Apostelgesch. 10,1-48

Taufe des Kornelius

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Apg 10
In Cäsarea lebte ein Mann namens Kornelius, Hauptmann in der sogenannten Italischen Kohorte. (Apg 10,1)

Cäsarea am Meer wurde zwischen 22 und 10 v. Chr. von Herodes dem Großen zu Ehren des römischen Kaisers Augustus errichtet und mit einer Vielzahl von Bauwerken luxuriös ausgestattet. Es wurde bald zu einer der bedeutendsten Städte östlichen Mittelmeerraum und auch sein Hafen war der bedeutendste in diesem Raum. Ab dem Jahr 6 n.Chr. war Cäsarea Sitz des römischen Statthalters und Standort einer römischen Garnison.
Dort lebte ein Hauptmann namens Kornelius. Er wird im Folgenden als fromm und gottesfürchtig beschrieben, was bedeutet, dass er Heide war und unbeschnitten, aber dem Judentum nahe stand und nach dem jüdischen Gesetz lebte. Er glaube an den Gott Israels und kannte die Schriften des Alten Testaments.

Er lebte mit seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig, gab dem Volk reichlich Almosen und betete beständig zu Gott. (Apg 10,2)

Kornelius war ein Gottesfürchtiger, das bedeutet, dass er dem Glauben der Juden nahestand. Da aber das Judentum eine Religion ist, die zugleich an die Volkszugehörigkeit gebunden ist, kann man vollwertiger Jude nur durch Geburt werden. So fromm und gesetzestreu Kornelius also auch sein mochte, er konnte nie wirklich ein Jude werden. Es war ihm nicht möglich, das Ziel seiner Sehnsucht durch eigene Anstrengung zu erreichen.
Nun aber lebte er glücklicherweise in einer Zeit, zu welcher der Gott Israels einen neuen Weg aufgetan hat, um die Menschen in die Gemeinschaft mit sich zu rufen. Gott ist gerade dabei, sich ein neues Volk zu schaffen, ein Volk, zu dem man nicht mehr durch Geburt Zutritt hat, sondern allein durch den Glauben. Sichtbares Zeichen des Glaubens und zugleich das Eintrittstor in das neue Volk Gottes ist die Taufe.
Gott sieht die Sehnsucht des Kornelius. Er schickt ihm einen Engel, der ihm zeigt, dass er Petrus zu sich kommen lassen soll, der ihm den neuen Weg zu Gott zeigen wird. Bisher haben sich die ersten Christen nur an Juden gewandt. So wie Jesus waren auch die ersten Christen ausnahmslos Juden. "Gott hat das Wort zu den Israeliten gesandt", heißt es hier. Das Volk Israel war durch die Propheten auf das Kommen des Messias vorbereitet. Mit Jesus Christus wollte Gott ein neues Zeitalter in der Beziehung mit seinem Volk eröffnen.
Doch die Israeliten haben Jesus nicht als Sohn und Gesandten Gottes angenommen, sie haben ihn vielmehr als Gotteslästerer hinrichten lassen. Aber Gott hat ihn auferweckt und damit begann etwas ganz Neues. Aus den ersten Jüngern Jesu entsteht nach der Auferstehung Jesu ein neues Volk Gottes, das sich über die ganze Erde verbreitet hat. Doch zunächst einmal mussten die Jünger Jesu, die ja streng im jüdischen Glauben erzogen waren, ihre Scheu vor den Heiden verlieren.
Nach Gottes Gesetz galten die Heiden als unrein und den Juden war die Gemeinschaft mit ihnen auf göttliches Gebot hin untersagt. Gott selbst also musste zeigen, dass dieses Gebot keine Gültigkeit mehr hat. Jesus selbst hat zwar bereits immer wieder deutlich gemacht, dass er die strengen Reinheitsvorschriften der Juden als hinfällig ansieht, aber dennoch blieb sein Handeln auf das Land Israel und das Volk der Juden begrenzt.
Nun aber öffnet sich die Kirche, das neue Volk Gottes, zu den Heiden. Petrus selbst, den Jesus zum Anführer der Apostel berufen hat, bekommt von Gott den Auftrag zu den Heiden zu gehen. Nun steht allen Menschen, die an Jesus Christus glauben, der Weg zu Gott offen und die Taufe führt jeden Gläubigen in die Gemeinschaft mit Gott. Für Kornelius gibt es nun einen Weg, das Ziel seiner Sehnsucht zu erlangen und er steht stellvertretend für die vielen Menschen, die sich nach der Gemeinschaft mit Gott sehnen.
Folgen wir dem Bericht, der zeigt, wie wunderbar Gott alles fügt. Wie schon zu Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers und zu Maria, der Mutter Jesu am Beginn des Lukasevangeliums schickt Gott auch hier einen Engel, um das in die Wege zu leiten, was er den Menschen schenken möchte:

