Johannes 15,18-16,33

Abschied und Beistand

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Heilige Schrift
Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. (Joh 15,18-19)

Jesus hat über die Gemeinschaft der Jünger gesprochen, ihre Einheit in der Liebe, über seine Freundschaft mit ihnen und die Gemeinschaft mit dem Vater. So in Einheit und Liebe verbunden, wird der jungen Kirche keine Macht der Welt Schaden zufügen können und diese Einheit in der Liebe gibt den Jüngern die Kraft, den Hass der Welt zu ertragen. Die Kirche hat zu allen Zeiten mit Anfeindungen zu rechnen, weil die Nachfolge Jesu immer auch eine klare Abgrenzung vom Mainstream der Gesellschaft bedeutet.

Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat. Wenn ich nicht gekommen wäre und nicht zu ihnen gesprochen hätte, wären sie ohne Sünde; jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Wenn ich bei ihnen nicht die Werke vollbracht hätte, die kein anderer vollbracht hat, wären sie ohne Sünde. Jetzt aber haben sie (die Werke) gesehen und doch hassen sie mich und meinen Vater. Aber das Wort sollte sich erfüllen, das in ihrem Gesetz steht: Ohne Grund haben sie mich gehasst. Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid. (Joh 15,20-27)

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst!

Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert. Das habe ich euch nicht gleich zu Anfang gesagt; denn ich war ja bei euch.
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Heilige Schrift
Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde: dass sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; Gericht: dass der Herrscher dieser Welt gerichtet ist.
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden. (Joh 16,1-15)

Das Wesen der Dreifaltigkeit wird uns in seiner ganzen Tiefe stets unergründlich bleiben. Doch Jesus selbst hat uns Einblicke darin gewährt, dass wir es erahnen können. Jesus will uns den tiefen Zusammenhang der drei göttlichen Personen beschreiben.
Alles, was der Vater hat, hat in gleicher Weise der Sohn, der Geist schöpft aus dieser Fülle und kündet davon den Jüngern. Alles, was der Vater hat, ist mein, sagt Jesus. Was ist es, das der Vater hat und ganz dem Sohn schenkt? Es ist die Liebe. Der Vater ist der Ursprung der Liebe uns schenkt seine Liebe ganz dem Sohn. Der Heilige Geist ist das Band der Liebe, die Vater und Sohn vereint. Der Heilige Geist ist es auch, der uns Menschen hineinnimmt in diese Liebe.
Die Liebe, die vom Vater ausgeht, hat der Sohn uns auf Erden offenbart. Er hat uns Menschen das Heil gebracht, das uns der Vater schenken will. Wenn wir an den Sohn glauben, wird uns der Heilige Geist hineinführen in die Liebe Gottes, in der alle eins sind untereinander und mit Gott. Die Verkündigung dieser Liebe bringt der ganzen Welt Freude. Jesus freut sich, dass der Vater sich durch ihn der Welt offenbaren will. Der Heilige Geist ist der Mittler dieser Freude. Die Freude breitet sich aus, wo Gottes Wort den Menschen trifft.
Über die Freude, die Gottes Offenbarung bewirkt, schreibt Papst Franziskus:

Hier bricht sich die innere Freude der Dreifaltigkeit Bahn, die sich, wenn sie sich den Menschen kundtut, auch in ihren Herzen regt. ... Diese Freude verleiht Tapferkeit und sie drängt uns, denn wer sie erfährt, kann über das, was er gesehen und gehört hat, unmöglich schweigen. ... Es ist eine Freude, die alle menschlichen, übernatürlichen und sogar wundersamen Erfolge übersteigt. Und die Fülle dieser Freude besteht darin, dass die Namen der Menschen, denen sie zu Teil wird, im Himmel eingeschrieben sind. ...
Wer Jesu Stimme hört, wird von Freude erfüllt. Doch diese Freude hat eine endzeitliche Dimension. Wie Jesus voll Freude und vom Heiligen Geist erfüllt war, so wird auch unsere Freude mit der Hilfe desselben Geistes lernen, über die Zeit hinauszublicken. Durch die Freude erhält die Geschichte unserer Erlösung Zugang zur Herrlichkeit Gottes. ...
Das ist die Herrlichkeit, die Christus offenbart, von der er geradezu überquillt, die Herrlichkeit, die uns jetzt in der Hoffnung erleuchtet weil sie Fülle des Lichtes ist: die Hoffnung, Gottes Herrlichkeit einst auf ewig schauen zu dürfen. ... Am Ende wird die Offenbarung Gottes ganz Licht sein, Licht auf immer, und das nicht nur für jeden einzelnen von uns, sondern für die ganze Welt.

Das Licht des dreifaltigen Gottes, das jetzt schon in unserer Zeit leuchtet, wird dann alles in sich erfüllen. Dann werden wir Gott schauen wie er ist und dieses Schauen wird uns eine ganze Ewigkeit lang die Quelle unvergänglicher Freude sein.

