Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel. Im gegenwärtigen Zustand seufzen wir und sehnen uns danach, mit dem himmlischen Haus überkleidet zu werden. So bekleidet, werden wir nicht nackt erscheinen. Solange wir nämlich in diesem Zelt leben, seufzen wir unter schwerem Druck, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, damit so das Sterbliche vom Leben verschlungen werde.
Gott aber, der uns gerade dazu fähig gemacht hat, er hat uns auch als ersten Anteil den Geist gegeben. Wir sind also immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind; denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende.
Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein. Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat. (2Kor 5,1-10)
Glaubende, nicht Schauende.
Menschen neigen oft dazu, nach dem ihnen vor Augen liegenden zu greifen und nicht auf das zu schauen, was weiter entfernt liegt. „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“ So sagt ein altes Sprichwort. Festgefügte Meinungen hindern uns daran, einen neuen Standpunkt einzunehmen und Dinge mit anderen Augen zu sehen. Was nicht sein kann, kann einfach nicht sein weil eben alles so ist wie es ist.
Was die Welt braucht sind Menschen mit Visionen, die bereit sind, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken und scheinbar unumstößliche Tatsachen zu hinterfragen. Es gibt unendlich mehr Möglichkeiten, als wir es uns mit unserem begrenzten Verstand vorstellen können. Wenn wir es nicht ausprobiert haben, wie ein abgebrochener Zweig neue Wurzeln schlagen kann oder wie aus einem winzigen Senfkorn ein großer Baum wachsen kann, erscheinen uns diese Dinge unmöglich.
Der Glaube will uns dazu ermuntern, darauf zu vertrauen, dass mehr möglich ist, als uns scheint. Wenn wir nur das für wahr halten, was wir sehen, wird unsere Sichtweise immer eingeschränkter. Was wir brauchen ist Fantasie, um Neues zu entdecken. Fantasie öffnet uns Wege, wo wir anfangs nur Mauern sehen. Nur mit neuen Ideen werden wir die Probleme lösen können, in denen die Menschheit gerade steckt. Wer immer so weiter macht wie gewohnt, wird auch immer wieder die gleichen Fehler machen. Wer etwas ändert, kann zwar trotzdem Fehler machen, aber es besteht die Möglichkeit, dass er neue Lösungen entdeckt.
Jesus weist in seinen Gleichnissen oft auf neue Sichtweisen hin. Er zeigt uns, dass Dinge plötzlich ganz anders sein können, als sie scheinen. Was erst noch Wasser war, ist plötzlich bester Wein. Ein paar Stücke Brot machen Hunderte satt. Wir können sagen, ja das waren Wunder, ok. Aber heute funktioniert das so nicht. Wir können aber auch daran glauben, dass Wunder auch heute geschehen können, dass Gott durch uns Wunder wirken kann, wenn wir bereit sind, daran zu glauben, dass dies möglich ist.
Petrus wollte wie Jesus auf dem Wasser gehen, aber es bekam Angst und ging unter. So hindert auch uns unser Kleinglaube daran, dass heute Wunder geschehen. Wir müssen lernen, mit neuen Augen auf die Welt zu blicken, um auch die versteckten kleinen Dinge zu sehen. Viele Details entgehen uns, weil wir nicht richtig hinschauen. Unser Denken trickst uns aus, weil es sofort versucht, alles was wir wahrnehmen, in vertraute Schemata zu packen. Seien wir bereit für ein neues Denken, seinen wir bereit für eine neue Erfahrung des Glaubens, damit neues Wachstum möglich wird.
Sage ja zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, deine Träume zunichtemachen, deinem Tag eine ganz andere Richtung geben ... ja vielleicht deinem Leben.
Sie sind nicht Zufall.
Lass dem himmlischen Vater die Freiheit, selber den Verlauf deiner Tage zu bestimmen. (Dom Helder Camara)