1 Johannes 3,1-24

Kinder Gottes

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Liebe
Seht, welche Liebe uns der Vater uns geschenkt hat:
Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. (1Joh 3,1a)

Der Mensch könnte leicht mutlos werden und verzweifeln, wenn er sieht, wie sehr er immer wieder hinter dem Ziel, das Gott ihm setzt, zurück bleibt. Wir fragen uns, ob wir wirklich fähig sind zu dieser Gotteskindschaft. Ja, wir sind es! Manche Menschen brauchen die Ermahnung, sich eifriger darum zu kümmern, wie sie leben. Es gibt aber auch Menschen, die in allem von Skrupeln befallen sind, die nur das Schlechte sehen und das Gute nicht sehen können. Sie meinen, des Geschenkes der Gotteskindschaft nicht würdig zu sein, und können es deshalb nicht annehmen. Vielleicht sind gerade sie es, die Johannes mit den folgenden Worten im Blick hat:

Gottes Barmherzigkeit ist nicht eine abstrakte Idee, sondern eine konkrete Wirklichkeit, durch die Er seine Liebe als die Liebe eines Vaters und einer Mutter offenbart, denen ihr Kind zutiefst am Herzen liegt. Es handelt sich wirklich um eine leidenschaftliche Liebe. Sie kommt aus dem Innersten und ist tiefgehend, natürlich, bewegt von Zärtlichkeit und Mitleid, von Nachsicht und Vergebung. (Papst Franziskus)
Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. (1Joh 3,1b)

Die Kinder Gottes ereilt das gleiche Schicksal wie den Sohn. Gott offenbart sich der Welt, aber die Welt erkennt ihn nicht. Sie erkennt auch nicht die Kinder Gottes, und so, wie sie Gott töten wollte, so verfolgt sie nun seine Kinder.
Gotteskindschaft geschieht im Verborgenen, zumindest war die Welt angeht. Vor der Welt sind die Kinder Gottes verborgen. Doch Gott schaut auf sie. Er erkennt sie in seiner Liebe.
Was aber jetzt verborgen ist, wird offenbar werden, wenn Gott selbst offenbar wird vir der ganzen Welt.

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Gott ist Licht
Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. (Joh 3,2)

Kinder Gottes, das sind die Heiligen und das Ziel der Heiligkeit ist nichts Geringeres als die Schau Gottes. Wir glauben, dass Gott die Fülle von allem Guten ist. Er ist die Liebe, die Weisheit, in ihm ist das Leben. Wer ihn schaut, sieht die Liebe, wer ihm nahe kommt, hat das Leben und alle Erkenntnis.
Durch die Liebe sind wir schon hier auf Erden mit Gott verbunden. Jeder Mensch ist von Gott gut geschaffen, ist Gottes geliebtes Kind und gleicht einem vollkommenen Kristall, der unheimlich wertvoll ist. Doch in der Dunkelheit kann selbst der vollkommenste Kristall seine Schönheit nicht entfalten. Er braucht das Licht, das ihn zum Leuchten bringt. Dieses Licht hat der Mensch nicht aus sich selbst, sondern es kommt von Gott. Wenn der Mensch sich von Gottes Licht, von seiner Gnade, seiner Liebe und Güte bestrahlen lässt, dann wird er in Licht verwandelt, das Licht Gottes strahlt durch ihn in die Welt. Das ist das Geheimnis der Heiligkeit, zu der jeder Mensch berufen ist.
Dieses Leuchten wird seine Vollendung finden im neuen Leben aller Heiligen bei Gott. Wir werden dann sehen, dass wir mit all unserem Streben nach Heiligkeit noch unendlich weit entfernt waren von Gottes Heiligkeit. Doch seine Gnade wird diesen Spalt überbrücken. Und da selbst der größte Heilige auf Erden noch so unendlich weit von Gott entfernt ist, wird es im Himmel keinen Unterschied mehr geben zwischen den großen und den kleinen Heiligen. Alle wird Gott zu sich führen und ihnen seine Nähe schenken und alle werden ihn sehen wie er ist. Im Angesicht Gottes wird es kein mehr und weniger, kein größer und kleiner geben. Gott bringt alle zum Staunen und das eine Ewigkeit lang. Er wird all unsere Sehnsucht in alle Ewigkeit erfüllen, wir werden in unfassbarem Glück leben und wir werden ein nie endender Lobpreis Gottes sein.

Jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist.
Jeder, der die Sünde tut, handelt gesetzwidrig; denn Sünde ist Gesetzwidrigkeit.
Ihr wisst, dass er erschienen ist, um die Sünden wegzunehmen, und in ihm ist keine Sünde. Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht. Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und ihn nicht erkannt.
Meine Kinder, lasst euch von niemandem in die Irre führen! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist.
Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören.
Jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde, weil Gottes Same in ihm bleibt, und er kann nicht sündigen, weil er von Gott stammt. Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott.
Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben und nicht wie Kain handeln, der von dem Bösen stammte und seinen Bruder erschlug. Warum hat er ihn erschlagen? Weil seine Taten böse waren, die Taten seines Bruders aber gerecht.
Wundert euch nicht, Brüder und Schwestern, wenn die Welt euch hasst! Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder und ihr wisst: Kein Menschenmörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt.
Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben. Wenn jemand die Güter dieser Welt hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Liebe Gottes in ihm bleiben? Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. (1Joh 3,3-18)
In Tat und Wahrheit tritt Jesus auf, tritt Jesus seinen Abstieg an, kommt er als Licht in die Finsternis dieser Welt, will er mein Leben wandeln, heilen und erneuern.
In Tat und Wahrheit sollen Jesu Jünger heute bezeugen, woran sie glauben, worauf sie hoffen, woraus sie leben, die Hingabe für das ewige Heil der Menschen.
In Tat und Wahrheit das Evangelium verkünden, nicht mit Lippenbekenntnissen, nicht mit frommen Reden, sondern in gelebter Solidarität mit den Armen.
In Tat und Wahrheit Gott verherrlichen im Dienst an den Menschen, im Teilen der Hoffnung und der Güter der Erde, im geschenkten Erbarmen Gottes für alle.
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Gott ist Licht
Und daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind. Und wir werden vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß. Geliebte, wenn das Herz uns aber nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht; und alles, was wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt. (1Joh 3,19-22)

Oder in einer näher am Urtext orientierten Übersetzung:

Im Angesicht Gottes werden wir unser Herz von Folgendem überzeugen:
Gott ist größer als unser Herz für den Fall, dass unser Herz uns verurteilt.
Denn Gott weiß alles.
Ihr Lieben!
Wenn unser Herz uns aber nicht verurteilt, dann können wir freimütig vor Gott treten, und das Erbetene empfangen wir von ihm, denn wir halten seine Gebote und tun, was ihm gefällt. (1Joh 3,19-22)

Es gibt Hoffnung für uns. Unser Herz ist oft eng. Mit unserem engen Herzen urteilen wir schnell über uns und andere. Wir sehen oft nur das, was wir sehen wollen. Die Wahrheit aber geht tiefer. Wir sehen oft nicht, warum ein Mensch wirklich fällt, was da alles in seinem Leben zusammenkommt.
Gott ist größer als unser Herz. Er weiß alles. Mit seinem von Liebe weitem Herzen erfasst er alles. Er sieht die Reue eines Menschen, wo andere nur die Sünde sehen. Gott sieht uns, wie wir wirklich sind.
Jeder Mensch bedarf Gottes vergebender Liebe. Treten wir freimütig vor ihm hin!

Dazu eine kleine Anekdote aus dem Leben von Don Bosco:
Ein Mann kam zu ihm in den Beichtstuhl. "Wann war ihre letzte Beichte?" fragte Don Bosco. Der Mann dachte nach. "Vor zehn Jahren." - "Also, das macht dann Zehn Franken", sagte der Priester gelassen. "Wieso, ich dachte, die Lossprechung sei kostenlos!" - "Was? Sie haben das gewusst?" staunte Don Bosco. "Warum haben sie dann zehn Jahre gewartet?"

Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat. (1Joh 3,23-24)