Galater 3,1-4,7

Alter und Neuer Bund

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Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden? Dies eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen? Seid ihr so unvernünftig? Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung. Habt ihr denn so Großes vergeblich erfahren? Sollte es wirklich vergeblich gewesen sein? Warum gibt euch denn Gott den Geist und bewirkt Wundertaten unter euch? Weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft des Glaubens angenommen habt? (Gal 3,1-5)

Paulus hat aus damaliger Sicht die halbe Welt bereist, um den Menschen die Botschaft von Jesus Christus zu bringen, das Evangelium von der Erlösung und Befreiung der Menschen. Selbst in das entlegene Galatien ist er auf mühsamen Wegen gewandert. Er wollte, dass alle Menschen auf der Welt davon erfahren, dass Gott mit den Menschen durch Jesus Christus einen neuen Bund geschlossen hat, der den alten Bund vollendet und überbietet. Das bedeutet aus seiner Sicht, dass dadurch auch die Gesetze des Alten Bundes ihre Bedeutung verlieren. Nicht durch Werke des Gesetzes wird der Mensch nun gerettet, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus.
Die Menschen nahmen die Predigt des Paulus begeistert auf, doch bald nach seiner Abreise kamen andere Prediger, die diese Freiheit vom Gesetz, die Paulus verkündete, nicht guthießen. Für sie bedeutete der Glaube an Jesus Christus nicht, dass dadurch die Forderungen des Gesetzes aufgehoben würden, sondern diese behielten weiterhin ihre Gültigkeit. Die Gegner des Paulus machten den Menschen klar, dass sie nur gerettet werden könnten, wenn sie auch weiterhin diese Gesetze befolgten. Die Menschen waren verunsichert und in der Unsicherheit hält man sich lieber an das Alte, anstatt Neues zu wagen. So kam es, dass die Bewohner Galatiens sehr bald wieder in ihre alte Lebensweise zurückfielen.
Paulus aber war bestürzt. Die Galater hatten doch erfahren, welche Kraft der Glauben hat, sie sind mit dem Heiligen Geistes in Berührung gekommen und haben Wundertaten erlebt. Aber die Argumente der Gegner wogen schwer. Die Heilige Schrift des Alten Bundes war das gemeinsame Fundament sowohl für Paulus als auch für seine Gegner. Und dort standen diese Vorschriften, die Paulus abschaffen wollte. Mit welchem Recht kann Paulus eine Lehre verkünden, die dazu scheinbar im Widerspruch steht?
Paulus argumentiert damit, dass das Gesetz des Alten Bundes nur eine vorübergehende Bedeutung hatte. Abraham, der Stammvater Israels, hatte bereits wegen seines Glaubens das Heil von Gott erfahren, und nicht, weil er Werke des Gesetzes erfüllt hat. Gottes Verheißung des Heils ist damals bereits an alle ergangen, die wie Abraham den Glauben haben. Aber die Menschen waren von Abraham an bis zur Zeit des Paulus unmündigen Kindern gleich, denen zwar das Erbe des Abraham verheißen war, die aber noch nicht reif dafür waren, dieses Erbe anzutreten. Daher hat Gott das Gesetz gegeben, dem die Menschen bis zu ihrer Mündigkeit wie einem Vormund unterstellt sein sollten.

