Lukas 3,21-38

Taufe u.Stammbaum Jesu

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Hl. Schrift
Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel. (Lk 3,21)

Jesus reiht sich ein in die Schar der Täuflinge des Johannes. Unscheinbar steht er in der Menge, wartet geduldig, bis er an der Reihe ist. Jesus drängt sich nicht vor. Er zeigt sich als Mensch wie alle anderen. Seine Göttlichkeit ist verborgen und doch wird sie deutlich. Als Johannes ihn tauft und Jesus dabei betet, tut sich der Himmel auf und der Vater offenbart die Göttlichkeit des Sohnes. Doch der offene Himmel bedeutet mehr: nun steht jedem, der wie Jesus die Wasser der Taufe empfängt, der Himmel offen. Beda Venerabilis sagt:

Nicht für ihn, dessen Augen das Innere des Himmels schauen, tat sich der Himmel auf. Vielmehr wurde die Kraft der Taufe offenbar, denn wer aus ihr heraussteigt, dem öffnet sich das Reich der Himmel.

Taufe ist die lebendige Begegnung mit Gottes Kraft. Taufe ist mehr als ein Ritual. Der Getaufte begegnet Christus. Diese Begegnung ist kein einmaliges Geschehen, sondern von nun an ist er ganz mit Christus verbunden. Wie der Bräutigam mit der Braut so geht der Getaufte mit Christus eine lebendige Beziehung ein.
Vielleicht ist uns das etwas fremd, weil wir meist als Neugeborene getauft wurden und uns daran nicht mehr erinnern können. Schön kommt das aber in den Worten zum Ausdruck, die Johannes Chrysostomus den erwachsenen Taufbewerbern wenige Tage vor der Taufe sagt:

Ich verkünde euch, dass in drei Tagen der Bräutigam kommt. So erhebt euch, zündet die Lampen an, und empfangt mit ihrem hellen Licht den König des Himmels. Erhebt euch und wacht! Denn nicht am Tag, sondern mitten in der Nacht kommt der Bräutigam zu euch.
Wenn ihr den Ruf hört: Der Bräutigam kommt!, dann überhört seine Bedeutung nicht! Denn er ist wirklich bedeutsam und ist erfüllt von großer Menschenfreundlichkeit. Der Herr verlangte nicht, dass die Menschen zu ihm kämen, sondern er kam selbst zu uns.

Von diesem Kommen des Herrn haben wir in den vorangegangen Abschnitten des Evangeliums gehört. Lukas hat uns Gottes segensreiches und mächtiges Wirken in den Erzählungen aus der Kindheit Jesu geschildert. Nun sind etwa 30 Jahre vergangen. Ob es damals wohl jemanden gab, der sich an den Stall von Betlehem und an den Besuch der Weisen aus dem Morgenland erinnert hat, als er Jesus in das Wasser des Jordan steigen sah und miterlebte, wie er von Johannes getauft wurde?
Kaum einem wird der Sohn des Zimmermanns aus Nazaret bis dahin ein Begriff gewesen sein. Nur Johannes weiß um das Große seiner Person. Aber auch er tut sich schwer, Jesus zu erkennen. Das Auftreten Jesu ist so anders, als er es vorhergesagt hat. Jesus kommt nicht mit Pauken und Trompeten, er kommt ganz unscheinbar, als einer der Vielen in der Menge.
Und doch kommt Jesus, um sein Königtum anzutreten. Kein Geringerer als Gott Vater selbst legitimiert seine Herrschaft. Doch wie sieht diese Herrschaft Gottes aus? Sie unterscheidet sich grundlegend von all dem, was Menschen sich unter Herrschaft vorstellen. Daher kam es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zu grundlegenden Missverständnissen darüber, was man unter dem Reich Gottes auf Erden zu verstehen habe. Der Prophet Jesaja zeigt uns das Wesen der Gottesherrschaft:

Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Ja, er bringt wirklich das Recht.
Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen und fasse dich an deiner Hand. Ich habe dich bewahrt und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker herauszuführen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien. (Jes 42,1-3.6-7)

Die Gottesherrschaft stützt sich nicht auf Waffen und Gewalt, sondern allein auf Gottes Macht, die sich auf Wegen durchsetzt, die dem Menschen oft verborgen bleiben. Gott muss nicht wie Menschen um seine Herrschaft kämpfen. Er findet einen Weg selbst dort, wo Menschen bereits jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben haben.
Gottes Herrschaft muss nicht mit lauter Stimme und grölender Propaganda verbreitet werden. Gottes Heer schreitet nicht mit schweren Stiefeln durch das Land, die alles zertrampeln, was sich ihnen in den Weg stellt. Gottes Herrschaft baut sich nicht auf Intrigen auf und hat es nicht nötig, sich durch Lobbyarbeit von den Reichen und Mächtigen abhängig zu machen und deren Interessen zu vertreten.
Gottes Herrschaft greift ein, wo Menschen unterdrückt und ungerecht behandelt werden. Gott tritt wirklich ein für Recht und Gerechtigkeit. Nicht für das, was die Mächtigen für Recht halten, sondern für eine Gerechtigkeit, die allen Menschen zu dem Recht verhilft, das ihnen zusteht.
Gottes Herrschaft bringt nicht Finsternis und Unterdrückung über die Erde, sondern Licht, das alle Menschen erleuchtet. Alle Menschen, das heißt die Fernen und Nahen, Gottes auserwähltes Volk und auch all jene, die Gott noch nicht kennen. Das bedeutet für uns, dass wir Gott nicht exklusiv für unsere Interessen in Beschlag nehmen dürfen. Als Getaufte und zum Herrn gehörende dürfen wir uns nicht zurücklegen und denken, wir hätten ja alles, was wir brauchen. Als Glaubende sind wir vielmehr dazu aufgefordert, immer wieder zu prüfen, ob wir nicht unsere eigene Selbstgerechtigkeit bereits als Gottes Gerechtigkeit ansehen.

