2Thessalonicher

Überblick

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Heilige Schrift
Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde von Thessalonich, die in Gott, unserem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn, ist: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. (2Thess 1,1-2)

Anders als beispielsweise beim ersten und zweiten Korintherbrief stellt der zweite Thessalonicherbrief nach Ansicht heutiger Exegeten keine Fortsetzung des Briefwechsels des Apostels Paulus mit der Gemeinde von Thessalonich dar, sondern ist eine gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfasste Schrift eines unbekannten Autors, der im Namen und mit der Autorität des Apostels Paulus Irrlehren bekämpfen will, die sich zu seiner Zeit in der Kirche verbreiten, und die möglicherweise auf eine Fehlinterpretation der Lehre über die Auferstehung zurückgehen, die Paulus im ersten Thessalonicherbrief formuliert hat.
Das Präskript des zweiten Thessalonicherbriefes weist eine starke Ähnlichkeit zu dem des ersten Thessalonicherbriefes auf, wie sie sich sonst unter den Paulusbriefen nicht findet. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Autor damit die Leser von der Echtheit des Briefes überzeugen möchte. Betrachtet man die beiden Briefe näher, so zeigen sich auch auffällige Parallelen in der Gliederung. Der Verfasser von 2Thess muss also 1Thess gekannt haben, jedoch findet sich kein Verweis auf einen Vorgängerbrief.
Jeder Abschnitt in 2Thess hat ein Gegenstück in 1Thess, jedoch setzt 2Thess bei der Argumentation seines Schwerpunktthemas, der Frage nach der Parusie, der Wiederkunft des Herrn, ganz neue Akzente. Auch der Hinweis auf die persönlichen Bezüge zwischen Apostel und Gemeinde, die in 1Thess zum Ausdruck kommen, fehlen in 2Thess, und der Brief wirkt im Gegensatz zu 1Thess viel unpersönlicher.
Nach dem Gruß folgt der Dank des Verfassers und der Ausdruck seiner Freude über den Zustand der Gemeinde. Ähnlich positiv hat sich Paulus in 1Thess geäußert. Die Freude über die Standhaftigkeit der Gemeinde in den Verfolgungen nutzt der Verfasser als Überleitung zu seinem Hauptthema, der Frage nach der Wiederkunft des Herrn und dem damit verbundenen Gericht Gottes. Hier formuliert 2Thess unabhängig von 1Thess sein eigenes Anliegen. In der sogenannten kleinen Apokalypse spricht der Brief vom gerechten Gericht Gottes und seiner Vergeltung denen gegenüber, die die Gemeinde bedrängen.
Anders als in den hoffnungsvollen Bildern des 1Thess wird hier ein düsteres Bild des Göttlichen Gerichts gezeichnet, in dem klar zwischen Heil und Unheil, Rettung und Verderben unterschieden wird. Angesichts des drohenden Gerichts betet der Verfasser für die Gemeinde und bittet Gott, dass er diese ihrer Berufung würdig mache und den Glauben und dem Willen zum Guten in den Gläubigen vollenden möge.

Wir beten immer für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache und in seiner Macht allen Willen zum Guten und jedes Werk des Glaubens vollende. So soll der Name Jesu, unseres Herrn, in euch verherrlicht werden und ihr in ihm, durch die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus. (2Thess 1,11-12)

Das Leben der Gläubigen auf Erden und vor allem ihr Übergang in das einstige ewige Leben soll eine Verherrlichung des Namens Jesu sein. Anders als 1Thess mit seinen vielfältigen Anweisungen für das Gemeindeleben sieht 2Thess das Ziel christlichen Lebens jedoch primär im Jenseits, in der eschatologischen Vereinigung der Gläubigen mit Jesus Christus. Dieses Einswerden der Gläubigen in Jesus Christus ist die Berufung der Christen.

Christus, lebe du in mir.
Unterwirf mein Leben den Gesetzen deines Lebens.
Mach mein Leben deinem Leben gleich.
Lebe du in mir, bete du in mir, leide du in mir.
Mehr verlange ich nicht.
Denn wenn ich dich habe, bin ich reich.
Wer dich gefunden hat,
hat die Kraft und den Sieg seines Lebens gefunden.
(Karl Rahner)
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Heilige Schrift
Jesus Christus aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat, tröste euch und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort. Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch. Betet auch darum, dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an. Aber der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren. Wir vertrauen im Herrn auf euch, dass ihr jetzt und auch in Zukunft tut, was wir anordnen. Der Herr richte euer Herz darauf, dass ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet. (2Thess 2,16-3,5)

Jeder von uns kennt die Traurigkeit. Sie kommt über uns, wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben, wenn eine Beziehung oder Freundschaft in die Brüche geht oder wenn Misserfolg unser Leben in eine Richtung führt, in die wir nicht gehen möchten.
Traurigkeit hat ihren Platz im Leben, aber es gibt auch eine Traurigkeit, die uns vom Leben abhält. Wenn der Schmerz nicht aufhört, kann die Lebensfreude letztlich ganz verloren gehen. Dann gilt es, einen Weg aus der Traurigkeit zu finden.
Abbas Neilos sagte:

Das Gebet ist das Schutzmittel gegen Traurigkeit und Mutlosigkeit. (Apophthegmata Patrum)

Diese Worte wollen kein billiger Trost sein. Jeder von uns kennt die Zeiten, in denen der Schmerz so sehr quält und jeder Trost so fern erscheint. Aber irgendwo in uns steckt auch immer eine Hoffnung, und diese Hoffnung ist nicht vergebens. Oft finden wir aus der Traurigkeit, wenn wir etwas Neues anpacken, eine neue Perspektive gewinnen. Dann bekommt unser Leben plötzlich einen neuen Sinn. Diese Kraft ist es, die Paulus der Gemeinde in seinem Brief wünscht. Sie erwächst aus der Hoffnung, dass trotz Scheitern und Misserfolg unser Tun nicht vergeblich ist und dass jeder Mensch seinen Platz in der Welt hat. So will ich anfangen, jetzt und heute.