Von Abraham wird gesagt: Er glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet. Daran erkennt ihr, dass nur die, die glauben, Abrahams Söhne sind. Und da die Schrift vorhersah, dass Gott die Heiden aufgrund des Glaubens gerecht macht, hat sie dem Abraham im Voraus verkündet: Durch dich sollen alle Völker Segen erlangen. Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werden wie er gesegnet. Alle aber, die nach dem Gesetz leben, stehen unter dem Fluch. Denn in der Schrift heißt es: Verflucht ist jeder, der sich nicht an alles hält, was zu tun das Buch des Gesetzes vorschreibt. Dass durch das Gesetz niemand vor Gott gerecht wird, ist offenkundig; denn: Der aus Glauben Gerechte wird leben. Das Gesetz aber hat nichts mit dem Glauben zu tun, sondern es gilt: Wer die Gebote erfüllt, wird durch sie leben. Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist; denn es steht in der Schrift: Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt. Jesus Christus hat uns freigekauft, damit den Heiden durch ihn der Segen Abrahams zuteil wird und wir so aufgrund des Glaubens den verheißenen Geist empfangen.
Brüder, ich nehme einen Vergleich aus dem menschlichen Leben: Niemand setzt das rechtsgültig festgelegte Testament eines Menschen außer Kraft oder versieht es mit einem Zusatz. Abraham und seinem Nachkommen wurden die Verheißungen zugesprochen. Es heißt nicht: «und den Nachkommen», als wären viele gemeint, sondern es wird nur von einem gesprochen: und deinem Nachkommen; das aber ist Christus. Damit meine ich: Das Testament, dem Gott einst Gültigkeit verliehen hat, wird durch das vierhundertdreißig Jahre später erlassene Gesetz nicht ungültig, sodass die Verheißung aufgehoben wäre. Würde sich das Erbe nämlich aus dem Gesetz herleiten, dann eben nicht mehr aus der Verheißung. Gott hat aber durch die Verheißung Abraham Gnade erwiesen. (Gal 3,6-18)
Warum gibt es dann das Gesetz? Wegen der Übertretungen wurde es hinzugefügt, bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gilt. Es wurde durch Engel erlassen und durch einen Mittler bekannt gegeben. Einen Mittler gibt es jedoch nicht, wo nur einer handelt; Gott aber ist «der Eine». Hebt also das Gesetz die Verheißungen auf? Keineswegs! Wäre ein Gesetz gegeben worden, das die Kraft hat, lebendig zu machen, dann käme in der Tat die Gerechtigkeit aus dem Gesetz; stattdessen hat die Schrift alles der Sünde unterworfen, damit durch den Glauben an Jesus Christus die Verheißung sich an denen erfüllt, die glauben. Ehe der Glaube kam, waren wir im Gefängnis des Gesetzes, festgehalten bis zu der Zeit, da der Glaube offenbart werden sollte. So hat das Gesetz uns in Zucht gehalten bis zum Kommen Christi, damit wir durch den Glauben gerecht gemacht werden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dieser Zucht. (Gal 3,19-25)
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Galater
Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus. Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung. (Gal 3,26-29)

Auf immer wieder neue Weise will Paulus den Galatern deutlich machen, was es heißt, an Jesus Christus zu glauben. Wer glaubt und sich taufen lässt, ist zu einem neuen Menschen geworden. In Gal 2,20, der Lesung am vergangenen Sonntag, hat Paulus das so erklärt: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." Er wollte damit zeigen, dass der Glaube den Menschen in seinem Innersten so verändert, dass er in seinem Denken, Fühlen und Wollen Christus immer ähnlicher wird. Nun zeigt er, dass Glaube und Taufe den Menschen auch äußerlich verändern.

Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.

Christus als Gewand anlegen, was meint Paulus damit? Wer "Gewand Christi" bei Google eingibt, der stößt dabei schnell auf den heiligen Rock in Trier. Hier haben wir ein Gewand, das Christus selbst getragen haben könnte. Zu den großen Wallfahrten können wir dieses Gewand Christi ansehen und verehren. Doch Paulus meint mit seinen Worten etwas anderes, als dass wir dieses Gewand Christi selbst anziehen sollten.
Wenn wir über das Thema Kleidung nachdenken, so fällt uns auf, dass wir bei uns in großen Menschenmassen selten zwei Menschen sehen, die gleiche Kleidung tragen. So vielfältig ist das Angebot an Kleidungsstücken, so groß ist unser Drang nach Individualität, dass wir uns von anderen unterscheiden wollen. Andererseits schafft das bewusste Tragen der gleichen Kleidung Gemeinsamkeit. Das sehen wir spielerisch, wenn zwei Menschen im "Partnerlook" gehen. Autoritäre Staaten möchten gerne ihre Bürger in Einheitskleidung stecken. Ähnliche Kleidung macht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe deutlich. Offizielle Anlässe verlangen nach einer angemessenen Kleidung, die Uniform der Soldaten macht die Vielen zu einer Truppe. Im kirchlichen Bereich kennen wir das Ordensgewand, das die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft zum Ausdruck bringt, oder das Kollar, das einen Priester kenntlich macht.

Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.

