Weisheit 1,1-15

Ja zum Leben

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Leben
Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, denkt in Frömmigkeit an den Herrn, sucht ihn mit reinem Herzen!
Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen.
Verkehrte Gedanken trennen von Gott; wird seine Macht herausgefordert, dann weist sie die Toren zurück.
In eine Seele, die auf Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt.
Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, er entfernt sich von unverständigen Gedanken und wird verscheucht, wenn Unrecht naht.
Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist,
doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, untrüglich durchschaut er sein Herz und hört seine Worte.
Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut.
Darum bleibt keiner verborgen, der Böses redet, das Strafurteil geht nicht an ihm vorüber.
Die Pläne des Frevlers werden untersucht; der Herr erfährt von seinen Reden und bestraft seine Vergehen. Denn das eifersüchtige Ohr hört alles, kein leises Murren bleibt ihm verborgen. Hütet euch also vor unnützem Murren und verwehrt eurer Zunge das Verleumden! Denn euer heimliches Reden verhallt nicht ungehört und ein Mund, der lügt, tötet die Seele. Jagt nicht dem Tod nach in den Irrungen eures Lebens und zieht nicht durch euer Handeln das Verderben herbei! Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. Zum Dasein hat er alles geschaffen und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde; denn die Gerechtigkeit ist unsterblich. (Weish 1,1-14)

Zu Beginn des Buches der Weisheit steht ein entschiedenes Ja zum Leben. Wir staunen immer wieder über die Kraft des Lebens, die Gott in die Schöpfung gelegt hat. Selbst an den unwirtlichsten Plätzen unserer Erde gibt es Lebewesen, die sich den widrigen Bedingungen angepasst haben. Wenn wir bei uns ein Stück Landschaft unberührt lassen, erobert die Natur sich diesen Raum innerhalb kurzer Zeit zurück.

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Leben

Leben, das will Gott auch uns schenken. Das Leben soll uns Freude machen. Gott will, dass wir froh und zuversichtlich in den Tag gehen, mit der festen Überzeugung, Kinder Gottes zu sein, die die Liebe des Vaters allezeit beschützt.

Doch wir sehen diese Freude getrübt. Krankheit und Tod bedrohen unser Leben. Das Buch der Weisheit sagt ganz deutlich: das hat Gott so nicht gewollt. Gott will uns befreien aus Krankheit und Tod. Auch die Natur sehen wir bedroht. Es ist die Gier des Menschen, die zerstört um des schnellen Profits willen. Vertrauen wir darauf, dass die Kraft des Lebens stärker ist als die Macht des Todes, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben, sondern Freude und Leben.
Wie nahe Leid und Freude, Leben und Tod beieinander liegen, zeigt uns der hl. Franziskus. Am Ende seines Lebens ist er schwer krank, fast blind und von vielen Leiden geplagt. In dieser Zeit aber dichtet er eines der schönsten Lieder des Lebens, seinen berühmten Sonnengesang. Darin wehrt er sich nicht gegen Krankheit und Tod, sondern er nimmt sie an, in der Hoffnung, dass sie nicht das letzte Wort behalten. So betet er in den letzten Versen des Sonnengesangs:

Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod.
Ihm kann kein Mensch lebend entrinnen. Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.
Amen.