Apostelgeschichte 2,1-36

Das Pfingstereignis

.
Hl.Schrift
Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war ... (Apg 2,1a)

Die uns vertraute deutsche Übersetzung versucht hier zwar verständlich den Originaltext wiederzugeben, ist aber unpräzise. Wörtlich müsste man übersetzen: "Als sich der Tag des Fünfzigsten erfüllte". Das Wort "Pentekoste", das wir mit "Pfingsten" übersetzen, bedeutet "der fünfzigste Tag". Gemeint ist hier der 50. Tag nach dem Pessachfest, an dem die Juden Schawuot, das Wochenfest, feiern. Dies war ursprünglich ein Erntefest zum Dank für die Erstlingsfrüchte und wurde später zu einem Fest des Gedenkens an die Offenbarung der Zehn Gebote am Berg Sinai. Die Chronologie von Lukasevangelium und Apostelgeschichte verknüpft somit die beiden bedeutenden christlichen Heilsgeheimnisse des Todes Jesu Christi und der Geistsendung mit den beiden großen jüdischen Wallfahrtsfesten. Am Pessachfest wurde Jesus hingerichtet und an Schawuot kam der Heilige Geist auf die Jünger herab.
Nicht übergangen werden sollte auch das ursprüngliche Verb des Satzes, das Wort "erfüllen". Diese Erfüllung kommt bereits durch die Zahl 50 (50=7x7+1) zum Ausdruck, die ein Symbol für Überfülle ist. Die 7 ist die Zahl der Vollkommenheit (sie umfasst in sich die 3 als Symbol des Göttlichen und die 4 als Symbol des Irdischen) und wenn sie mit sich selbst multipliziert und dann noch um 1 erhöht wird, dann zeigt das eine unüberbietbare Fülle und Vollkommenheit an.
Erfüllt haben sich an diesem Tag auch die Verheißungen des Alten Bundes. Das wird deutlich im Zitat aus Joel, mit dem Petrus seine Pfingstpredigt beginnt (Apg 2,17), aber auch in der Darstellung des Pfingstwunders selbst. Sturm, Brausen und Feuer sind traditionelle Elemente der Theophanie im Alten Testament, wie sie auch im Zusammenhang mit der Offenbarung der Zehn Gebote am Sinai geschildert werden. Ab sofort hat das Kommen des Geistes eine zentrale Bedeutung im Christentum. Sie geschieht immer dort, wo Menschen sich bewusst für den Glauben an Jesus Christus entscheiden. Dieser Glaube wird besiegelt durch die Taufe und den Empfang des Heiligen Geistes. Beide stehen zwar in einem engen Zusammenhang, sind aber von Anfang an voneinander getrennt, wie wir es in den Sakramenten von Taufe und Firmung kennen.br /> Bis heute feiern Christen das Pfingstfest am 50. Tag nach Ostern. Zunächst galten die heiligen fünfzig Tage der Osterzeit "wie ein einziger Festtag". Im 4. Jahrhundert bekam jedoch das Fest Christi Himmelfahrt am 40. Tag nach Ostern eine immer eigenständigere Bedeutung, was zur Folge hatte, dass die Einheitlichkeit der fünfzig Tage durchbrochen wurde. Dadurch wurde auch das Pfingstfest nicht mehr als Abschluss der fünfzig Tage gesehen, sondern als eigenständiger Festtag, was sich auch darin zeigt, dass es eine eigene Oktav erhalten hat. Nach Wegfall der Pfingstoktav kommt heute wieder die Einheitlichkeit der fünfzig Tage der Osterzeit stärker zum Vorschein. Der Pfingstmontag als letzter Rest der Pfingstoktav und zweiter Feiertag des Pfingstfestes ähnlich dem Ostermontag bildet ein gewisses Kuriosum, da er liturgisch schon zur Zeit im Jahreskreis gehört.

