2 Korinther 1,1-2

Einführung und Gruß

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Paulus, durch Gottes Willen Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus an die Kirche Gottes, die in Korinth ist, und an alle Heiligen in ganz Achaia. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! (2Kor 1,1-2)

Wie in vielen seiner Briefe stellt Paulus sich auch den Korinthern gegenüber als Apostel vor. Er ist von Jesus Christus dazu berufen und auserwählt, das Evangelium zu verkünden, die Frohe Botschaft von der Rettung der Menschen durch Jesus Christus. Um dieses Evangelium zu verkünden hat Paulus nahezu die Hälfte der damals bekannten Welt durchwandert und in den großen Städten des Römischen Reiches Gemeinden gegründet.
Etwa anderthalb Jahre hat sich Paulus um das Jahr 50 in Korinth aufgehalten, das ist verglichen mit anderen Städten relativ lang. Viele enge Beziehungen sind in dieser Zeit zu den Menschen in Korinth entstanden. Umso mehr schmerzt es Paulus, als er erfährt, dass einige Zeit nach seiner Abreise aus Korinth plötzlich ein anderer Geist in "seiner" Gemeinde weht. Fremde Missionare haben die Lehre des Paulus in Frage gestellt und auch seine Person in ein schlechtes Licht gerückt. Viele in Korinth folgen der Lehre dieser neuen Propheten.
In seinem ersten Brief an die Korinther hat Paulus die Kernpunkte seines Evangeliums dargelegt. Wahrscheinlich zeigte der Brief nicht die erhoffte Wirkung, weshalb Paulus sich wahrscheinlich im Sommer des Jahres 54 zu einem Blitzbesuch in Korinth entschieden hat. Dieser Besuch endete im Desaster. Paulus war seinen Gegnern rhetorisch unterlegen und verließ gedemütigt die Gemeinde. Schon nach wenigen Wochen war er zurück in Ephesus, wo er sich auch vor seinem Besuch in Korinth aufgehalten hat.
Mit seinem zweiten Brief an die Korinther will Paulus die Versöhnung mit der Gemeinde herbeiführen. Nun geht es ihm nicht mehr so sehr um die Darlegung seiner Lehre, sondern um die Verteidigung seiner eigenen Person. Nur wenn die Korinther ihn als Apostel Jesu Christi anerkennen, werden sie auch seine Lehre anerkennen. Paulus macht deutlich, wie sehr er sich persönlich für seine Gemeinden einsetzt und wie wenig es ihm dabei um seinen eigenen Vorteil geht. Vielmehr geht es ihm allein darum, den Menschen die befreiende Botschaft von der Rettung durch Jesus Christus zu verkündigen und zu festigen.
Die moderne Exegese geht davon aus, dass der zweite Korintherbrief wie er uns vorliegt kein einheitlicher Brief ist, sondern die Zusammenstellung mehrerer Briefe. Einen Teil bildet dabei der "Tränenbrief", den Paulus vermutlich direkt nach den erschütternden Erlebnissen seines zweiten Besuches nach Korinth geschrieben hat. Paulus gibt darin Rechenschaft über seinen Dienst als Missionar und macht deutlich, dass er von seiner Berufung her über den anderen ihm feindlich gesonnenen Missionaren steht. Titus war der Überbringer des Briefes und er sollte zugleich die Lage in Korinth sondieren. Es war ihm vermutlich gelungen, die Situation dort zur Ruhe zu bringen. So konnte er Paulus gute Nachrichten aus Korinth überbringen.
Bald danach muss es jedoch zu einem Gesinnungswandel in der Gemeinde von Korinth gekommen sein und die Gegner des Paulus bekamen erneut die Oberhand. Als Paulus dies zu Ohren kam, sah er sich veranlasst, einen energischen Brief an die Gemeinde zu schreiben. Dieser hatte wohl seine Wirkung nicht verfehlt und Paulus konnte seinen dritten Besuch in Korinth in Frieden mit der Gemeinde verbringen. Er verlässt Korinth erfolgreich mit der vorher so umstrittenen Kollekte für die Gemeinde von Jerusalem. Der Zweite Korintherbrief spiegelt das wechselvolle Verhältnis des Apostels zur Gemeinde von Korinth wider.
Allgemeine Informationen über Korinth und die dortige Gemeinde finden Sie unter der Einführung zum Ersten Korintherbrief. Der Brief beginnt mit einem typischen Gruß. Timotheus wird als Mitverfasser genannt, der im Ersten Korintherbrief genannte Sosthenes wird hier nicht erwähnt. Neben den Korinthern werden alle Christen in der Provinz Achaia angesprochen.