1 Johannes 1,1

Einführung

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Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben vom Wort des Lebens. (1Joh 1,1)

Der erste Johannesbrief ist von seinem Aufbau her nicht eindeutig als Brief zu charakterisieren. Es fehlen die typischen Elemente der antiken Briefliteratur wie Einleitung mit Absender- und Adressatenangabe und Briefschluss mit Grußlisten. Demzufolge finden wir hier (ähnlich wie bei den Evangelien) keine Verfasserangabe. Sprachlich weist der Brief viele Gemeinsamkeiten mit dem Johannesevangelium auf. Zudem bezeichnet sich der Autor als Augenzeuge Jesu Christi. Daher wurde der Verfasser dieses Schreibens mit dem Apostel und Evangelisten Johannes gleichgesetzt, wofür sich Ende des 2. Jahrhunderts bei Irenäus von Lyon erste Belege finden. Viele moderne Exegeten aber haben Zweifel daran, dass alle johanneischen Schriften (Evangelium, Briefe, Offenbarung) von einem Autor stammen und gehen von einer johanneischen Schule aus, der die verschiedenen Autoren angehört haben.
Auch die Entstehungszeit ist umstritten. Während viele Exegeten davon ausgehen, dass der erste Johannesbrief gegen Ende des 1. Jahrhunderts verfasst worden ist, hält Klaus Berger ihn für ein frühes Zeugnis christlichen Glaubens. Klaus Berger, der eine Frühdatierung aller johanneischen Schriften vertritt, setzt seine Entstehungszeit etwa zeitgleich derjenigen der Paulusbriefe an, etwa um das Jahr 55. Somit wäre der erste Johannesbrief nach dem 2. und 3. Johannesbrief, aber noch vor dem Johannesevangelium entstanden, da der 2. und 3. Johannesbrief noch keine so ausgeprägte Begrifflichkeit aufweisen wie es der erste Johannesbrief tut. Dort wiederum klingen Gedanken und Begriffe an, die dann erst im Johannesevangelium in ihrer tieferen Bedeutung entfaltet werden.