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Jesus

Eine der bekanntesten Darstellungen der Heiligsten Dreifaltigkeit ist die Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rublev. Sie ist eine Einladung, hineinzutreten in den heiligen Kreis der Dreifaltigkeit. Das Vorbild der Ikone ist der Besuch der drei Engel bei Abraham an der Eiche von Mamre (Gen 18). Diese Stelle wird seit jeher als alttestamentliche Offenbarung der Dreifaltigkeit gedeutet. Dazu sagt Henri Nouwen:

Das Erscheinen der Engel ist das Vorbild der göttlichen Sendung, dass Gott uns seinen einzigen Sohn schickt, um ihn für unsere Sünden hinzugeben, und uns neues Leben durch den Geist verleiht. ... Das Kalb, das Abraham den Engeln vorsetzte, wird zum Opferlamm, von Gott erwählt vor der Erschaffung der Welt. ... Dieses Opferlamm ist die Mitte der Ikone.

Die drei göttlichen Engel der Ikone sind nach einer verbreiteten Interpretation in ein ewiges Gespräch vertieft, das nur eines zum Inhalt hat: die Erlösung des Menschen. Wir können den dreifaltigen Gott in seinem Gott-Sein nie vollkommen erkennen. Was wir von ihm sehen, ist sein Heilswirken an den Menschen, durch das er sich als ein Gott der Liebe offenbart. Die Liebe Gottes wird am deutlichsten sichtbar durch das Erlösungswerk Jesu Christi, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung zu unserem Heil. Wie Jesus Christus es verheißen hat, wirkt der Heilige Geist sein Werk auf Erden fort.
So erkennen wir auch das Heilszeichen der Christen, das Kreuz, in dieser Ikone wieder. Lebensbaum, Gottes Sohn (mittlerer Engel), Schale mit Lamm und die rechteckige Vertiefung im Tisch, die Symbol für die Welt ist, stellen den Längsbalken dar, das Wirken Gottes hin zu uns Menschen. Die Köpfe von Vater und Heiligem Geist (linker und rechter Engel) bilden den Querbalken. Gott ruht in sich und doch geht sein Heilswirken aus dieser Ruhe hinaus auf uns Menschen zu. Zugleich werden wir durch Gottes Heilswirken hinein genommen in den Kreis der Ruhe, die die göttlichen Personen umgibt. Gott nimmt uns hinein in seine Liebe und schützt uns vor allen Ängsten der Welt und der Macht der Finsternis.

Im Haus Gottes leben ist jedoch nicht nur ein Schutz vor einer Welt voller Ängste, sondern auch die Offenbarung der verborgenen Schönheit Gottes. Rublevs Ikone lässt uns einen ersten ahnenden Blick auf diese unsagbare Schönheit tun. (Henri Nouwen)

Untersuchungen haben ergeben, dass der Ikone Rublevs in der Ikonostase der Kirche, in der jede Ikone ihren festen Platz hat, der Platz der Pfingstikone zugedacht war. Es ist der Heilige Geist, der uns hinein nimmt in das Wirken der Dreifaltigkeit und uns Gottes Liebe offenbart. Mit der Taufe erhalten wir Anteil an Gottes Erlösungswerk. Der Heilige Geist ist es, der uns an alles erinnert, was Jesus Christus getan und gelehrt hat.
So können wir die enge Verbindung herstellen zwischen dem Pfingstfest und dem Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Wenn wir so das Wesen des dreifaltigen Gottes bedenken, können wir auch erkennen, dass es sich dabei nicht um weltfremde theologische Spekulationen handelt, sondern dass die Lehre von einem dreifaltigen Gott zutiefst praktisch fundiert ist. Nur der drei-eine Gott ist der Gott, von dem wir vollkommene Liebe und ewiges Heil erhoffen dürfen.
Die selige Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit bringt unsere Sehnsucht nach dem vollkommenen Eintreten in den Kreis des göttlichen Heils in einem Gebet zum Ausdruck:

O mein Gott, Dreifaltigkeit die ich anbete! Hilf mir, mich selbst ganz zu vergessen, um mich ganz in dir zu gründen, unwandelbar und friedvoll, so als wäre meine Seele bereits in der Ewigkeit. Nichts soll meinen Frieden stören können, nichts mich dazu bringen können, dich zu verlassen, o du mein unwandelbarer Gott. Vielmehr soll jede Minute mich weiter in die Tiefe deines Geheimnisses hineinführen! Schenke meiner Seele Frieden, mache sie zu deinem Himmel, zu deiner geliebten Wohnung und zum Ort deiner Ruhe. Möge ich dich dort nie verlassen, sondern voll und ganz dort sein, ganz wach in meinem Glauben, ganz anbetend und ganz mich hingebend an dein schöpferisches Handeln.
Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: Was meint er damit, wenn er zu uns sagt: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen? Und was bedeutet: Ich gehe zum Vater? Sie sagten: Was heißt das: eine kurze Zeit? Wir wissen nicht, wovon er redet. Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sagte zu ihnen: Ihr macht euch Gedanken darüber, dass ich euch gesagt habe: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.
Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern euch offen den Vater verkünden werde. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Da sagten seine Jünger: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.
Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt. (Joh 16,16-33)