1 Korinther 1,18-31

Weisheit des Kreuzes

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1Kor
Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. In der Schrift steht nämlich: Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten und die Klugheit der Klugen verwerfen. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. (1Kor 1,18-25)

Paulus ist ein Verkünder der Weisheit Gottes, das wird er im nächsten Abschnitt deutlich machen. Aber diese Weisheit Gottes unterscheidet sich von dem, was damals als Weisheit galt. Nicht Weise (Sophisten), Schriftgelehrte und Wortführer (Disputierer), wie man sie vom jüdischen und heidnischen Schulbetrieb kannte, sind es, die Gottes Weisheit verkünden. Nein, Gott entlarvt vielmehr deren Weisheit als Torheit, die nicht zur Erkenntnis Gottes führt.
Nicht große Zeichen, wie sie die Juden erwarten, noch eine bewundernswert formulierte Weisheit, wie sie in den Augen der Heiden großartig wäre, zeichnen Jesus Christus und seine Verkünder aus, sondern vielmehr die Botschaft vom Kreuz, ein Ärgernis für die Juden, die einen, der am Kreuz hingerichtet wird, verachten und eine Torheit für die Heiden, denen das keinen interessanten Wissensstoff bietet. Doch gerade in dieser Torheit zeigt Gott seine Weisheit und in der Schwäche des Kreuzestodes zeigt er seine Stärke.

Jesus ist nicht als der mächtige Befreier aufgetreten, als Sozialreformer und Weltherrscher, sondern ohne Einfluss, ohne Lobby, ohne Soldaten. (Klaus Berger)

Damit hat er die Machtverhältnisse umgekehrt. Nicht das, was bei Menschen als stark, edel, reich, weise und mächtig gilt, ist vor Gott das Entscheidende. Im Kreuz hat Gott die weltliche Weisheit ad absurdum geführt. Gott erwählte das Törichte und Schwache, damit sich die Christen nur in Christus Jesus rühmen können. In ihm erlangen sie Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Dem Wort vom Kreuz entspricht die Predigt des Paulus, die nicht rhetorisch glänzt, sondern sich auf die Kraft Gottes stützt.

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Stark
Seht doch auf eure Berufung, Brüder und Schwestern! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, 29 damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift. (1Kor 1,26-31)

Gott ist den Weg nach unten gegangen, um uns Menschen nahe zu kommen. Er kam nicht als mächtiger Herrscher, sondern als schutzloses Kind. Als Erwachsener hat Gottes Sohn kein Heer um sich versammelt, sondern zwölf einfache Menschen. Er hat die Verachtung der Menschen erduldet und starb den schmachvollen Tod am Kreuz. Gerade dieser Tiefpunkt aber, die scheinbare Schwäche Gottes, lässt am Ostermorgen in der Auferstehung seine Kraft auf ungeahnte Weise deutlich werden. Was aus menschlichen Augen als Niederlage galt, wird zum größten Triumph.
Wer Jesus nachfolgt, muss wie er den Weg nach unten gehen, sich nicht an irdischen Besitz und Einfluss klammern, sondern vor der Welt als schwach und schutzlos erscheinen. Jeder aber, der diesen Weg geht, kann in seinem eigenen Leben erfahren, wie sich die scheinbare Schwäche in unbeschreibliche Stärke verwandelt. Wer sich nicht auf menschliche Macht verlässt, dem kann Gott eine ganz andere Kraft und einen ganz anderen Schutz schenken, die über das hinausgehen, was Menschen vermögen. Wer bereit ist, auf irdischen Besitz zu verzichten, dem kann Gott einen ganz anderen Reichtum schenken, der viel mehr wert ist als alles Geld der Welt.
Konkrete Beispiele für diesen Weg gibt Jesus uns in der Bergpredigt. Uns Menschen fällt es schwer, diesen Weg zu gehen. Paulus will uns Mut machen, uns nicht davor zu fürchten, um der Nachfolge Jesu willen als schwach und gering vor der Welt zu erscheinen. Im Vertrauen auf Gottes Kraft dürfen wir so immer wieder die Wunder seiner Macht erleben.