Weisheit 10-16

Weisheit i.d. Geschichte

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Die letzten Kapitel des Buches zeigen das Wirken der Weisheit in der Geschichte. Im 10. Kapitel wird dies anhand von sieben beispielhaften Gestalten aufgezeigt und dann in den Kapiteln 11-19 an exemplarischen Ereignissen. Diese Ereignisse geschehen im Rahmen des Exodus, des Auszugs Israels aus Ägypten, der durch alle Zeiten hindurch das prägende Zeichen von Gottes Gegenwart unter seinem Volk ist. Der Strafe Gottes für die Feinde Israels wird jeweils ein Ereignis gegenübergestellt, das zeigt, wie Gott sein Volk erzieht und leitet. Ich habe die letzten Kapitel des Buches in drei Abschnitte unterteilt: Die rettende Macht der Weisheit (Weish 10-12), die Torheit des Götzendienstes (Weish 13-16) und das Licht der Weisheit (Weish 17-19).

Weish 10-12 Die rettende Macht der Weisheit

Sie hat den Urvater der Welt nach seiner Erschaffung behütet, als er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit und ihm die Kraft gegeben, über alles zu herrschen. Ein Ungerechter aber, der in seinem Zorn von ihr abfiel, ging durch seine Leidenschaft zugrunde, die ihn zum Brudermord trieb.
Die Weisheit hat die Erde, die seinetwegen überflutet wurde, wieder gerettet und den Gerechten auf wertlosem Holz durch die Wasser gesteuert.
Als die Völker, einmütig nur in ihrer Schlechtigkeit, durch die Verwirrung ihrer Sprache getrennt wurden, erwählte sie den Gerechten und behütete ihn, sodass er vor Gott ohne Tadel war und trotz der Liebe zu seinem Kind stark blieb.
Als die Frevler zugrunde gingen, rettete sie einen Gerechten, sodass er vor dem Feuer fliehen konnte, das auf die fünf Städte fiel; von ihrer Schlechtigkeit zeugen heute noch rauchendes Ödland und Pflanzen, die zur Unzeit Früchte tragen, und eine Salzsäule ragt als Denkmal einer ungläubigen Seele empor. Jene, die an der Weisheit achtlos vorübergingen, erlitten nicht nur Schaden, weil sie das Gute nicht erkannten, sondern sie hinterließen auch den Lebenden ein Mahnmal ihrer Torheit, damit nicht verborgen bleibe, worin sie sich verfehlt hatten. Die Weisheit aber rettete ihre Diener aus jeglicher Mühsal.
Einen Gerechten, der vor dem Zorn des Bruders floh, geleitete sie auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm heilige Geheimnisse. Sie machte ihn reich bei seiner harten Arbeit und vermehrte den Ertrag seiner Mühen. Sie half ihm gegen die Habsucht seiner Unterdrücker und verschaffte ihm Wohlstand. Sie beschützte ihn vor seinen Feinden und gab ihm Sicherheit vor seinen Verfolgern. In einem harten Kampf verlieh sie ihm den Siegespreis, damit er erkannte, dass Gottesfurcht stärker als alles andere ist.
Einen Gerechten, der verkauft worden war, ließ sie nicht im Stich, sondern bewahrte ihn vor der Sünde. Sie stieg mit ihm in den Kerker hinab und verließ ihn während seiner Gefangenschaft nicht, bis sie ihm das königliche Zepter brachte und Gewalt über seine Bedrücker. Sie überführte alle, die ihn beschuldigt hatten, als Lügner und verlieh ihm ewigen Ruhm.
Sie hat ein heiliges Volk, ein untadeliges Geschlecht, aus der Gewalt einer Nation gerettet, die es unterdrückte. Sie ging in die Seele eines Dieners des Herrn ein und widerstand schrecklichen Königen durch Zeichen und Wunder. Sie gab den Heiligen den Lohn ihrer Mühen und geleitete sie auf wunderbarem Weg. Sie wurde ihnen am Tag zum Schutz und in der Nacht zum Sternenlicht. Sie führte sie durch das Rote Meer und geleitete sie durch gewaltige Wasser. Ihre Feinde aber ließ sie in der Flut ertrinken und spülte sie aus der Tiefe des Abgrunds ans Land. Darum plünderten die Gerechten die Frevler aus, sie priesen, Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine schützende Hand. Denn die Weisheit hat den Mund der Stummen geöffnet und die Zungen der Unmündigen hat sie beredt gemacht. (Weish 10,1-21)

Kapitel 10 zeigt das Wirken der Weisheit in der Geschichte anhand der Stammväter des Volkes Israel. Sie wirkte in Adam, dem Urvater der Welt, in Noach dem Geretteten aus der Flut, in Abraham, dem Erwählten, in Lot, dem Gerechten inmitten der Ungerechtigkeit, in Jakob, dem Gottesfürchtige und in Josef, dem Geretteten. Sie alle haben den Weg bereitet für Israel, Gottes auserwähltem Volk. In Israel wirkt Gott weiter in der Geschichte, indem er sein Volk rettet und seine Feinde bestraft. Die Grunderfahrung für Gottes Heilswirken an Israel ist der Exodus, der Auszug aus Ägypten, der in den folgenden Kapiteln näher beleuchtet wird.

