Ijob 1,1 Einführung

Einführung

Ijob
Im Lande Uz lebte ein Mann mit Namen Ijob. Dieser Mann war untadelig und rechtschaffen; er fürchtete Gott und mied das Böse. (Ijob 1,1)

Das Buch Ijob (Luther: Hiob) trägt seinen Namen nach seiner Hauptfigur. Die Bedeutung des Namens Ijob, die nicht eindeutig zu klären ist, meint entweder "Wo ist der Vater?" oder aber "Feind", was dann mit "der (von Gott) Angefeindete" übersetzt werden kann. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei um eine fiktive Gestalt, anhand deren Schicksal der Frage nach dem Leiden des Gerechten nachgegangen wird. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass das Buch Bezug nimmt auf eine historische Gestalt, deren Schicksal durch legendenhafte mündliche Erzählungen zur Zeit der Abfassung des Buches in weiten Kreisen des Volkes noch lebendig war.
Im Kanon der hebräischen Bibel findet sich das Buch Ijob unter den "Schriften" (Ketubim) nach den Psalmen und Sprüchen Salomos. In den auf Vulgata und Septuaginta basierenden modernen Bibelübersetzungen ist es vor den Psalmen unter die Bücher der Lehrweisheit gereiht. Das Buch Ijob ist eine Weisheitsschrift, entstanden wahrscheinlich erst in nachexilischer Zeit. Die alte Formel, dass es dem Gerechten gut und dem Sünder schlecht geht, dass also jeder Mensch bereits auf Erden seinen Lohn oder seine Strafe erhält, konnte einer näheren Überprüfung nicht mehr standhalten. War es wirklich immer nur der Abfall von Gott, der zu den Katastrophen in der Geschichte Israels geführt hat? Und wie viele Einzelschicksale mag es gegeben haben, die diese Formel offensichtlich in Frage gestellt haben. Wie sind ein guter Gott und das Leid des Menschen vereinbar? Bis heute müssen wir für diese Frage immer neu nach einer Antwort suchen und auch das Buch Ijob liefert keine klare Antwort, sondern der Leser muss sie sich anhand der Aussagen der einzelnen Reden selbst suchen.
Ijob wurde zum Symbol des leidenden Gerechten, ja des Gerechten schlechthin. Als solcher wird er im ersten Vers des Buches dargestellt. Untadelig und rechtschaffen war er und er fürchtete Gott und mied das Böse. Seine Gerechtigkeit ist also über jeden Zweifel erhaben. Als Gerechten schildert ihn auch Ez 14,14 ("und wenn in seiner Mitte diese drei Männer wären: Noach, Daniel und Ijob, nur sie würden um ihrer Gerechtigkeit willen ihr Leben retten") und Jak 5,11 ("Siehe, wir preisen selig, die geduldig alles ertragen haben. Ihr habt von der Ausdauer des Ijob gehört und das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat. Denn der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid.") stellt seine Geduld als Vorbild vor Augen.
Die Lage des Landes Uz lässt sich nicht genauer bestimmen. Es wird noch erwähnt in Jer 25,20 und in Klgl 4,21. Dort wird es mit Edom in Verbindung gebracht. Da die im Zweistromland ansässigen Chaldäer, die im Süden der arabischen Halbinsel siedelnden Sabäer und ein heftiger Sturm aus der Wüste an der Vernichtung von Ijobs Besitz und Familie beteiligt sind, mag man hier am ehesten an eine östlich des Jordan gelegene Gegend am Rande der Wüste denken.

Vor einigen Jahren habe ich eine kurze Betrachtung zum Buch Ijob zusammengestellt, die ich hier anführen möchte:

Ist Gott gerecht? - Eine kleine Betrachtung zu ausgewählten Kapiteln aus dem Buch Ijob.