Er sah um die neunte Tagesstunde in einer Vision deutlich, wie ein Engel Gottes bei ihm eintrat und zu ihm sagte: Kornelius! Kornelius blickte ihn an und fragte erschrocken: Was ist, Herr? Er sagte zu ihm: Deine Gebete und Almosen sind zu Gott gelangt und er hat ihrer gedacht. Schick jetzt einige Männer nach Joppe und lass einen gewissen Simon herbeiholen, der den Beinamen Petrus hat. Er ist zu Gast bei einem Gerber namens Simon, der ein Haus am Meer hat.
Als der Engel, der mit ihm sprach, weggegangen war, rief Kornelius zwei seiner Haussklaven und einen frommen Soldaten von denen, die ihm treu ergeben waren. Er erzählte ihnen alles und schickte sie nach Joppe. (Apg 10,3-8)

Der Engel sagt Kornelius, dass seine Gebete erhört worden sind. Das, was Kornelius ersehnt, wird Wirklichkeit werden, die volle Aufnahme in das Volk Gottes. Kornelius bekommt vom Engel den Auftrag, einen gewissen Petrus kommen zu lassen und der Engel gibt eine detaillierte Beschreibung, wo dieser zu finden ist. Nach Kornelius hat auch Petrus eine Vision, die ihn auf das vorbereitet, was nun geschieht.

Am folgenden Tag, als jene unterwegs waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten; es war um die sechste Stunde. Da wurde er hungrig und wollte essen. Während man etwas zubereitete, kam eine Verzückung über ihn. Er sah den Himmel offen und eine Art Gefäß herabkommen, das aussah wie ein großes Leinentuch, das, an den vier Ecken gehalten, auf die Erde heruntergelassen wurde. Darin waren alle möglichen Vierfüßler, Kriechtiere der Erde und Vögel des Himmels.
Und eine Stimme rief ihm zu: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Petrus aber antwortete: Niemals, Herr! Noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines gegessen. Da erging die Stimme ein zweites Mal an ihn: Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein! Das geschah dreimal und sogleich wurde das Gefäß in den Himmel hinaufgenommen. (Apg 10,9-16)

Kornelius wurde gesagt, dass er Petrus kommen lassen soll, Petrus wird nun auf das Kommen der Gesandten des Kornelius vorbereitet. Die Geschichte ist sehr spannend. Petrus geht auf das Dach um zu beten. Das Dach war wohl der einzige ruhige Raum in den kleinen Häusern, in dem er ungestört beten konnte.
Dreimal ereignet sich die Vision, um die Wichtigkeit zu unterstreichen und auch um sicher zu gehen, dass es keine Sinnestäuschung, sondern eine echte Vision ist. Petrus bekommt auf einer Schale alle möglichen Tiere vorgesetzt, die bei den Juden als unrein galten. Es waren wohl keine ekelhaften Tiere, sondern bei manchen galten diese Speisen wahrscheinlich als Delikatessen. Die Juden durften diese aber aufgrund der Reinheitsvorschriften des Alten Testaments nicht anrühren.
Petrus soll von diesen unreinen Tieren essen, doch er weigert sich, weil es gegen seine Überzeugung ist. Doch Gott will ihn belehren, dass seine durch die Erziehung überlieferte und durch den jüdischen Glauben gefestigte Überzeugung nicht mehr den gegenwärtigen Erfordernissen entspricht. Durch den Glauben an Jesus Christus gelten neue Regeln. Es gilt, die alten Abgrenzungen, die das Judentum geschaffen hat, zu überwinden. Alles, was Gott geschaffen hat, ist rein und vor allem gibt es keine unreinen Menschen. Gott will, dass alle Menschen das Heil erlangen.

