammengefasst, im ganzen Reich erschallten, so soll auch diese Nachricht zu allen Menschen gelangen.
Wie durch das kaiserliche Evangelium der neue Kaiser im ganzen Reich ausgerufen wurde, so wird auch hier ein neuer Herrscher ausgerufen. Der nun herrscht ist Gott. Er ist der König über die ganze Welt. Nun ist die Zeit da, in der seine Herrschaft offenbar wird. Sein Reich kommt über die ganze Welt und kein geringerer als der Sohn Gottes ist es, der mit diesem Reich auf die Erde kommt.
Doch Gott will nicht mit irdischer Macht die Welt erobern. Er will die Menschen nicht mit Gewalt unter seine Herrschaft zwingen. In das Reich Gottes tritt der ein, der umkehrt, der sein Leben ändert und daran glaubt, dass die Welt nicht in der Hand irdischer Herrscher, sondern in der Hand Gottes ist. Wer das Evangelium hört, muss sich selbst ändern, muss selbst neu werden und kann nicht mehr sein wie bisher. Evangelium, das ist keine schöne Geschichte, die uns unterhalten will, sondern ein machtvolles Wort, das uns zur Entscheidung ruft.

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Markus
Und als er am Meer von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder Simons, wie sie Netze im See auswarfen. Sie waren nämlich Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Hierher - hinter mich! Und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sofort verließen sie ihre Netze und folgen ihm nach.
Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze herrichteten. Und sofort rief er sie. Und sie ließen ihren Vater mit den Tagelöhnern im Boot und gingen weg - hinter Jesus her. (Mk 1,16-20)

Wie dieses Leben unter der Herrschaft Gottes aussieht, davon handelt das Buch, das Markus schreibt. Dieses Leben besteht darin, hinter Jesus herzugehen, ihm nachzufolgen. Ein Beispiel, wie diese Nachfolge aussieht, zeigt uns Markus in diesem Abschnitt. Gleich zu Beginn berichtet er von der Berufung der ersten Jünger. Er will uns somit zeigen, dass alles andere, was in seinem Buch steht, nur dann möglich ist, wenn der Mensch als erstes diesen Schritt der Nachfolge tut, wenn er heraustritt aus seinem gewohnten Leben, wenn er umkehrt und dem Ruf Jesu folgt und ihm nachgeht.
Der Mensch folgt nicht einem inneren Antrieb, wenn er Jesus folgt, sondern der Ruf Gottes trifft ihn von außen. Er wird angesprochen, von Jesus selbst, von anderen Menschen. "Hierher - hinter mich!" ruft Jesus Simon (Petrus) und Andreas zu. Der Ruf Jesu trifft sie mitten bei ihrer gewohnten Arbeit, beim Fischen. Er trifft sie ohne Vorwarnung, mitten im Alltag. Es ist ein eindringlicher Ruf, der keine Zeit zum Zögern lässt, dem nur durch rasches Handeln Folge geleistet werden kann. Sofort, heißt es, lassen sie alles stehen und liegen und folgten Jesus nach. Genauso ergeht es auch Jakobus und Johannes und auch sie lassen ihren Vater mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und gehen hinter Jesus her.
Die ersten Jünger Jesu sind Fischer, einfache Menschen vom Land. Jesus sucht sich seine Jünger nicht unter den gelehrten Städtern. Er will nicht, dass seine Botschaft durch Bildungsdünkel verfälscht wird. Jesus sucht Menschen, die Anpacken können, die zu ihrem Wort stehen.

Ungebildete Fischer sind es, die zur Predigt ausgesandt werden, damit der Glaube der Christen in der Kraft Gottes gründet und man nicht etwa meint, er stamme von Gelehrsamkeit und Rhetorik. (Beda Venerabilis)

Und doch ist jeder von uns gerufen, aus welchem Stand er auch sein mag und wie gelehrt oder ungebildet er auch ist. Jesus kann aus jedem, der ihm vertraut, einen Jünger machen. Gottes Geist schenkt jedem die Gaben, die nötig sind, das Evangelium zu verkünden.