... waren alle zusammen am selben Ort. (Apg 2,1b)

Gemeint ist hier das Obergemach, der Saal, in dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert hat. Hierhin haben sich die Jünger nach dem Tod Jesu zurückgezogen und verbrachten die Zeit im Gebet zusammen mit Maria und den anderen Frauen aus dem Kreis um Jesus. Hier wurde auch Matthias als Apostel nachgewählt um die Zahl der Zwölf nach dem Verrat des Judas wieder vollkommen zu machen. Von diesem Raum wird das Tosen des Geistes nach draußen dringen auf die Straßen der Stadt. War schon der Auferstandene nicht mehr an Raum und Zeit gebunden und konnte den Jüngern hinter verschlossenen Türen erscheinen, so ist es der Heilige Geist noch weniger. Der begrenzte Raum der Jünger ist kein Hindernis für sein grenzenloses Wirken.

.
Hl.Schrift
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. (Apg 2,2-3)

Der Heilige Geist kommt vom Himmel mit einem Brausen wie ein Sturm, der das ganze Haus durchweht und wie Feuerzungen, die sich auf alle verteilen. Wahrscheinlich ist es Lukas nicht leicht gefallen, das Pfingstereignis in angemessene Worte zu fassen. Die Herabkunft des Heiligen Geistes ist ein geistliches Ereignis, das aber auch materiell erfahrbar wird.
Vielleicht haben wir alle schon einmal einen solchen Sturm erlebt, dessen Wucht man selbst bei gut gebauten Häusern noch merkt, der durch alle Ritzen zieht und an den Fenstern rüttelt. Eine gewaltige Kraft. Sturm ist auch in Alten Testament oft ein Bild für eine Erscheinung Gottes. Sehr intensiv schildert dies der Psalm 29:

Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. Der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über gewaltigen Wassern.
Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht, die Stimme des Herrn voll Majestät.
Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern, der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon.
Er lässt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, wie einen Wildstier den Sirjon.
Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, die Stimme des Herrn lässt die Wüste beben, beben lässt der Herr die Wüste von Kadesch. (Ps 29,3-8)

Auch Feuer ist ein Bild für die Anwesenheit Gottes. Als Mose auf den Sinai stieg, um von Gott die Zehn Gebote zu empfangen, war der Berg in Feuer gehüllt:

Am dritten Tag, im Morgengrauen, begann es zu donnern und zu blitzen. Schwere Wolken lagen über dem Berg und gewaltiger Hörnerschall erklang. Der ganze Sinai war in Rauch gehüllt, denn der Herr war im Feuer auf ihn herabgestiegen. Der Rauch stieg vom Berg auf wie Rauch aus einem Schmelzofen. Der ganze Berg bebte gewaltig und der Hörnerschall wurde immer lauter. (Ex 19,16.18)

Ein Gebet der Ostkirche versucht das, was Lukas schreibt, zu einem neuen Bild zu formen und uns bewusst zu machen, dass jede Darstellung von Pfingsten nicht einmal annähernd das beschreiben kann, was die Jünger erfahren haben:

Des Geistes Quell kam zu den Erdenbewohnern;
in feuerfließenden Strömen verteilte er sich, geistig,
und fiel wie Tau auf die Apostel und machte sie licht und hell.
Es ward ihnen zu einer Wolke von Tau das Feuer,
und es erleuchtete sie eine regenspendende Flamme.
Von ihnen haben wir empfangen die Gnade
durch Feuer und Wasser.
Erschienen ist das Licht des Trösters
und hat die Welt erleuchtet.