Sie ließ alles gelingen, was sie unter der Führung des heiligen Propheten unternahmen. Sie zogen durch eine unbewohnte Wüste und schlugen in unwegsamen Gegenden ihre Zelte auf. Sie leisteten ihren Feinden Widerstand und wehrten ihre Gegner ab. Als sie dürsteten und dich anriefen, wurde ihnen Wasser aus schroffem Fels gegeben, sodass sie ihren Durst stillen konnten aus hartem Gestein.
Denn was ihren Feinden zur Strafe wurde, das empfingen sie als Wohltat in ihrer Not. Der ständig fließende Strom wurde durch schmutziges Blut getrübt. So wurden jene für den befohlenen Kindermord gestraft. Diesen aber gabst du wider Erwarten reichlich Wasser, nachdem du ihnen vorher durch ihren Durst gezeigt hattest, wie ihre Gegner von dir bestraft wurden. Denn als sie geprüft und, wenn auch nur milde, zurechtgewiesen wurden, da erkannten sie, wie die Frevler im Zorn gerichtet und gepeinigt worden waren.
Sie hast du wie ein mahnender Vater auf die Probe gestellt, die Frevler aber wie ein strenger König gerichtet und verurteilt. Fern von den Gerechten wurden sie ebenso geplagt wie damals, als sie ihnen noch nahe waren; denn zweifaches Leid und Seufzen brachte ihnen die Erinnerung an das Vergangene: Als sie nämlich hörten, dass ihre eigene Bestrafung jenen sogar zur Wohltat geworden war, da erkannten sie das Wirken des Herrn. Den sie einst ausgesetzt und weggeworfen, den sie mit Hohn abgewiesen hatten, den mussten sie am Ende von allem bestaunen, nachdem sie einen viel schlimmeren Durst gelitten hatten als die Gerechten. (Weish 11,1-14)

Gott stillt den Durst seines Volkes auf dem langen Weg durch die Wüste. Mose leitet das Volk im Namen Gottes. Die Ägypter aber müssen Durst leiden, aus Strafe für das Unrecht, das sie den Israeliten angetan haben und ihren Götzendienst.

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Zur Strafe für ihre frevlerische Torheit, in die sie sich verirrt hatten, als sie vernunftloses Gewürm und armseliges Ungeziefer verehrten, sandtest du ihnen eine Menge vernunftloser Tiere. Sie sollten erkennen: Man wird mit dem gestraft, womit man sündigt. Für deine allmächtige Hand, die aus ungeformtem Stoff die Welt gestaltet hat, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, eine Menge von Bären gegen sie zu senden oder grimmige Löwen oder unbekannte, neu geschaffene, wuterfüllte Tiere, die Feuer sprühenden Atem aushauchen oder zischenden Dampf ausstoßen oder schreckliche Funken aus den Augen sprühen. Nicht nur ihre verderbliche Gewalt hätte sie zermalmen, schon ihr Furcht erregender Anblick hätte sie vernichten können. Aber abgesehen davon hätten sie durch einen einzigen Hauch fallen können, verfolgt von deinem Strafgericht und fortgeweht vom Sturm deiner Macht. Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. Denn du bist immer imstande, deine große Macht zu entfalten. Wer könnte der Kraft deines Arms widerstehen?
Die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt. Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren. Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens. (Weish 11,15-26)