Petrus war noch ratlos und überlegte, was die Vision, die er gehabt hatte, wohl bedeutete; siehe, da standen die von Kornelius gesandten Männer, die sich zum Haus des Simon durchgefragt hatten, am Tor. Sie riefen und fragten, ob Simon mit dem Beinamen Petrus hier zu Gast sei.
Während Petrus noch über die Vision nachdachte, sagte der Geist zu ihm: Siehe, da sind drei Männer und suchen dich. Steh auf, geh hinunter und zieh ohne Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie geschickt.
Petrus stieg zu den Männern hinab und sagte: Siehe, ich bin der, den ihr sucht. Aus welchem Grund seid ihr hier? Sie antworteten: Der Hauptmann Kornelius, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der beim ganzen Volk der Juden in gutem Ruf steht, hat von einem heiligen Engel die Weisung erhalten, dich in sein Haus holen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast. (Apg 10,17-22)

Petrus wird von den Ereignissen nahezu überwältigt. Zunächst die Vision, deren Bedeutung er nicht versteht, dann stehen plötzlich Fremde vor seiner Tür, Heiden. Noch nie hat Petrus sich mit Heiden eingelassen, sind sie nicht unrein und hat man sich als gläubiger Jude nicht von ihnen fernzuhalten, ebenso wie von unreinen Speisen? Doch Gott belehrt ihn eines besseren, auch die Heiden sollen Anteil erhalten an der Erlösung. So folgt Petrus den Abgesandten des Kornelius und scheut sich nicht, das Haus eines Heiden zu betreten und dessen Gastfreundschaft anzunehmen.

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Hl. Schrift
Da ließ er sie eintreten und nahm sie gastlich auf. Tags darauf machte er sich mit ihnen auf den Weg und einige Brüder aus Joppe begleiteten ihn. Am folgenden Tag kamen sie nach Cäsarea. Kornelius erwartete sie schon und hatte seine Verwandten und seine nächsten Freunde zusammengerufen.
Als nun Petrus ankam, ging ihm Kornelius entgegen und warf sich ihm ehrfürchtig zu Füßen. Petrus aber richtete ihn auf und sagte: Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch. Während er sich mit ihm unterhielt, ging er hinein und fand dort viele Menschen versammelt.
Da sagte er zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden zu verkehren oder sein Haus zu betreten; mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf. Darum bin ich auch ohne Widerspruch gekommen, als nach mir geschickt wurde. Nun frage ich: Warum habt ihr mich holen lassen?
Da sagte Kornelius: Vor vier Tagen um diese Zeit war ich zum Gebet der neunten Stunde in meinem Haus; siehe, da stand ein Mann in einem leuchtenden Gewand vor mir und sagte: Kornelius, dein Gebet wurde erhört und deiner Almosen wurde vor Gott gedacht. Schick jemanden nach Joppe und lass Simon, der den Beinamen Petrus hat, holen; er ist Gast im Haus des Gerbers Simon am Meer. Sofort habe ich nach dir geschickt und es ist gut, dass du gekommen bist. Jetzt sind wir alle hier vor Gott zugegen, um all das anzuhören, was dir vom Herrn aufgetragen worden ist.
Da begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus: Dieser ist der Herr aller. (Apg 10,23-36)

Petrus hält bei der Taufe des Kornelius eine kurze Katechese vor den in dessen Haus versammelten Menschen. Kornelius ist der erste Heide, der in die Kirche aufgenommen wird, und deshalb schildert Lukas in der Apostelgeschichte diese Begebenheit sehr ausführlich.

Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. (Apg 10,37-39a)

Zunächst weist Petrus auf das Auftreten Jesu in Galiläa hin, das den Zuhörern vertraut ist. Auch wir wissen davon durch die Evangelien. Das Auftreten Jesu begann mit der Taufe durch Johannes, danach zog Jesus im Land umher und tat den Menschen Gutes und befreite sie aus der Macht des Bösen. Petrus und die anderen Apostel sind Zeugen dafür, dass die Überlieferungen über Jesus wahr sind. Dann zog Jesus mit seinen Jüngern schließlich weiter nach Judäa und Jerusalem, wo er getötet wurde.

Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. (Apg 10,39b)

Mit diesen knappen Worten beschreibt Petrus die Passion Jesu, um dann ausführlicher auf das zu sprechen zu kommen, was die feste Grundlage christlichen Glaubens ist:

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Apg 10
Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. (Apg 10,40-41)

Die Katechese des Petrus ist knapp und darum sind die einzelnen Worte sehr bedeutsam. Gott hat Jesus am dritten Tag auferweckt. Das ist für Petrus eine unumstößliche Tatsache und dafür ist er selbst Zeuge. Hierbei sind die Erscheinungen des Auferstandenen das wichtigste Argument und vor allem auch die Tatsache, dass Jesus nach seiner Auferstehung mit den Jüngern gegessen und getrunken hat.
Dass hier in Verbindung mit der Auferstehung gerade von Essen und Trinken die Rede ist und dies die Hälfte des kurzen Zeugnisses über die Auferstehung umfasst, sollte uns, wenn wir den Text aufmerksam lesen, stutzig machen. Wenn wir dann die Auferstehungsberichte im Lukasevangelium genau lesen, so sehen wir, dass auch hier das Essen mit dem Auferstandenen wichtig ist. Bei Matthäus und Markus erfahren wir davon nichts, nur im Anhang des Johannesevangeliums wird noch davon berichtet, dass der Auferstandene bei seiner Erscheinung am See von Tiberias den Jüngern Fisch und Brot zu essen gab.
Für Lukas ist das gemeinsame Essen mit dem Auferstandenen ein besonderes Zeichen für die Realität der Auferstehung. Bereits in seinem irdischen Wirken war es Jesus wichtig, die Gemeinschaft mit ihm im gemeinsamen Mahl erfahrbar zu machen. Das trug ihm manchmal den Spott seiner Gegner ein, die ihn einen "Fresser und Säufer" nannten. Im Johannesevangelium wirkt Jesus sein erstes Wunder bei einer Hochzeit, auf der er Wasser in Wein verwandelt. Er pflegt Tischgemeinschaft mit Zöllnern und Sündern und an die Menge, die ihm den ganzen Tag zugehört hat, verteilt er am Abend Fisch und Brot.
Das bedeutendste Essen Jesu ist das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern. Brot und Wein sind fortan das Zeichen, in dem sich seine Gegenwart in der Welt zeigt. Am Brechen des Brotes erkennen die Emmausjünger den Auferstandenen. Christlicher Gottesdienst ist Eucharistie, Danksagung, ein gemeinsames Mahl mit dem Herrn. Früher schloss sich an das liturgische Mahl auch ein gemeinsames Essen an, wie wir es heute noch von dem Agapemahl nach der Osternacht kennen. Aber vielleicht könnten unsere Gemeinden heute wieder mehr zusammenwachsen und lebendiger werden, wenn wir uns nach der Sonntagsmesse zu einem gemeinsamen Essen treffen wie es in manchen Gemeinden auch praktiziert wird.
Der Auferstandene ist beim gemeinsamen Mahl mitten unter seinen Jüngern gegenwärtig. Sie erfahren seine Nähe wie zu der Zeit, als er noch mit ihnen umhergezogen ist. Jesus ist überall dort lebendig, wo - wie er selbst sagt - "zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind". Im gemeinsamen Gespräch tun sich neue Horizonte auf, finden sich Lösungen und Antworten, auf die man beim einsamen Nachdenken nicht gekommen wäre. Jesus wirkt durch seinen Geist beim Gespräch während des gemeinsamen Mahles. Vielleicht ist diese Art der Gemeinschaft effektiver als manche Vorträge und Sitzungen, die oft sehr steif verlaufen.
Feiern wir die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen auch in der lockeren Atmosphäre eines gemütlichen Beisammenseins. Machen wir uns bewusst, dass Jesus unter uns ist, wenn wir zusammen sind, nicht nur in der Kirche, sondern überall wo es Gemeinschaft gibt. Lassen wir uns davon überraschen, was der Geist den einzelnen Teilnehmern eingibt. Auch so wird Auferstehung erfahrbar.