Jeder von Ihnen hat sicher schon von Ijob aus dem Alten Testament gehört. Bekannt sind Ihnen auf jeden Fall die Hiobsbotschaften. Ijob, ein wohlhabender und angesehener Mann, lebt gerecht und gerade vor Gott, doch plötzlich wird ihm alles genommen. Ein Bote nach dem anderen bringt ihm eine neue Schreckensnachricht, sein ganzer Besitz, ja selbst seine Kinder gehen ihm verloren. Schließlich verliert er auch noch seine Gesundheit und sitzt, übersät von eiternden Wunden, auf dem Abfallhaufen. Was für ein Abstieg. Die Rahmenerzählung schiebt die Ursache für dieses Unheil auf den Satan. Dieser ärgert sich über den gerechten Ijob und wettet gleichsam mit Gott, dass Ijob nur deshalb so gottesfürchtig ist, weil Gott ihm so viel Gutes geschenkt hat. Wenn es Ijob schlecht ginge, würde er Gott ins Angesicht fluchen. Und Gott erlaubt den Satan, Ijob zu prüfen.
Und was macht Ijob? Er flucht Gott nicht ins Angesicht, aber er hadert mit ihm. Er kann nicht begreifen, dass die Ordnung, die für den Gerechten Glück und für den Frevler Unheil vorsieht, so auf den Kopf gestellt wird. Es kommen Freunde, um ihn zu trösten in seinem Elend. Doch sie erweisen sich als untauglich. Sie wiederholen nur immer wieder diese alte Regel, dass es dem Gerechten gut, dem Bösen aber schlecht geht. Irgendein Unrecht muss Ijob also begangen haben, sonst würde es ihm nicht so schlecht ergehen. Doch Ijob ist überzeugt, immer nach Gottes Willen gehandelt zu haben. Er will wissen, warum ihm solches Unheil widerfährt. Er wendet sich nicht von Gott ab, aber er will mit ihm rechten, er will wissen, warum Gott ihm solches widerfahren lässt. Ist Gott am Ende ein unberechenbarer Frevler?
Viele werden erstaunt sein, eine solche Aussage in der Hl. Schrift zu finden. Ijob geht wirklich bis ans Äußerste, an einen Punkt, an den sich manch ein frommer Beter nie wagen würde. Aber blicken wir auf uns. Freilich, für ganz gerecht wird sich keiner halten. Jeder weiß um seine kleinen Schwächen und Fehler. Aber im Großen und Ganzen bemühen wir uns doch, als christliche Menschen zu leben, gehen in den Gottesdienst, beten, versuchen anderen gegenüber gut zu sein ... Und doch ereilt auch so manchen Frommen ein bitteres Unglück und Leid. Es ist schwer, darauf eine Antwort zu geben und man kann sicher nicht Gott für alles verantwortlich machen. Aber wenn er doch alles kann, könnte er dann nicht ...
Wir haben durch Christus die Hoffnung auf die Auferstehung und können zumindest noch sagen, dass selbst, wenn wir hier auf Erden so manches Leid tragen müssen, wenigstens im Himmel dann die ewige Freude für die Gerechten bereitet ist. Zur Zeit des Ijob war dieser Glaube an die Auferstehung noch nicht verbreitet. Lohn und Strafen mussten sich auf dieser Welt ereignen, falls sie angebracht waren. Das macht die Sache komplizierter. Doch sei schon vorweg gesagt (auch weil ich hier nicht das ganze Buch Ijob vorstellen kann, sondern nur einige Auszüge daraus), dass Gott am Ende Ijob als Gerechten anerkennt, trotz allem, was er in seinen Reden Gott vorhält, seine Freunde aber, die leidigen Tröster, werden getadelt. Ijob bekommt am Ende alles, was er vorher verloren hat, doppelt zurück, eine Geschichte mit happy end. Vielleicht hilft es, sich dies im Hinterkopf zu behalten, wenn wir nun auf Ijob in seiner Not blicken, wie er mit eiternden Wunden dasitzt, seine Freunde ihm gegenüber, die ihn nicht verstehen. Ich möchte seine ersten drei Reden vorstellen. Zwischen den Reden Ijobs spricht jeweils einer seiner Freunde, darauf möchte ich nicht näher eingehen. Wer möchte, kann gerne den Text des Buches Ijob im Alten Testament nachlesen.