Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben. Alle Könige werfen sich vor ihm nieder, es dienen ihm alle Völker. (Ps 72,10-11)
Menschen aus dem fernen Orient übten seit jeher eine Anziehungskraft auf die Menschen der mediterranen und später der westlichen Welt aus. Der Orient galt als Land unvorstellbarer Reichtümer und war zugleich eine verborgene und unzugängliche Welt. Kostbare Luxusgüter fanden über weite Handelsrouten den Weg in den Westen, Seide, Gewürze, Duftstoffe und vieles mehr. Bis zur Entdeckung der Seewege in den Fernen Osten am Beginn der Neuzeit ist kaum ein Mensch der westlichen Welt dorthin gelangt.
Die Königin des legendären Saba am Hof Salomos geht vielleicht auf ein Ereignis zurück, das sich wegen seiner Einzigartigkeit tief in das Gedächtnis Israels eingeprägt hat. Ähnlich wie der Elefant, den Jahrhunderte später der Sultan an den Hof Karls des Großen senden ließ, zeigt dies eine außerordentliche freundschaftliche Begegnung zwischen sich ansonsten fremden und unverständlichen Kulturkreisen.
Eine ebenso wunderbare Begegnung ist der Besuch der Magier beim neugeborenen König von Israel. Hier erfüllt sich die Verheißung der Psalmen und Propheten. Der lange ersehnte und viel besungene neue König von Israel ist geboren. Aber nicht in Jerusalem, nicht am Hof des herrschenden Königs Herodes. Dieser Herodes war wie viele Könige Israels vor ihm ein Potentat, ein kleiner Herrscher mit Größenwahn, dessen Regierungsstil nicht im Entferntesten an die Weisheit und Gerechtigkeit heranreichte, die dem ersehnten Messias-König zugesprochen wird.
Sie finden den neugeborenen König der Juden nicht im königlichen Palast der Hauptstadt Jerusalem, sondern in einem einfachen Haus im kleinen Ort Betlehem. Aber dennoch: dieses kleine Betlehem ist die Geburtsstadt des großen Königs David, und Josef, der Mann der Mutter des Kindes, ist ein Nachkomme dieses Königs. Das Kind aber, und diese Nachricht ist noch staunenswerter als der Besuch der Männer aus dem fernen Orient, ist Gottes Sohn, der aus Maria geboren wurde.
Mit diesem neugeborenen König aus dem Haus David bricht ein neues Zeitalter an. Zwar wird er zu seinen Lebzeiten auf Erden das kleine Land Israel nicht verlassen, nur einige wenige, meist arme Leute, schließen sich ihm an, den Mächtigen ist er fremd und gefährlich und sie werden ihn letztendlich wie einen Verbrecher töten. Aber es geschieht das Unerwartete und Wunderbare, das noch nie Gehörte, er steht aus dem Grab auf zu neuem Leben und kehrt zu seinem Vater zurück.
Es ist auf den ersten Blick eine unglaubliche und auch unglaubwürdige Geschichte, was sich da ereignet hat, aber von Anfang an spüren die Menschen, die an diesen Jesus Christus glauben, eine Kraft, die sie erfüllt, und die mit nichts Irdischem zu erklären ist. Sie merken, dass es wirklich ein neues Leben gibt, dass Gott die Menschen befreit von allem, was sie gefangen hält, dass Gott Heilung schenkt und neues Leben, das machtvoller ist als der Tod.
So breitet sich der Glaube an Jesus Christus über die ganze Erde aus, zunächst noch verfolgt von den Mächtigen, dann aber bekehren sich auch Herrscher, Könige und ihr Gefolge zu diesem Jesus Christus und bringen ihm ihre Schätze dar. Die ganze bekannte Welt wird eins im Glauben an den König und Gottessohn Jesus Christus.
Herr Jesus Christus,
König und Gottessohn,
Herrscher über die ganze Welt,
führe alle Menschen zu dir
und lass sie dein Heil erfahren.
Führe die Völker zu dir
dass Friede herrsche
auf der ganzen Erde
in deinem Namen.
Amen.
Denn er befreit den Armen, der um Hilfe schreit, den Elenden und den, der keinen Helfer hat. Er hat Mitleid mit dem Geringen und Armen, er rettet das Leben der Armen. Aus Unterdrückung und Gewalt erlöst er ihr Leben, kostbar ist ihr Blut in seinen Augen. (Ps 72,12-14)
Die Grundlage des gerechten Herrschers ist seine Erfüllung des göttlichen Willens und wie Gott den Menschen Rettung und Heil verschafft, so tut es auch der König. Er kümmert sich um diejenigen, die niemand haben, der ihnen hilft. Ihm ist das Leben jedes Menschen wichtig. Gewalt und Unterdrückung haben in seinem Reich keinen Raum.
Er lebe und Gold von Saba soll man ihm geben! Man soll für ihn allezeit beten, jeden Tag für ihn Segen erflehen. Im Land gebe es Korn in Fülle, es rausche auf dem Gipfel der Berge. Wie der Libanon sei seine Frucht, sie sollen blühen aus der Stadt wie das Gras der Erde. Sein Name soll ewig bestehen, solange die Sonne bleibt, sprosse sein Name. Mit ihm wird man sich segnen, ihn werden seligpreisen alle Völker. (Ps 72,15-17)
Erneut kommt hier zum Ausdruck, dass das soziale Rettungshandeln des Königs positive Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Natur hat. Nicht Kultopfer für die Götter, wie sie in anderen Völkern üblich waren, sorgen für Fruchtbarkeit, sondern allein das Handeln nach der Gerechtigkeit Gottes. So bekommt der Mensch einen Teil des verlorenen Paradieses zurück, in dem der Mensch im Einklang mit Gott und der Natur gelebt hat und der Name des Königs wird ein Segen sein für alle Völker.
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Er allein tut Wunder. Gepriesen sei der Name seiner Herrlichkeit auf ewig! Die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit. Amen, ja amen. (Ps 72,18-19)
Diesen Segen spricht der Beter des Psalms nun. Es ist der Segen Gottes, mit dem das zweite Buch der Psalmen schließt. Segen wird dem zuteil, der die Worte der Psalmen betet und meditiert. So lernt der Mensch Gottes Güte kennen, gleicht sich immer mehr Gott an und wird so zu einem Mittler des göttlichen Segens.
Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais. (Ps 72,20)