Lukas 12,49-59

Frieden u. Zwietracht

.
Heilige Schrift
Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. (Lk 12,49-50)

Feuer ist Kraft und Leben. Wenn es außer Kontrolle gerät, ist es vernichtend, doch wenn seine Kraft in rechte Bahnen gelenkt wird, dann treibt es an. Das Feuer der Sonne strahlt seine Wärme bis auf die Erde und macht erst das Leben möglich. Von diesem Feuer empfangen die Pflanzen ihre Kraft zum Wachstum. In jedem von uns brennt ein Feuer, das uns die Energie zum Leben gibt, und wenn dieses Feuer erlischt, dann sterben wir.
Antonius Maria Claret spricht vom Feuer der Liebe und um dieses zu erklären, gebraucht er das Bild einer Dampflok, die durch Feuer angetrieben wird:

"Die notwendigste Tugend ist die Liebe. Ja, das sage ich, und ich werde es noch tausendmal sagen: Die Tugend, die ein apostolischer Missionar am dringendsten braucht, ist die Liebe. Er muss Gott lieben, Jesus Christus, Maria und die Mitmenschen. Wenn er diese Liebe nicht hat, sind alle seine schönen Talente nutzlos. Verbindet sich bei ihm jedoch mit seinen natürlichen Talenten eine große Liebe, dann hat er alles.
In der Tat wirkt das Feuer der Liebe bei einem Diener des Herrn so wie das materielle Feuer in der Lokomotive der Eisenbahn und wie die Maschine in einem Dampfschiff, die alles mit größter Leichtigkeit in Bewegung setzt. Wozu nützte die ganze Maschinerie, wenn kein Feuer darin wäre und kein Dampf? Zu gar nichts nützte sie. Wozu kann es einem Priester nützlich sein, dass er seine ganze Ausbildung gemacht hat und zum Doktor der Theologie und beider Rechte promoviert wurde, wenn er das Feuer der Liebe nicht hat? Zu gar nichts. Es hat keinen Nutzen für andere, denn er wäre dann wie eine Lokomotive der Eisenbahn ohne Feuer; anstatt eine Hilfe zu sein, wäre er eher ein Hindernis."

Von einem solchen Feuer spricht Jesus, das Feuer, das auch in ihm brennt und als Funke auf die Menschen überspringt. Der Heilige Geist kam an Pfingsten in Gestalt von Feuerzungen herab und hat die ersten Christen entflammt. Bis heute brennt dieses Feuer und jeder, der in der Nachfolge Jesu leben will, muss sich von ihm entzünden lassen.
Lauheit ist eines der größten Übel. Wenn das Feuer ausgeht und etwas langsam kalt wird, dann wird es fad, niemand mag es mehr. Ein fader Christ kann niemanden begeistern. Daher ist es an uns, das Feuer in uns nie erlöschen zu lassen, uns immer neu zu entzünden an Christus, durch das Gebet, durch die Meditation der Heiligen Schrift, durch die Heilige Messe ...
Beten wir mit den Worten von darum, dass dieses Feuer der Liebe in uns brennt. Je mehr es uns verzehrt, desto mehr werden wir eins mit Jesus Christus.

Du Feuer, das immer brennt
und nie erlöscht,
du Liebe, die immer glüht
und nie lau wird,
verbrenne mich,
damit ich dich liebe.
Ich liebe dich, Jesus,
von ganzem Herzen,
mit all meiner Seele,
mit all meiner Kraft.
Ich möchte dich mehr lieben
und dass alle dich lieben.
Ich möchte dich
um meinetwillen
und um aller Geschöpfe
willen lieben.
Antonius Maria Claret
Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter. (Lk 12,51-53)

Bis hierher werden viele noch den Worten Jesu folgen. Ja, wer wünscht es sich nicht, von etwas so begeistert zu sein, dass er darüber alles andere vergisst, dass sein Leben so einen Sinn bekommt und einer ganz in seiner Aufgabe aufgeht. Auch unabhängig vom Glauben kann ein Mensch erfahren, was dieses Feuer bedeutet.
Aber dann ... nicht Frieden sondern Spaltung ist die Frucht des Feuers. Also brennt es doch nieder, gerät außer Kontrolle, wird aus der Begeisterung blinder Fanatismus? Ist es das, was Jesus will? Sind es nicht gerade solche Feuer wie Kreuzzüge und Mission mit dem Schwert, die das Christentum bis heute in den Augen vieler Menschen diskreditieren? Darf man solche Worte in einer Gesellschaft, die Toleranz als eines ihrer höchsten Ziele erhoben hat, überhaupt noch aussprechen?
Das Ergriffensein vom Feuer führt zu einer Entschiedenheit, die sich nicht durch gesellschaftliche Konventionen einengen lässt. Wer vom Feuer ergriffen ist, der geht seinen Weg und macht dabei keine faulen Kompromisse. Ich denke, das ist es, was Jesus meint. Zu seiner Überzeugung stehen, auch wenn andere das nicht verstehen. Das tun, was getan werden muss, auch wenn es zu Anfeindungen führt. Das ist Konsequenz und nicht Fanatismus.
Nie ruft Jesus dazu auf, Gewalt gegen andere anzuwenden. Und auch hier ist nicht von Gewalt die Rede. Die Spaltung, von der Jesus spricht, ist kein Fanatismus, der seine Gegner niederbrennt. Aber Entschiedenheit führt immer auch zu einer Ent-Scheidung. Das kann bedeuten, sich von engsten Familienmitgliedern zu trennen, wenn sie nicht bereit sind, den Weg mit zu tragen. Wenn auch nicht Entzweiung, so bedeutet es doch, entschieden seinen Standpunkt zu vertreten.
Jesus will uns dazu ermuntern, mit einer gewissen Selbstsicherheit durchs Leben zu gehen, uns nicht anzupassen an etwas, das unserem tiefsten Wesen widerspricht, nicht mitzumachen bei etwas, das gegen unsere Überzeugung ist. Dazu gehört Mut und wer diesen Mut beweist, der findet auch bei solchen Menschen Anerkennung, die nicht die Überzeugung teilen, die dahintersteht. Aber durch diesen Mut wird er zu einem Zeugen, der das Fundament des Glaubens auch für andere interessant werden lässt.

Außerdem sagte Jesus zu den Leuten: Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil?
Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen. Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast. (Lk 12,54-59)