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Hl. Schrift
Und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. (Lk 3,21-22)

Die Taufe des Herrn wird in der Kunst auf vielfältige Weise dargestellt. Im Mittelpunkt steht der Herr, der nackt in die Fluten des Jordan steigt. Ganz Mensch ist er hier, der Sohn Gottes. Er, der frei ist von jeder Sünde und der Umkehr nicht bedarf, nimmt die Taufe des Johannes auf sich, der die Menschen zur Umkehr ruft. Er, der stärker ist als Johannes und mit Heiligem Geist und Feuer taufen wird, taucht in Demut in die Wasser des Jordans.
Rechts sehen wir Johannes den Täufer. Er überragt Jesus, den er tauft. Zu beiden Seiten des Jordan stehen Gestalten, auf der einen Seite sind es oft Engel, sie tragen die Gewänder Jesu in den Händen, um ihn zu bekleiden, wenn er aus dem Wasser steigt. Hinter Johannes sehen wir dessen Jünger, einige von ihnen werden bald Jesu Jünger sein.
Dann geht der Blick nach oben. Von dort kommt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Ein alter Mann oder eine Hand aus der Wolke stellen Gottvater dar, der zu Jesus Christus spricht: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden." Die Taufe des Herrn wird so zu einem innertrinitarischen, ganz von Gott gewirkten Geschehen. In der Taufe offenbart sich die Gottheit Jesu Christi. Der als Mensch im Jordan steht, ist Gottes geliebter Sohn seit Ewigkeit. Er bedarf der Taufe nicht, weil er schon immer eins ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist, und doch nimmt er sie auf sich, weil sich so die Gerechtigkeit, der Wille des Vaters erfüllt.
Johannes der Täufer wirkt mit an diesem Geschehen. Obwohl Gott, der in sich vollkommen ist, des Menschen nicht bedarf, muss dennoch Johannes der Täufer mitwirken am Werk Gottes, indem er Jesus tauft. Obwohl Gott des Menschen nicht bedarf, hat er ihn geschaffen, aus reiner Liebe. Weil Gott den Menschen liebt, kam der Sohn Gottes in die Welt, um den Willen des Vaters zu tun. Gott will das Heil und die Erlösung des Menschen. Nur, wenn auch der Mensch Ja sagt zu Gottes Plan, kann sein Heil Wirklichkeit werden.
Gott will jeden Menschen hineinnehmen in das Wirken seiner Liebe. Der Vater spricht: Du bist mein geliebter Sohn. Dieses Wort Gottes gilt uns allen, wenn wir bereit sind, in Gottes Liebe einzutreten, wenn wir bereit sind, Ja zu sagen zu seinem Willen. Der erste Schritt dazu ist die Taufe, in der Gott uns von unseren Sünden reinigt und uns annimmt als seine geliebten Kinder. Was wir in der Taufe begonnen haben, gilt es in unserem Leben immer mehr zu verwirklichen.
Gottes Liebe zu uns Menschen offenbart sich in der Taufe Jesu. Folgen wir diesem Ruf der Liebe Gottes. Sagen wir Ja zu seinem Willen, geben wir ihm unsere Stimme, unsere Hände, uns selber ganz und gar.

Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat. Man hielt ihn für den Sohn Josefs. Die Vorfahren Josefs waren: Eli, Mattat, Levi, Melchi, Jannai, Josef, Mattitja, Amos, Nahum, Hesli, Naggai, Mahat, Mattitja, Schimi, Josech, Joda, Johanan, Resa, Serubbabel, Schealtiël, Neri, Melchi, Addi, Kosam, Elmadam, Er, Joschua, Eliëser, Jorim, Mattat, Levi, Simeon, Juda, Josef, Jonam, Eljakim, Melea, Menna, Mattata, Natan, David, Isai, Obed, Boas, Salmon, Nachschon, Amminadab, Admin, Arni, Hezron, Perez, Juda, Jakob, Isaak, Abraham, Terach, Nahor, Serug, Regu, Peleg, Eber, Schelach, Kenan, Arpachschad, Sem, Noach, Lamech, Metuschelach, Henoch, Jered, Mahalalel, Kenan, Enosch, Set, Adam; (der stammte von) Gott. (Lk 3,23-38)