Das Bild vom Heiligen Geist, das uns Lukas in der Apostelgeschichte zeigt, sind die Feuerzungen, die auf alle herabkommen. Es ist das Bild des Entzündens. Um eine Kerze zu entzünden, braucht es eine Feuerquelle, ein Streichholz oder ähnliches. Dann brennt die Kerze von alleine weiter. Aber ohne Zündquelle wird sie nie anfangen, zu brennen. So ähnlich wirkt der Heilige Geist. Die Apostel waren schon vorbereitet, sich entzünden zu lassen, und alle Menschen haben die Möglichkeit in sich, entzündet zu werden. Aber es braucht eben diese Feuerquelle. Die Apostel wurden am Pfingstfest entzündet und für alle Menschen danach ist die Taufe das Fest, an dem der Heilige Geist das Feuer in einem Menschen entzündet. Die Taufkerze, die zu jeder Taufe gehört, ist Symbol dafür und diese selbst wird an der Osterkerze entzündet. Die Osterkerze haben wir in der Osternacht als Symbol für Christus, das Licht, in die dunkle Kirche getragen.
Das Feuer verbindet uns mit Jesus Christus, sichtbar im Licht der Kerze, unsichtbar im inneren Feuer, das im Wirken des Heiligen Geistes stets in uns lebendig ist. Die Taufe wird auch als unauslöschliches Prägemal bezeichnet. Niemand vermag das Feuer des Heiligen Geistes in sich wieder auszulöschen. Wir können es verstecken und verdecken, aber doch wird diese Flamme niemals ausgehen. Wenn manchen das bedrohlich erscheinen mag, ist doch auch ein Zeichen der Hoffnung. Gottes Kraft bleibt stets in uns.
Aber ist das nicht nur frommes Gerede? Erleben wir uns im Alltag nicht oft alles andere als entflammt und be-geistert? Der Heilige Geist ist Gabe und Aufgabe. Wir bekommen ihn geschenkt, aber wir müssen sein Feuer hüten. Wir sind dazu berufen, unser Leben in die Hand zu nehmen. Das mag oft schwer erscheinen, Hindernisse werden uns in den Weg gelegt, aber doch gibt es in allen Situationen auch einen, der uns trägt.

.
Hl.Schrift
Der Heilige Geist ist die leise, stille Flamme, die nicht zerstört, aber doch voll heiliger Kraft ist.

So hat Benedikt XVI. einmal in einer Predigt gesagt. Wir müssen schon aufmerksam sein, um seine Kraft zu spüren, und wir müssen auch bereit dazu sein, uns von seiner Kraft verwandeln zu lassen. Nicht immer entspricht das, was wir wollen, dem, wozu der Heilige Geist uns führen will. Es bedarf der Beständigkeit im Alltag, der Achtsamkeit in den kleinen Dingen. Nur so können wir unser Leben von Grund auf durch dieses unscheinbare Feuer beeinflussen lassen und so kann uns die Kraft erwachsen, die dann Großes bewirken kann.

Komm, Heiliger Geist!
Zeige uns Gottes Gegenwart in deiner Kirche und in uns!
Schenke uns die Zuversicht, dass wir stets mit Gott und seiner Macht verbunden sind.
Christus thront zur Rechten des Vaters, erhoben über alle Mächte und Gewalten.
Mit ihm sind auch wir erhoben, wenn wir mit ihm verbunden bleiben.
Heiliger Geist, lass nicht zu, dass wir von Christus getrennt werden.
Rufe uns, führe uns, heilige uns!
Amen.

Pfingsten, die Kraft des Heiligen Geistes erleben, das ist auch heute möglich. Der Heilige Geist wirkt. Lassen wir uns von ihm ergreifen.

Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. (Apg 2,4)

Die Jünger haben die Anwesenheit Gottes erfahren. Das erste, das der Geist bewirkt ist, dass die Verwirrung der Sprachen ein Ende nimmt. In Jerusalem sind jüdische Pilger aus allen Regionen des Römischen Reiches und sie alle können die Jünger verstehen, die getrieben von der Kraft des Heiligen Geistes auf die Straße gehen, um Gottes machtvolle Taten zu verkünden.

In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. (Apg 2,5-6)

Die Verwirrung der Sprachen war nach biblischer Schilderung im alten Babylon entstanden (Gen 11,1-9). Dort taten sich die Menschen zusammen, um einen Turm zu bauen, bis in den Himmel. So wollten sie sich selbst und Gott beweisen, wie groß sie sind. Doch Gott verwirrte ihre Sprache. Die Menschen konnten einander nicht mehr verstehen, und sie hörten auf, an dem Turm zu bauen.
Bis heute hat jedes Volk, ja jeder Stamm seine eigene Sprache. Menschen grenzen sich gegeneinander ab. Die verschiedenen Sprachen machen es noch schwerer, dass Menschen sich über Grenzen hinweg verständigen können. Doch es gibt Weltsprachen, mit denen man sich vielerorts verständigen kann. Damals waren dies Griechisch und Latein, heute ist es Englisch.

