Johannes 13,16-30

Der Verräter

.
Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen. (Joh 13,16-18a)

Jesus hat seinen Jüngern einen Liebesdienst erwiesen, einen Dienst, der normalerweise Sklaven zukommt. Die Jünger tun sich schwer damit, zu verstehen, was Jesus ihnen damit zeigen will. Petrus wehrt sich heftig dagegen. Wie kann der Herr und Meister einem Jünger die Füße waschen? Für Judas Iskariot ist es die letzte Tat Jesu, die ihn dazu bringt, ihn zu verraten. Die Deutung bei Johannes legt nahe, dass er nicht verstanden hat, was Demut bedeutet. Er wollte vom Messias Zeichen der Größe und nicht der Demut. Er wollte nicht einen Messias, der dient, sondern einen der herrscht und mit dem er selbst herrschen kann.

Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Einer, der mein Brot aß, hat mich hintergangen. (Joh 13,18b)

Jesus zitiert hier Psalm 41,10:

Auch mein Freund, dem ich vertraute, hat seine Ferse gegen mich erhoben.

Es klingt auch Psalm 55,13-14 an:

Nicht ein Mann, der mich hasst, tritt frech gegen mich auf ... Nein, du bist es, ein Mensch aus meiner Umgebung, mein Freund, mein Vertrauter.

Der Verräter kommt aus dem engsten Kreis um Jesus. Die anderen Jünger scheinen nichts davon zu ahnen. Sie wissen auch nicht, was Jesus an diesem Paschafest bevorsteht. Jesus aber weiß es.

Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
Nach diesen Worten war Jesus im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. (Joh 13,19-26)

Der Lieblingsjünger an der Seite Jesu, der Überlieferung nach ist es Johannes, soll Jesus fragen, wer der Verräter ist. Petrus gibt ihm den Auftrag dazu durch Kopfnicken. Das Eintauchen und Weiterreichen des Brotes ist ein Zeichen der Zuneigung. Jesus leibt Judas, auch wenn er weiß, was dieser vorhat. Doch Judas kann den Liebeserweis des Herrn nicht mehr annehmen. Zu tief ist der Graben zwischen ihm und dem Herrn. Der Satan ergreift von ihm Besitz.

Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. (Joh 13,27-30)

Noch immer können die anderen Jünger nicht verstehen, was hier geschieht. Judas aber weiß, was er zu tun hat. Doch mit seinem Schritt in die Nacht wendet er sich endgültig ab vom Licht. Auch wenn nun die Finsternis über das Geschehen um Jesus die Macht zu gewinnen scheint, behält Gott doch die Kontrolle über das, was geschieht. Jesus und seinen Jüngern stehen dunkle Stunden bevor. Doch am Ende behält das Licht die Macht über die Finsternis.