2. Korinther 11,16-12,13

"Narrenrede"

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2Kor
Noch einmal sage ich: Keiner soll mich für einen Narren halten. Tut ihr es aber doch, dann lasst mich auch als Narren gewähren, damit auch ich ein wenig prahlen kann! Was ich hier sage, sage ich nicht im Sinn des Herrn, sondern, wenn es schon um das Prahlen geht, wie ein Narr. Da viele Menschen im Sinn dieser Welt prahlen, will auch ich einmal prahlen. Ihr lasst euch die Narren ja gern gefallen, ihr klugen Leute. Denn ihr nehmt es hin, wenn euch jemand versklavt, wenn euch jemand ausbeutet, wenn euch jemand in seine Gewalt bringt, wenn jemand anmaßend auftritt, wenn euch jemand ins Gesicht schlägt. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Dazu bin ich allerdings zu schwach gewesen.
Wozu aber jemand den Mut aufbringt - ich rede jetzt als Narr - , dazu bringe auch ich ihn auf. Sie sind Hebräer - ich auch. Sie sind Israeliten - ich auch. Sie sind Nachkommen Abrahams - ich auch. Sie sind Diener Christi - jetzt rede ich ganz unvernünftig - , ich noch mehr: Ich ertrug mehr Mühsal, war häufiger im Gefängnis, wurde mehr geschlagen, war oft in Todesgefahr. Fünfmal erhielt ich von Juden die vierzig Hiebe weniger einen; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, viele durchwachte Nächte, Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Nacktheit. Um von allem andern zu schweigen, dem täglichen Andrang zu mir und der Sorge für alle Gemeinden: Wer ist schwach und ich bin nicht schwach? Wer kommt zu Fall und ich werde nicht von brennender Sorge verzehrt? Wenn schon geprahlt sein muss, will ich mit meiner Schwachheit prahlen. Gott, der Vater Jesu, des Herrn, er, der gepriesen ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge. In Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damaszener bewachen, um mich festzunehmen. Aber durch ein Fenster wurde ich in einem Korb die Stadtmauer hinuntergelassen und so entkam ich ihm. (2Kor 11,16-33)
Ich muss mich ja rühmen; zwar nützt es nichts, trotzdem will ich jetzt von Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn sprechen. Ich kenne einen Menschen in Christus, der vor vierzehn Jahren bis in den dritten Himmel entrückt wurde; ich weiß allerdings nicht, ob es mit dem Leib oder ohne den Leib geschah, nur Gott weiß es. Und ich weiß, dass dieser Mensch in das Paradies entrückt wurde; ob es mit dem Leib oder ohne den Leib geschah, weiß ich nicht, nur Gott weiß es. Er hörte unsagbare Worte, die ein Mensch nicht aussprechen darf. Diesen Menschen will ich rühmen; meiner selbst will ich mich nicht rühmen, höchstens meiner Schwachheit.
Wenn ich mich dennoch rühmen wollte, wäre ich zwar kein Narr, sondern würde die Wahrheit sagen. Aber ich verzichte darauf; denn jeder soll mich nur nach dem beurteilen, was er an mir sieht oder aus meinem Mund hört. Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. (2Kor 12,1-10)

Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
In diesen Worten des Apostels Paulus liegt ein Widerspruch, der die Leser stutzig machen und zum Nachdenken anregen soll. Der große Rahmen, in dem diese Worte stehen, sind Probleme in der Gemeinde von Korinth. Scheinbar sind dort alle möglichen Lehrer aufgetreten, von denen jeder behauptet, wie toll er ist. Jeder hat schnell seine Fangemeinde um sich gesammelt und die eine Gemeinde Jesu Christi ist in viele Grüppchen zerfallen, die miteinander nichts zu tun haben wollen.
Menschen sehen gerne auf das Äußere. Zeig was du kannst. Viele lassen sich vom äußeren Schein beeindrucken und prüfen nicht, was dahinter steckt. Es gibt Menschen, die können sich groß machen, ohne wirklich groß zu sein. Paulus will kein solcher Blender sein. Ihm geht es nicht um seinen eigenen Ruhm, sondern um Jesus Christus. Er will die Menschen zur Begegnung mit Jesus führen, der ihnen Heil und Leben schenkt.
Paulus hat genug Qualitäten, deren er sich rühmen könnte. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, erfahren wir, welch große Taten er vollbracht hat und welche Kraft in ihm steckt. Aber er sagt deutlich: Diese Kraft kommt nicht aus mir selbst, diese Kraft schenkt mir Jesus.
Der Stachel im Fleisch, von dem Paulus spricht, ist zu einer sprichwörtlichen Redensart geworden. Vielleicht haben wir das, was Paulus meint, an uns selbst erfahren. Jeder hat seine besonderen Talente, aber jeder hat auch ein Handikap, eine Schwäche. Gott schenkt uns viel Gutes und nimmt auch viel Schweres von uns, aber diese eine Schwäche bleibt, sie gehört zu uns. Wir werden sie nur überwinden, wenn wir sie annehmen. Wenn wir diese eine Schwäche nicht annehmen, dann können wir daran zugrunde gehen, wenn wir sie aber annehmen, dann können wir daran wachsen, dann kann aus dieser Schwäche eine Kraft entstehen, die unserem ganzen Leben eine neue Dynamik schenkt.
Es ist wie mit einer Perle. Der Ursprung jeder Perle ist ein kleines, lästiges Stück Schmutz, oft ein Sandkorn, das in die Muschel hineinkommt und sie stört. Da sie es nicht mehr los werden kann, umgibt sie es mit Perlmut, und im Laufe der Zeit entsteht daraus eine wunderschöne Perle. Die Muschel hat an der Perle keinen Nutzen, aber wer sie findet, der freut sich an deren Glanz.
So wird auch der Stachel im Fleisch des Paulus für andere nützlich. Seine Schwäche hat er verwandelt in eine Stärke. Der Perlglanz über dem Stachel kommt nicht von ihm, sondern wurde ihm ganz von Christus geschenkt. So will Gott auch unsere Schwächen und dunklen Seiten mit dem Glanz seiner Gnade umgeben und so zum Leuchten bringen.

Jetzt bin ich wirklich ein Narr geworden; ihr habt mich dazu gezwungen. Eigentlich sollte ich von euch empfohlen werden; denn in nichts bin ich hinter den Überaposteln zurückgeblieben, obgleich ich nichts bin. Das, woran man den Apostel erkennt, wurde mit großer Ausdauer unter euch vollbracht: Zeichen, Wunder und Machttaten. Worin seid ihr denn im Vergleich mit den übrigen Gemeinden zu kurz gekommen? Höchstens darin, dass gerade ich euch nicht zur Last gefallen bin. Dann verzeiht mir bitte dieses Unrecht! (2Kor 12,11-13)