Als er vom Himmel herabstieg
und die Sprachen verwirrte,
hat der Höchste
die Völker zerstreut.
Als er die Zungen des Feuers
verteilte, rief er alle zur Einheit.
Mit gemeinsamer Stimme ehren
wir den allheiligen Geist.
(Gebet der Ostkirche)

Das Sprachwunder an Pfingsten, als alle Menschen die Worte der Apostel verstehen konnten, meint mehr, als dass diese in einer bekannten Weltsprache gesprochen hätten. Was nützt eine gemeinsame Sprache, wenn die Menschen weiter untereinander uneins sind?
Vielleicht ist die Sprache des Heiligen Geistes die Sprache der Herzen. Die Menschen aller Völker und Sprachen wissen, was Liebe ist. Sie erkennen, ob jemand mit guten Absichten kommt oder Streit sucht. Die Sprache, die alle Menschen erreicht, ist die Sprache der Liebe. Nicht mit Gewalt missionieren die Apostel. Sie geben mit ihrem Leben, ihren Worten und ihrem Tun Zeugnis von Jesus Christus. Sie geben Zeugnis von der Liebe, die Gott uns durch seinen Sohn erwiesen hat. Gott ist uns nahe gekommen. Wo Menschen Gott in ihr Leben lassen, da können auch sie einander nahe kommen.
Das kann ein Aufruf für uns heute an Pfingsten sein. Wir erleben, wie heute die Feindschaft zwischen den Religionen vielleicht stärker ist denn je. Versuchen wir, im Heiligen Geist eine Atmosphäre der Toleranz zu schaffen, die zum eigenen Erbe steht, aber auch die Überzeugungen des anderen akzeptiert. Nicht Angst und Gewalt sind Früchte des Geistes, sondern Friede und Langmut. Schaffen wir so den Raum, in dem Gott die Herzen der Menschen anrühren kann.
Papst Benedikt XVI. sagt:

Am Pfingstfest zeigt sich der Heilige Geist durch das Zeichen eines Sturmwindes, durch Feuerzungen und das Sprechen der Apostel in allen Sprachen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die babylonische Zersplitterung - Ergebnis des Hochmuts, der die Menschen trennt - in dem Geist, der Liebe ist und Einheit in der Verschiedenheit spendet, überwunden ist. Die Kirche spricht vom ersten Augenblick ihres Bestehens an in allen Sprachen - durch die Kraft des Heiligen Geistes und der Feuerzungen - und lebt in allen Kulturen; sie zerstört nichts von den verschiedenen Gaben, von den verschiedenen Charismen, sondern fasst alles in einer großen und neuen Einheit zusammen, die versöhnt: Einheit und Vielgestaltigkeit.
Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken. (Apg 2,7-13)

Am Pfingsttag öffnet der Heilige Geist die Tore des Hauses und der Herzen. Nach Tagen des Rückzugs gehen die Apostel auf die Straße hinaus und verkündigen den Auferstandenen Herrn. Der Heilige Geist ist es, der ihnen Wort und Stimme gibt. Ihr Wort traf viele Menschen mitten ins Herz, aber es gab auch Zweifler. Dennoch sollen es um die 3000 Menschen gewesen sein, die sich an diesem Tag bekehrt haben. Das war die Geburtsstunde der Kirche, an dem die Urgemeinde von Jerusalem zum ersten Mal nach dem Tod Jesu öffentlich in Erscheinung tritt und ihre ersten neuen Mitglieder gewinnt.
Lukas, der ein vortrefflicher Schriftsteller war, versteht es, die Ausbreitung der Kirche von der kleinen "Zelle" der ersten Jünger in Jerusalem über die ganze Welt spannend zu schildern. Wir können bildlich vor uns sehen, wie das kleine Senfkorn aufgeht und zu einem großen Baum heranwächst. Der Pfingsttag ist der Tag, an dem der Keimling aus dem Korn hervorbricht - durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Im Folgenden skizziert die Apostelgeschichte die lange Pfingstpredigt des Petrus:

.
Hl.Schrift
Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Tag; 1ondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël gesagt worden ist: In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen und sie werden prophetisch reden. Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und qualmenden Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und herrliche Tag. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. (Apg 2,14-21)

Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. - Mit diesen Worten des Propheten Joel (Joel 3,1) beginnt Petrus seine Predigt am Pfingsttag und will damit sagen, dass eine Sehnsucht des Volkes Israel an diesem Tag in Erfüllung geht. Es ist etwas Unerhörtes. Nicht mehr nur auserwählten Anführern, Priestern und Propheten schenkt Gott seinen Geist, sondern er gießt ihn unbegrenzt aus über die ganze Welt.
Der Geist Gottes, der Heilige Geist, ist Gottes unsichtbare Kraft, die alles durchdringt und heiligt. Wir können ihn nicht sehen, aber wir können sein Wirken spüren. Wind, Feuer und Taube sind Bilder, die uns sein Wirken veranschaulichen sollen. Der Geist ist friedfertig wie eine Taube, er erwärmt alles in seiner Nähe wie die Kraft des Feuers, und er treibt an wie der Wind, wenn er in die Segel eines Schiffes bläst.
Gottes Geist ist überall, aber er kommt zu uns nicht ungefragt. Nur wer ihn einlässt, erfährt seine Kraft. Aber wir fragen oft auch: Wo ist sein Wirken geblieben, warum vertreibt er mit seiner machtvollen Kraft nicht alles Übel und alles Böse aus der Welt? Warum fühle ich selbst mich selbst oft so schwach, obwohl ich täglich um den Heiligen Geist bete?
Vertrauen wir seiner Kraft, die oft auch im Verborgenen wirkt. Es braucht lange, um ein kaltes Herz aus Stein wieder zum Glühen zu bringen. Er will es nicht einfach fortwehen, sondern wartet geduldig, ob es sich nicht doch für seine Wärme öffnet. Gott will mit seinem Wirken die ganze Welt erfüllen, nicht nur die Frommen. Er hat ja alles geschaffen und liebt alle, auch wenn viele sich gegen ihn verschließen.
Beten wir jeden Tag und heute am Pfingstfest ganz besonders darum, dass die Welt sich öffnet für das Wirken des Heiligen Geistes. Nur so geschieht Heil und entsteht Heilung und Heiligkeit.
Komm, Heiliger Geist, komm herab über alles Fleisch, damit die ganze Welt Gottes Heil erfahre. Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt!

22Israeliten, hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer, den Gott vor euch beglaubigt hat durch machtvolle Taten, Wunder und Zeichen, die er durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - 23ihn, der nach Gottes beschlossenem Willen und Vorauswissen hingegeben wurde, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht. 24Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.
25David nämlich sagt über ihn: Ich habe den Herrn beständig vor Augen. Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht. 26Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Zunge und auch mein Leib wird in sicherer Hoffnung ruhen; 27denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis, noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen. 28Du zeigst mir die Wege zum Leben, du erfüllst mich mit Freude vor deinem Angesicht. (Ps 16,8-11)
29Brüder, ich darf freimütig zu euch über den Patriarchen David reden: Er starb und wurde begraben und sein Grabmal ist bei uns erhalten bis auf den heutigen Tag. 30Da er ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm den Eid geschworen hatte, einer von seinen Nachkommen werde auf seinem Thron sitzen, 31sagte er vorausschauend über die Auferstehung des Christus: Er gibt ihn nicht der Unterwelt preis und sein Leib schaut die Verwesung nicht.
32Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen. 33Nachdem er durch die rechte Hand Gottes erhöht worden war und vom Vater den verheißenen Heiligen Geist empfangen hatte, hat er ihn ausgegossen, wie ihr seht und hört.
34David ist nicht zum Himmel aufgestiegen; vielmehr sagt er selbst: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, 35und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.
36Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. (Apg 2,14-36)