Als Christen sollen wir unsere Ähnlichkeit mit Jesus Christus äußerlich zum Ausdruck bringen. Nicht durch uniforme Kleidung, die reine Äußerlichkeit bliebe, sondern durch eine Gemeinschaft über alle nationalen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg. Der gemeinsame Glaube und die gemeinsame Ausrichtung auf Jesus Christus überbrückt alle Unterschiede aufgrund der ethnischen oder sozialen Herkunft. Ob einer reich oder arm, Mann oder Frau, Europäer oder Afrikaner ist, jeder Mensch kann Abbild Jesu Christi sein und ist gleichwertig in der Gemeinschaft der Glaubenden.
In dem speziellen Zusammenhang des Galaterbriefes geht es Paulus vor allem darum, den Galatern zu zeigen, dass sie auch ohne Übernahme der jüdischen Tradition der Beschneidung vollwertige Mitglieder in der Gemeinschaft der Kirche sind. Damals sind bei den Galatern judenchristliche Missionare aufgetreten, die in fälschlicher Berufung auf die Apostel in Jerusalem von den Heidenchristen die Beschneidung gefordert haben. Nur durch die Beschneidung, so meinten sie, könnten auch die Heiden Erben der Verheißung werden, die Gott an Abraham gerichtet hat. Gott hat ihrer Meinung nach das Heil an das Zeichen der Beschneidung gebunden. Paulus widerspricht dem. Im neunen Bund, den Christus gestiftet hat, ist nicht mehr die Beschneidung das verbindende Bundeszeichen, sondern allein die Taufe.
Paulus betont, dass sowohl die Juden, die das Bundeszeichen der Beschneidung tragen, als auch die Heiden, die dieses Zeichen nicht tragen, durch die Taufe das Heil Gottes erlangen und Kinder Gottes sind. Er geht noch darüber hinaus und argumentiert, dass es nach der Taufe gar keine Unterschiede aufgrund menschlicher Herkunft mehr geben kann.
Für uns heute mag diese Auseinandersetzung weit weg, die Abgrenzung zwischen Juden und Christen ist bald nach Paulus deutlich, vielleicht allzu deutlich, vollzogen worden. Wir können uns aber dennoch fragen, wo wir heute trotz Christentum und allgemeiner Erklärung der Menschenrechte, nach der alle Menschen die gleiche Würde haben unabhängig von "Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand", immer noch Unterschiede in der Würde des Menschen gelten lassen und andere diskriminieren.

Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.
Paulus gebraucht diesen Ausdruck, weil er so gewaltig ist. Denn wenn Christus Sohn Gottes ist, du aber ihn angezogen hast, so bist du, weil du den Sohn in dir hast und ihm ähnlich gestaltet wurdest, in eine Verwandtschaft und Form mit ihm gebracht worden. ... Er begnügt sich aber auch mit dieser Redensart nicht, sondern erklärt dieselbe, dringt tiefer ein in die Art dieser Verbindung und schreibt: „Ihr alle seid einer in Christus Jesus“, das bedeutet, ihr alle habt eine Gestalt, eine Form, die Form Jesu Christi. Gibt es etwas, was gewaltiger ist als dieses Wort? Ein Mensch, der zuvor Heide oder Jude oder Sklave war, wandelt nun einher in der Gestalt nicht eines Engels, nicht eines Erzengels, nein, in der Gestalt des Alleinherrschers selber und vergegenwärtigt Christus in seiner Person. (Johannes Chrysostomus)

Ähnlich wie Johannes Chrysostomus ruft uns auch Papst Leo der Große in einer Predigt dazu auf, das Unglaubliche, das Gott an uns gewirkt hat, stets vor Augen zu haben und uns dessen würdig zu erweisen:

Christ, erkenne deine Würde! Du bist der göttlichen Natur teilhaftig geworden, kehre nicht zu der alten Erbärmlichkeit zurück und lebe nicht unter deiner Würde. Denk an das Haupt und den Leib, dem du als Glied angehörst! Bedenke, dass du der Macht der Finsternis entrissen und in das Licht und das Reich Gottes aufgenommen bist.

Wir haben Christus als Gewand angelegt. Wir gehören zu Jesus Christus und sind dazu berufen, unser Leben seinem Leben ähnlich zu machen. Leben wir gemäß unserer Berufung. Tragen wir unseren Glauben in die Welt hinaus. Leben wir so, dass durch unser Tun den Menschen das Heil erfahrbar wird, das Gott der Welt geschenkt hat. Das bedeutet nicht, dass wir alle im Gleichschritt marschieren müssen, Nachfolge ist individuell und vielfältig, jeder hat seine je eigene Berufung. Aber doch gibt es einen gemeinsamen Ursprung, einen gemeinsamen Mittelpunkt, ein gemeinsames Ziel: Jesus Christus geht den Vielen voran, die er in seine Nachfolge ruft, auf ihn gilt es zu schauen. Paul Claudel hat es einmal so formuliert:

Heilige sind Menschen, die in die Fußstapfen Jesu getreten sind, doch jeder mit seiner eigenen Schuhgröße.

Wir alle sind als Heilige berufen und dazu auserwählt, in dem Gewand des neuen Lebens zu wandeln, das Gott für jeden von uns in seiner Größe passend bereit gelegt hat.