Das Buch der Weisheit lässt uns darüber nachdenken, in welcher Beziehung Gott und Welt zueinander stehen. Gott ist Schöpfer, die Welt seine Schöpfung. Dieses Bild war einfach, als man noch die Erde als Mittelpunkt der Welt sah und den Menschen als Krone der Schöpfung. Heute aber ist die Erde ein winziger Planet in den unendlichen Weiten des Universums und der Mensch, ist er wirklich das einzige Wesen mit höherer Intelligenz in dieser Welt?
Hat Gott also wirklich sein Augenmerk so sehr auf diese Erde und den Menschen gerichtet? Ist Gott nicht vielmehr doch eine Fiktion des Menschen? Was bedeutet Schöpfung angesichts der neuen Erkenntnisse, die wir in den vergangenen Jahrzehnten über das Universum gewonnen haben? Eine Antwort auf diese Frage ist nicht leicht. Wir wissen aber heute, dass die Naturwissenschaften allein die Welt nicht erklären können. Die Existenz einer geistigen Welt lässt sich durch die Naturwissenschaften genau so wenig widerlegen wie die Existenz Gottes. Auch wenn sich in den religiösen Gedanken über die Schöpfung oft zeitgemäße Vorstellungen früherer Zeiten wiederfinden, heißt das nicht, dass christlicher Schöpfungsglaube angesichts der Erkenntnisse der Naturwissenschaften obsolet geworden wäre.
Es gibt eine enge Verbindung zwischen geistiger und materieller Welt, auch wenn das Bestreben des Menschen darauf gerichtet ist, alles mit seinen eigenen Mitteln machbar zu machen. Wir erleben heute, wie der Mensch alles selbst in den Griff bekommen möchte. Selbst die allernatürlichsten Vorgänge wie Zeugung und Wachstum will man nicht länger der Natur überlassen. Mithilfe der Gentechnik versucht der Mensch, bis in die tiefsten Wurzeln der Natur einzudringen und diese zu beherrschen.
Können wir angesichts dieser nahezu überall vom Menschen gestalteten Natur noch die ursprüngliche Schönheit der Schöpfung entdecken? Es gibt heute viele Gruppen, die wieder ganz neu im Einklang mit der Natur zu leben versuchen und die Landwirtschaft nicht als Industrie betrachten, die Nahrungsmittel produziert, sondern als ein nachhaltiges Pflegen der Natur und Ernten von dem, was diese uns schenkt. Die Erde gibt uns viel, wenn wir nur dankbar und verständig sie zu nutzen verstehen. Und das Erstaunliche ist, dass dies oft produktiver ist, als der Einsatz vieler chemischer Mittel.
"O Gott, wie schön ist deine Welt!" So singen wir in einem Kirchenlied aus dem Gotteslob. Indem wir Christen die ganze Natur, alles was auf dieser Welt ist, als Schöpfung Gottes sehen, erschaffen von ihm zu seinem Lob und zur Freude des Menschen, müssten wir eigentlich die besten Naturschützer sein. Wir sollen die Schöpfung lieben und sie bewahren, weil sie das Werk unseres Gottes ist.
Aber immer wieder erleben wir, dass so vieles in der Welt kaputt gemacht wird. Hinter all dieser Zerstörung steht im letzten die Sünde. Sünde bedeutet alles, was sich gegen Gott wendet und somit auch gegen alles, was Gott gemacht hat, gegen die Schöpfung Gottes und damit letztlich auch gegen den Menschen. Man will uns weiß machen, dass die Gebote Gottes den Menschen einengen und dass nur in der Befreiung von ihnen die Freiheit des Menschen liegt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die Gebote Gottes sind die Ordnung der Schöpfung und wer sich gegen sie stellt, stellt sich gegen Gott und seine Schöpfung und gelangt so nicht zu mehr Freiheit, sondern wird zum Sklave seiner selbst und der Sünde.
Gott als Schöpfer anzuerkennen bedeutet, in der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen. Gottes Schöpfung bietet genug für alle. Aber einige wenige wollen alles für sich, und daher müssen andere Mangel leiden. Wenn wir heute wissen, dass wir die Schöpfungsberichte nicht wörtlich nehmen dürfen, so dürfen wir diese Texte doch dahingehend lesen, dass sie zeigen, wie Gott diese Welt gedacht hat, nämlich dass der Mensch in Einklang lebt mit der Natur, sie pflegt und sich von ihren Gaben beschenken lässt. Dass der Mensch vor allem lernt, dass alles für alle gemacht ist und nicht dafür, dass einige im Wohlstand leben und andere ausgebeutet werden. Christlicher Glaube drängt uns daher, für Gerechtigkeit einzutreten, und so dem Plan Gottes für seine Schöpfung immer wieder neu Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Welt ist Gottes Eigentum, wir dürfen sie nicht auf zerstörerische Weise ausbeuten. Jeder Mensch ist in seiner Einmaligkeit von Gott geliebt. Wir dürfen nicht über andere Menschen herrschen und sie für unsere Zwecke missbrauchen. Versuchen wir, immer neu Zeichen der Liebe Gottes in der Schöpfung zu entdecken, indem wir andere Menschen achten und ihnen verzeihen und indem wir staunend die Wunder der Natur betrachten. In allem wohnt Gottes Geist. Wir sind Teil eines großen Ganzen, in dem alle voneinander abhängig sind. So hat Gott die Welt gewollt, dass jeder das hat, was er braucht und wir in Einklang leben mit dem, was Gott für uns geschaffen hat.

