Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. (Lk 24,13-14)
Zwei Jünger machen sich auf den Weg, irgendwann am Ostertag sind sie losgegangen. Wir wissen, wohin sie gehen, nach Emmaus. Was sie dort wollen, wissen wir nicht. Nur eines wird deutlich: sie haben es in Jerusalem nicht mehr ausgehalten. Sie sind verwirrt nach den Ereignissen um Jesu Tod. "Wir hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde." Nun ist er tot. Die Hoffnung auf den Falschen gesetzt? Enttäuschung macht sich breit - und Ratlosigkeit. War alles umsonst, wofür sie sich in den letzten Jahren angestrengt hatten? Zwar haben die Frauen etwas von einem leeren Grab erzählt, doch was bedeutet das? Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, können sie noch nicht glauben.
Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn?
Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. (Lk 24,15-24)
Der Weg nach Emmaus ist auf den ersten Blick kein Hoffnungsweg. Traurigkeit und Niedergeschlagenheit quälen die beiden Jünger. Wir kennen das nur allzu gut. Plötzlich werden unsere Hoffnungen enttäuscht, es läuft nicht so, wie wir es erwartet haben und dann ist alles schlecht. Wir können nichts Gutes mehr an unserer Situation erkennen, so wie die beiden auch nicht erkannten, wer sich da ihrem Weg anschloss. Die Finsternis um uns schluckt alles Licht. Gibt es nicht genug Momente in unserem Leben, wo wir denken: "Wir hatten gehofft, dass er es sei ..."
Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. (Lk 24,25-27)
Wie die beiden Jünger sind auch wir dann oft mit Blindheit geschlagen. Jesus tritt zu ihnen hinzu, geht mit ihnen, hört sich ihre Sorgen an, macht ihnen deutlich, dass sie nur die halbe Wirklichkeit sehen. "Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch zu glauben?" Doch sie erkennen in dem Fremden, der bei ihnen ist und mit ihnen redet, Jesus nicht. Er kann noch so viel aus der Schrift zitieren, über das, was mit Jesus geschehen musste. Tatsache ist, Jesus ist gestorben, egal, was die Schrift sagt.
Von Blindheit geschlagen, mit Zweifeln im Herzen, von Angst erfüllt. Sie erkennen Jesus nicht. Er ist bei ihnen, geht mit ihnen, redet ihnen zu, sie verstehen ihn nicht. Eigene Wege, eigene Gedanken, wir gehen nach Emmaus - und Jesus? - wir glauben, er ist tot. Aber ihr habt doch gesehen: Das Grab ist leer! Ach ja, ein leeres Grab, was hat das schon zu bedeuten...
Jesus hat seine Mühe mit uns Menschen. Wie schwer fällt es uns zu glauben, zu begreifen... Wie schwer fällt es uns zu glauben, dass Gott die Kraft hat, Tote zum Leben zu erwecken, zu glauben, dass der Sohn Gottes nicht im Grab bleibt, zu glauben, dass Gott uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns hingibt damit wir durch seinen Tod und seine Auferstehung das Leben haben?
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. (Lk 24,28-29)
Reden tut gut, die beiden Jünger wollen den Fremden nicht ziehen lassen. Bleib doch noch etwas bei uns, sonst sind wir wieder allein in unserem Schmerz. Liebster Jesus, wie schwer hast du an unserem Unglauben zu tragen. Den ganzen Weg hast du den beiden zugeredet und sie haben nichts verstanden. So viele Zeugnisse haben wir von dir und verstehen doch nichts. Herr, bleibe bei uns, es wird Abend, es wird dunkel, wir sehen nichts, kennen nicht den Weg. Unser Leben - was hat es für einen Sinn?