Psalm 67 (66)

Dank für Gottes Segen

1[Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.]
2Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, [Sela]
3damit auf Erden sein Weg erkannt wird und unter allen Völkern sein Heil.
4Die Völker sollen dir danken, o Gott, danken sollen dir die Völker alle.
5Die Nationen sollen sich freuen und jubeln. Denn du richtest den Erdkreis gerecht. Du richtest die Völker nach Recht und regierst die Nationen auf Erden. [Sela]
6Die Völker sollen dir danken, o Gott, danken sollen dir die Völker alle.
7Das Land gab seinen Ertrag. Es segne uns Gott, unser Gott.
8Es segne uns Gott. Alle Welt fürchte und ehre ihn.
1Magistro chori. Fidibus. PSALMUS. Canticum.
2Deus misereatur nostri et benedicat nobis;
illuminet vultum suum super nos,
3ut cognoscatur in terra via tua,
in omnibus gentibus salutare tuum.
4Confiteantur tibi populi, Deus;
confiteantur tibi populi omnes.
5Laetentur et exsultent gentes,
quoniam iudicas populos in aequitate
et gentes in terra dirigis.
6Confiteantur tibi populi, Deus;
confiteantur tibi populi omnes.
7Terra dedit fructum suum;
benedicat nos Deus, Deus noster,
8benedicat nos Deus,
et metuant eum omnes fines terrae.
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Psalmen
Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied. (Ps 67,1)
Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse sein Angesicht über uns leuchten,

damit auf Erden dein Weg erkannt werde, deine Rettung unter allen Völkern. (Ps 67,2-3)

Alle Völker stehen unter Gottes Segen. Das macht uns Psalm 67 deutlich. Um diesen Segen Gottes bitten wir am Beginn des Psalms, in der Gewissheit, dass Gott seinen Segen uns bereits geschenkt hat. Sein Angesicht leuchtet schon immer über uns, nur erkennen wir das oft nicht. Die Bitte des Psalms besteht also nicht darin, dass ein ferner Gott sich der Erde zuwenden möge, sondern dass alle Menschen auf der Erde die Nähe und Güte Gottes erkennen mögen.
Der Psalm blickt über Israel hinaus auf alle Völker. Ihnen allen kommt der Segen Gottes zu. Von Israel geht der Segen Gottes aus über die ganze Welt, denn Gott hat seinem Volk seine Gebote gegeben, die größer und weiser sind als alle Gesetze dieser Welt. Wer sich an dem Weg orientiert, den Gott seinem Volk gelehrt hat, wird Rettung und Heil erfahren.
Die Worte des Psalms erinnern uns an den Aaronsegen, der bis heute eines der verbreitetsten und wirksamsten Segensworte ist. Nichts kann tiefer zum Ausdruck bringen, was wir einem anderen Menschen wünschen können. Wer unter Gottes Segen steht, von ihm behütet seinen Weg geht im Licht seines Angesichts, der wird in allen Situationen seines Lebens ruhig und gelassen bleiben und mit Mut und Kraft die Herausforderungen des Lebens angehen.
Gott schaut auf diese Welt. Er sieht sie nicht, wie wir Menschen sie sehen. Gotts Blick umfasst alles, er umspannt alle Zeiten und die Tiefen des Herzens. Gott bleibt nichts verborgen, Zukunft und Vergangenheit sind eins in ihm. Sein Blick umspannt die gesamte Geschichte des Universums, und doch ist ihm auch nicht die kleinste Regung eines jeden Herzens verborgen. Gott ist immer da, nicht um unsere Fehler aufzuspüren, nicht um zu strafen, sondern um einem jeden von uns seinen Segen und seine Liebe zu schenken.

