1 Johannes 1,5-7

Licht und Finsternis

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Gott ist Licht
Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden:
Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm. (1Joh 1,5)

Charakteristisch für Johannes ist der Gegensatz Licht - Finsternis. Gott ist Licht. Im Evangelium wird dann Jesus Christus das wahre Licht genannt, das in der Finsternis leuchtet, aber nicht von ihr erfasst wird. Gottes Licht ist heller als alles Dunkel menschlicher Finsternis. Das Böse hat nicht die Macht, das Licht Gottes auszulöschen. Das Licht Gottes wird immer bleiben. In Gott selbst aber gibt es keinerlei Finsternis.
Dazu ein Wort des Theologen Alexander Schmemann, das besonders den Atheismus des Kommunismus im Blick hat, aber auch gut in unsere Zeit heute passt:

Ihr sagt, jeder Gegenstand der Sehnsucht sei nicht wahr, da er nicht existiere. Euer sogenannter wissenschaftlicher Atheismus beschränkt sich darauf, dass ihr eigenmächtig und kategorisch eine ganze Dimension menschlicher Erfahrung für nichtexistent, unnötig und schädlich erklärt habt.
Um mit euch in eurer Sprache zu streiten, muss man zunächst in einen dunklen Keller hinabsteigen,
wo man den Himmel nicht mehr sieht - und deshalb wird er geleugnet,
wo die Sonne nicht scheint - und darum wird die Schönheit verneint,
wo Freude unmöglich - und somit alles böse und traurig ist.
Wenn du aber aus dem Keller herauskommst und dich aufrichtest, findest du dich in einer vor Freude jubelnden Kirche.

Und diese Kirche freut sich, dass das Licht zu uns in die Welt gekommen ist und bis heute scheint durch alle Finsternis hindurch und dass jeder Mensch aus der Finsternis heraus zu diesem Licht kommen kann, das ihn erhellt und froh und glücklich macht.

Zu erkennen ist hier eine starke Theozentrik. Gott ist Licht, mit Gott haben wir Gemeinschaft. Im Evangelium wird dann die Christozentrik stärker sein. Christus ist das Licht. Dennoch erscheinen Christus und Gott gleichwertig. Jesus als der Sohn Gottes ist dem Vater nicht untergeordnet. Sicher war es in der Frühzeit des Christentums nicht einfach, ausgehend vom strengen Monotheismus des Alten Testamentes, den Monotheismus eines dreifaltigen Gottes gedanklich und begrifflich nachzuvollziehen und die Kirche wird ja hier noch lange um das rechte Verständnis ringen.

Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und doch in der Finsternis wandeln, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde. (1Joh 1,6-7)

Wer Gott begegnet, macht die Erfahrung seiner Heiligkeit und Makellosigkeit. Der Mensch aber erfährt sich als Sünder. Gegenüber der Reinheit Gottes wird die Sünde nicht nur in ihrer Dunkelheit, in ihrer Unreinheit und Bösartigkeit entlarvt, sondern sie wird auch als das Gottwidrige abgestoßen.

Der heilige Gott kann die Sünde nicht neben sich dulden." (Leo Kardinal Scheffczyk)

Aber doch will Gott Gemeinschaft mit dem Menschen haben. Wie aber ist das möglich?
Gott schenkt die Vergebung der Sünden. Er schenkt dem Menschen die Möglichkeit, Anteil zu haben an seiner Reinheit und Heiligkeit.

Der heilige Gott ist ein Gott der Liebe und des Lebens, der sich mit der Lieblosigkeit und dem Tode, die in der Sünde angelegt sind, nicht abfindet. Er will die Aufhebung der Gottesfeindschaft des Sünders zugunsten einer neuen Gottesfreundschaft, die Wandlung des Todes zum Leben, die Umgestaltung des Sünders zum Gerechten und Gottliebenden. (Leo Kardinal Scheffczyk)

Das setzt aber auch die Bereitschaft des Menschen voraus, im Licht zu leben, so wie Gott im Licht ist. Wer in die Gemeinschaft mit Gott eintreten möchte, muss die Finsternis hinter sich lassen und ins Licht kommen. In die Gemeinschaft mit Gott treten die ein, die das Zeugnis des Johannes und der anderen Zeugen des Wortes annehmen. Diese Annahme setzt aber auf Seiten der Hörer zugleich die Bereitschaft voraus, ihr Leben zu ändern. Wie dieses neue Leben aussieht, lässt sich nicht in wenigen Worten erklären, sondern wird erst deutlich, wenn man den Brief in seiner Gesamtheit überblickt.
Ein entscheidendes Thema ist hier die Frage nach der Sünde. Wer Gemeinschaft mit Gott hat, der hat Anteil an der reinigenden Wirkung des Blutes Christi. Johannes setzt hier bei den Lesern ein gewisses Vorverständnis voraus, wird aber im Laufe des Briefes noch genauer erklären, was diese Reinigung durch Jesu Blut bedeutet.
Das Eintrittstor in das Christentum ist von Anfang an die Taufe. Wer das Zeugnis über Christus glaubend annimmt und die Gemeinschaft mit ihm sucht, der wird durch die Taufe in die Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen. Durch die Taufe wird der Mensch von seinen früheren Sünden befreit und beginnt nun ein neues Leben.
Das neue Leben ist ein Leben im Licht. Wer sich taufen lässt und trotzdem so weiterlebt wie bisher, in der Finsternis, der belügt sich selbst und die anderen. Was aber, wenn einer bereit dazu ist, im Licht zu leben, den Vorsatz hat, ein neues Leben zu leben, aber trotzdem sündigt? Gehören diese Menschen auch der Finsternis an? Ist nur eine kleine Elite von ganz reinen fähig, im Licht zu leben? Ist ein Mensch überhaupt dazu fähig, nicht mehr zu sündigen?