Und es geschah: In jenen Tagen kam Jesus von Nazaret in Galiläa und ließ sich im Jordan von Johannes taufen. (Mk 1,9)
Jesus reiht sich ein in die Schar der Sünder, die zu Johannes kommen. Was bedeutet dies? Jesus als der Sohn Gottes bedurfte der Umkehr nicht. Sein ganzes Leben auf Erden lebt er in Gemeinschaft mit seinem Vater im Himmel. Zwar war er nicht frei von Versuchungen, aber er hat nie gesündigt. Warum taucht Jesus dann mit den Sündern ein in den Jordan?
Tod für die Sünde, Leben für die Gerechtigkeit, das ist eine Formel für die Taufe. Das Eintauchen ins Wasser ist Symbol für den Tod, das fließende Wasser Symbol für die Reinigung von den Sünden. Der alte Mensch stirbt, wird rein gewaschen von den Sünden und taucht als neuer und reiner Mensch wieder aus dem Wasser auf.
Bei Jesus ist es anders. Er taucht in das Wasser, nicht um seine Sünden abzuwaschen, sondern um die Sünden all der anderen Menschen, die im Wasser der Taufe abgewaschen wurden, auf sich zu nehmen. In einem Gebet der Ostkirche heißt es:
Christus ist im Jordan erschienen, um die Wasser zu heiligen.
Und Beda Venerabilis sagt:
Jesus ließ sich taufen, um durch seine Taufe die Taufe des Johannes zu bestätigen, um das Wasser des Jordan zu heiligen und um durch die herabkommende Taube zu zeigen, dass in der Reinwaschung der Gläubigen der Heilige Geist zu ihnen kommt.
In seiner Taufe heiligt Jesus alle Wasser dieser Welt. Er lässt die Wasser aller Zeiten über sich strömen und nimmt alle Sünden, die diese Wasser zu allen Zeiten von den Menschen waschen, auf sich. So wird Jesus zum Garant dafür, dass es bei Gott eine Vergebung der Sünden für uns Menschen gibt. In Jesus nimmt Gott selbst unsere Sünden auf sich. Gott trägt alle Last der Menschheit, um die Menschen von den Lasten, die sie sich selbst und einander aufgelegt haben, zu befreien.
Jesus ist nicht nur dazu gekommen, um den Menschen zu zeigen, wie sie leben sollen. Jesus ist gekommen, um den Menschen überhaupt erst die Möglichkeit zu geben, ein gerechtes Leben zu führen. Bei all unserem Reden von Menschlichkeit vergessen wir oft, dass der Mensch nur dann wirklich menschlich sein kann, wenn er sich durch Gott von Schuld und Sünde befreien lässt. Nun können wir verstehen, warum Jesus zu den Menschen, die er heilt, immer auch sagt: Deine Sünden sind dir vergeben, geh und sündige nicht mehr. Mit seiner Taufe am Beginn des öffentlichen Wirkens zeigt uns Jesus, wie wichtig dieses Neuwerden durch Gott für uns ist.
Bereite dich, Sebulon, und schmücke dich, Naphtali!
Jordanfluss stehe still und empfange den Gebieter,
er kommt, um getauft zu werden.
Juble, Adam, mit der Urmutter.
Verbergt euch nicht wie einst im Paradies!
Nackt sah Er euch und ist erschienen,
mit dem ersten Gewand euch wieder zu kleiden.
Christus ist erschienen, erneuern will Er jedes Geschöpf.
(Gebet der Ostkirche)