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Psalmen

Der Psalm passt an den Anfang des Jahres. Wir wollen es beginnen, indem wir es unter Gottes Segen stellen. Vieles mag uns Sorgen bereiten, wenn wir in die Zukunft blicken. Wir bemerken, wie unsere Welt immer mehr aus den Fugen gerät. Unsere so sicher scheinende Wohlstandsordnung wird von vielen Seiten bedroht. Der durch unsere Gier nach immer mehr Reichtum, Wohlstand und Bequemlichkeit ausgelöste Klimawandel macht sich immer mehr bemerkbar. Wir wissen, dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher, aber wir tun es trotzdem, weil wir zu bequem sind und weil uns die Visionen fehlen, wie wir anders leben könnten.
Unsere Gesellschaft verändert sich rapide. Immer mehr fremde Menschen wollen bei uns heimisch werden und verändern das Gesicht unserer Städte. Aber auch die wirtschaftlichen Veränderungen werden immer deutlicher spürbar. Große Ketten versorgen uns mit den Dingen des Alltags und die kleinen Läden von nebenan verschwinden. Unsere Städte verlieren ihr Gesicht und werden immer eintöniger und trister.
Was kann uns Halt geben in dieser Zeit, in der sich so vieles verändert? Wer hat den Mut, unserer Gesellschaft neue Sinn-Impulse zu geben? Schauen wir auf etwas, das unseren Blick auf die Welt verändern kann: Dankbarkeit.


Die Völker sollen dir danken, Gott, danken sollen dir die Völker alle. (Ps 67,4)

Zweimal erklingt der Aufruf an die Völker zur Dankbarkeit im Psalm. Nur die Dankbarkeit lässt uns Gottes Segen erfahren. Er ist immer da, aber nur wenn wir dankbar sind, erkennen wir ihn.
Es ist so leicht, überall Schwierigkeiten und Probleme zu sehen, den Blick auf das zu richten, was uns nicht passt. Viele Menschen ärgern sich über Kleinigkeiten und so kommt es zu Streit und Unfriede unter den Menschen. Viel wichtiger ist es, das Gute in allem zu sehen, statt den Problemen die Lösungen, die uns weiterbringen, statt den kleinen Fehlern die vielen schönen Seiten. Nur wenige Menschen besitzen diese Gabe.
Es ist nicht selbstverständlich, dass es uns gut geht, dass wir alles zum Leben haben, was wir brauchen. Alles im Leben ist ein Geschenk, auch wenn wir meinen, es uns verdient zu haben und ein Anrecht darauf zu haben. Seien wir dankbar selbst für die kleinsten Dinge des Lebens. Sie alle sind ein Geschenk und nichts ist selbstverständlich. Lernen wir, aus dieser Dankbarkeit heraus unser Leben zu gestalten.

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Psalmen
Die Nationen sollen sich freuen und jubeln, denn du richtest die Völker nach Recht und leitest die Nationen auf Erden.
Die Völker sollen dir danken, Gott, danken sollen dir die Völker alle.
Die Erde gab ihren Ertrag. Gott, unser Gott, er segne uns!
Es segne uns Gott! Fürchten sollen ihn alle Enden der Erde. (Ps 67,5-8)

Die Kirche betet diesen Psalm als Gesang nach der ersten Lesung am ersten Januar, dem weltlichen Neujahrsfest und für die Kirche zugleich das Hochfest der Gottesmutter. Schon früh haben die Kirchenväter den Ertrag der Erde, der Ausdruck des Segens Gottes ist, nicht nur auf die Früchte der Erde gedeutet, sondern auch auf Jesus Christus. Er kam als Sohn der Jungfrau Maria als ein Kind dieser Welt auf die Erde. In ihm hat Gott der Welt seinen Segen geschenkt und seinen Weg allen Völkern der Erde gezeigt.
Beginnen wir das neue Jahr in seinem Namen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Stellen wir das neue Jahr unter Gottes Segen, empfangen wir alles, was uns dieses Jahr bringt, voll Dankbarkeit aus seiner Hand. Legen wir alles, was uns Sorgen macht, in seine Hände. Bei Gott sind wir geborgen und wenn wir ihm vertrauen, wird nicht, was geschieht, uns schaden können, sondern alles, was geschieht, bringt uns näher zu ihm.

Herr, mein Gott,
ich lege das neue Jahr
in deine Hände.
Ich danke dir für dieses neue Jahr,
auch wenn ich noch nicht weiß,
was es bringen wird.
Aber ich bin gewiss,
dein Segen steht
über allen Tagen dieses Jahres.
Amen.