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Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist. Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr. Du hast auch die früheren Bewohner deines heiligen Landes gehasst, weil sie abscheuliche Verbrechen verübten, Zauberkünste und unheilige Festbräuche; sie waren erbarmungslose Kindermörder und verzehrten beim Opfermahl Menschenfleisch und Menschenblut. Darum beschlossest du, mitten im Gelage die Teilnehmer und deren Eltern, die mit eigener Hand hilflose Wesen töteten, durch die Hände unserer Väter zu vernichten; denn das Land, das dir vor allen anderen teuer ist, sollte eine seiner würdige Bevölkerung von Gotteskindern erhalten.
Doch selbst mit jenen gingst du schonend um, weil sie Menschen waren; du sandtest deinem Heer Hornissen voraus, um sie nach und nach zu vernichten. Obgleich du die Macht hattest, in einer Schlacht die Frevler den Gerechten in die Hand zu geben oder sie durch wilde Tiere oder ein unerbittliches Wort mit einem Schlag auszurotten, vollzogst du doch erst nach und nach die Strafe und ließest so Zeit für die Umkehr. Dabei wusstest du genau, dass ihr Ursprung böse und ihre Schlechtigkeit angeboren war und dass sich ihr Denken in Ewigkeit nicht ändern werde; sie waren schon von Anfang an ein verfluchter Stamm. Keine Furcht vor irgendjemand hat dich dazu bestimmt, sie für ihre Sünden ohne Strafe zu lassen.
Denn wer darf sagen: Was hast du getan? Wer vermag sich deinem Urteilsspruch zu widersetzen? Wer könnte dich anklagen wegen des Untergangs von Völkern, die du selbst geschaffen hast? Wer wollte gegen dich auftreten als Anwalt schuldiger Menschen? Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen wegen der Menschen, die du gestraft hast.
Gerecht, wie du bist, verwaltest du das All gerecht und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verurteilen, der keine Strafe verdient. Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich gegen alles Nachsicht üben. Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die trotzige Auflehnung.
Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst. (Weish 12,1-19)

Das Buch der Weisheit verkündet uns eine trostreiche Botschaft: Gott trägt Sorge für alle. Bei ihm dürfen wir uns geborgen wissen, nichts und niemand kann uns Schaden zufügen, weil wir in Gottes Hand sind, denn Gott ist mächtig, allmächtig. Aber gerade dieses Wort allmächtig kann uns einen Schauer über den Rücken fließen lassen, kann in uns gar Ablehnung wachrufen. Nein, einen solchen allmächtigen Gott will ich nicht. Ist das dann nicht ein Gott der Willkür, der stets nur das tut, was ihm gefällt?
Gott richtet milde. Milde ist ein Ausdruck von Stärke, nicht von Schwäche. Gewalt und Fanatismus aber dienen letztendlich nur dazu, die eigenen Schwächen zu verbergen. Gott lässt erst einmal wachsen, den Weizen und das Unkraut, er lässt seine Sonne scheinen über Gerechte und Ungerechte. Gott ist ein menschenfreundlicher Gott und diese Menschenfreundlichkeit erwartet er auch von den Menschen, die an ihn glauben. Wer nach Gottes Wort lebt muss Sorge tragen um alle Menschen. Der Gerechte muss menschenfreundlich sein. Herr, schenke uns die Liebe zu allen Menschen und lass uns so Zeugen sein für die Liebe, mit der du alles erhältst.

Du hast die Feinde deiner Kinder, auch wenn sie den Tod verdienten, sehr nachsichtig und nur nach und nach gestraft und ihnen Zeit und Möglichkeit gegeben, sich von ihrer Schlechtigkeit abzuwenden. Aber wie viel umsichtiger noch hast du deine Söhne bestraft, deren Vätern du Gutes verheißen hast, als du mit ihnen unter Eid den Bund schlossest. Während du uns erziehst, geißelst du unsere Feinde zehntausendfach, damit wir als Richter deine Güte uns zum Vorbild nehmen und auf Erbarmen hoffen, wenn wir selber vor dem Gericht stehen.
Du hast jene, die in Torheit und Unrecht dahinlebten, mit ihren eigenen Gräueln gepeinigt. Allzu weit waren sie in die Irre gegangen, als sie die allerhässlichsten und verachtetsten Tiere für Götter hielten und wie unverständige Kinder sich täuschen ließen. Darum hast du ihnen wie unvernünftigen Kindern eine Strafe gesandt, die sie zum Gespött machte. Wer sich aber durch eine Strafe, die ihn zum Gespött macht, nicht warnen lässt, der wird eine Strafe erleiden, die der Macht Gottes entspricht. In ihren Leiden wurden sie zornig über die Tiere, die sie für Götter hielten und mit denen sie jetzt gestraft wurden. So erfuhren sie jenen, von dem sie vorher nichts wissen wollten, und erkannten ihn als den wahren Gott; deshalb war ja auch die äußerste Strafe über sie gekommen. (Weish 12,20-27)

Weish 13-16 Die Torheit des Götzendienstes

Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen. Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.
Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre. Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen. Doch auch sie sind unentschuldbar: Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?
Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold und Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft. (Weish 13,1-10)