Christus als Gewand angelegt zu haben, zu Christus zu gehören, das bedeutet, Erbe der Verheißung zu sein, die Gott einst Abraham gegeben hat.

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Galater
Ich will damit sagen: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in keiner Hinsicht von einem Sklaven, obwohl er Herr ist über alles; er steht unter Vormundschaft, und sein Erbe wird verwaltet bis zu der Zeit, die sein Vater festgesetzt hat. So waren auch wir, solange wir unmündig waren, Sklaven der Elementarmächte dieser Welt. Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott. (Gal 4,1-7)

Als die Zeit erfüllt war, in der Gott die unmündigen Kinder zu mündigen Erben machen wollte, hat er seinen Sohn gesandt. Er hat das Vormundschaftsrecht des Gesetzes beendet und somit allen Menschen die Möglichkeit eröffnet, das Erbe anzutreten, das er einst Abraham verheißen hat, nämlich durch den Glauben zu Söhnen und Töchtern Gottes zu werden und so das Heil zu erlangen.
Wir wissen aus unserem Alltag, welche Bedeutung eine Testamentseröffnung hat, gerade bei wohlhabenden Leuten. Da geht es oft um viel Geld und Besitz. Eine Testamentseröffnung ist ein hochrichterlicher Akt. Daher hat Gott seine Testamentseröffnung auch nicht mal eben so erledigt, nicht durch einen Propheten oder einen noch so besonders auserwählten Menschen, sondern Gott kam selbst auf die Erde in seinem Sohn Jesus Christus.
Paulus, der seine Briefe weit vor den Evangelien schreibt, interessiert sich noch nicht für die genauen Ereignisse bei der Geburt Jesu Christi. Er weiß nichts von einem Stall in Betlehem, nennt nicht einmal den Namen der Mutter Jesu. Aber doch formuliert er das zentrale Geheimnis des Weihnachtsfestes. Gott selbst wird Mensch. Jesus Christus ist nicht ein besonders von Gott erwählter Mensch, wie es sie zu allen Zeiten gibt, ein großer Prophet oder Heiliger. Nein. Jesus Christus ist Gott und Gott kam in die Welt wie jeder Mensch, geboren von einer Frau.
Vielleicht können diese schlichten Worte des Paulus uns helfen, das, was an Weihnachten geschehen ist, tiefer zu erfassen. Jesus Christus, Gott, Sohn Gottes, geboren von einer Frau. Gott selbst wird Mensch. Gottes Sohn wird Mensch, damit wir zu Söhnen und Töchtern Gottes werden. Gottes Sohn wird Mensch, um uns zu sagen, dass wir mündig sind, das Erbe Abrahams anzutreten. Wir sind Söhne und Töchter Gottes und als solche keine unmündigen Kinder mehr, die unter einer Vormundschaft stehen, sondern erwachsene Söhne und Töchter Gottes, die mündig geworden sind, das Erbe anzutreten.
Erbe zu sein, das bedeutet auch Verantwortung. Es geht nicht darum, das Ererbte nun mit vollen Händen auszugeben und sich ein schönes Leben zu machen. Unser Erbe ist es, erwachsene Söhne und Töchter Gottes zu sein und als solche in der Welt zu leben. Ein Anteil am Erbe ist Gottes Geist, der in uns die Verbindung zum Vater aufrecht hält und der uns zeigt, was der Vater von uns als Erben erwartet.
Leben wir als erwachsene Söhne und Töchter Gottes in der Welt, im Herzen stets mit unserem Vater verbunden, als Zeugen dafür, dass Gott das Heil der Menschen will. Stellen sie sich einmal vor, ihr Vater wäre ein reicher Mann, mit einem großen Vermögen, einer Fabrik, Häusern, viel Land und was sonst noch alles. Und noch dazu wäre ihr Vater ein liebender Vater, kein Tyrann, sondern ein Vater, der sich trotz seines großen Besitzes auch liebevoll um seine Familie kümmert. Ich denke, als Sohn oder Tochter eines solchen Vaters würden sie stolz sein und ein gesundes Selbstbewusstsein haben. Irgendwann wird ihr Vater ihnen das Erbe übertragen und dann liegt die Verantwortung an ihnen, das Werk des Vaters in seinem Sinne weiterzuführen.
Hören wir auf den Geist, der in unserem Herzen ruft: Abba, Vater. Hören wir auf den Geist, der uns sagt: du bist nicht mehr Sklave, du bist kein unmündiges Kind, sondern du bist ein erwachsener Sohn, eine erwachsene Tochter Gottes, du bist mündig und würdig, das Erbe anzutreten. Du gehörst Gott und Gott ist allezeit bei dir.