Herr, komm du in unsere Mitte,
wo wir als Menschen zusammen kommen.
Lass uns dich nie vergessen,
wenn wir uns zu Tisch setzen
und wenn wir beieinander sind.
Wie du als der Auferstandene
einst deine Jünger überrascht hast
so überrasche auch uns
mit deiner Gegenwart.
Lass und seine lebendige Nähe erfahren
und aus dieser Erfahrung heraus leben.
Amen.
Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen: Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt. (Apg 10,42-43)

Noch etwas anderes ist für Petrus sehr wichtig: im Namen Jesu werden Sünden vergeben, zunächst durch Jesus selbst und dann durch alle, die in seinem Namen von der Kirche dazu eingesetzt sind. Die Sündenvergebung ist ein wichtiges Merkmal der Taufe, dass wir heute leicht vergessen. Kornelius und die Menschen in seinem Haus wussten, dass sie gleich nachdem sie die Taufe empfangen haben, frei von Sünden sind.
So beginnt mit der Taufe ein neues Leben, in dem wir darum kämpfen, nicht in die alten Fehler und Sünden zurückzufallen, sondern in der Heiligkeit zu wachsen. Der Heilige Geist gibt dazu die Kraft.
Auch wenn wir bereits als Kinder getauft wurden und diese Erfahrung der Sündenvergebung in der Taufe nicht wie ein Erwachsener machen konnten, gibt uns doch das Osterfest jedes Jahr von neuem die Gelegenheit dazu. Wenn wir in der Osternacht unseren Glauben bekennen und mit dem in der Osternacht geweihten Wasser besprengt werden, tun wir selbst bewusst diesen Schritt, den in unserer Kindheit andere für uns getan haben. In der Osterbeichte wird uns die Vergebung der Sünden und Nachlässigkeiten zuteil, die im vergangenen Jahr geschehen sind. So wird unser Leben jedes Jahr neu und wir können als neue und befreite Menschen einen weiteren Schritt zur Heiligkeit tun. Die Kraft dazu gebe uns der Heilige Geist.

Noch während Petrus dies sagte, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. (Apg 10,44)

Nach der Katechese des Petrus sendet Gott selbst seinen Geist auf Kornelius herab und wirkt an ihm das, was die ersten Jünger an Pfingsten erfahren haben. Der Heilige Geist steht in engstem Zusammenhang mit dem Osterfest. Der Auferstandene sendet den Geist in die Welt. Er macht uns fähig, als Christen zu leben. Er gibt uns den Mut zum Zeugnis für Jesus und die Worte. mit denen wir die Herzen der Menschen anrühren können.

Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden und Gott preisen. Petrus aber sagte: Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben? Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach baten sie ihn, einige Tage zu bleiben. (Apg 10,45-48)

Mit der Taufe des Kornelius ist etwas Bedeutsames geschehen. Er und sein Haus sind die ersten Heiden, die durch die Taufe den Heiligen Geist empfangen haben und so zu vollwertigen Mitgliedern der Kirche geworden sind. Es ist für uns heute schwer nachzuvollziehen, welch großer Schritt es war, dass sich das Christentum vom Judentum abgelöst hat und zu einer eigenständigen Religion geworden ist. Jesus und die Apostel waren Juden. Jesus hat sich Nichtjuden gegenüber sehr zurückgehalten. Er sah sich nur zu den "verlorenen Schafen des Hauses Israel" gesandt. Die Heilung der Tochter einer heidnischen Frau blieb eine Ausnahme.
Im weiteren Verlauf der Mission wird Paulus sich auf seinen Missionsreisen den Heiden zuwenden. Doch den ersten Schritt zu den Heiden hin macht Petrus. Wir werden sehen, dass dieser Schritt unter den anderen Aposteln nicht unumstritten sein wird. Doch schließlich gibt der Rang des Petrus als Erster der Apostel der Heidenmission die nötige Legitimation. Im Apostelkonzil (Apg 15) wird das Thema Heidenchristen erneut im Mittelpunkt stehen. Das Verhältnis zwischen Juden und Christen bleibt spannungsreich, doch die Christen bekennen sich klar zu einer Öffnung zu den Heiden hin, die nicht mehr die Beschneidung und die Befolgung jüdischer Gesetzesvorschriften verlangt. Die Taufe des Kornelius ist ein sichtbarer Meilenstein in dieser Entwicklung.