Die Psalmen

Einführung

LogoPsalmen

Das Wort "Psalm" leitet sich vom griechischen "psalmos" her und meint ein Lied, das unter Begleitung eines Saiteninstruments gesungen wird. Das hebräische Wort für Psalm ist "tehilla" und bedeutet so viel wie "Hymnus, Lobpreis".
Die Geschichte und Entstehung der Psalmen ist sehr komplex und kann hier nicht im Einzelnen wiedergegeben werden. Der Tradition nach geht ein Großteil der Psalmen auf König David zurück. In den Überschriften der Psalmen werden aber auch andere Urheber genannt. Es gibt Psalmen aus vorexilischer Zeit, die ein sehr altes Liedgut jüdischen Glaubens darstellen, Psalmen aus der Zeit des Exils und Psalmen, die erst in nachexlischer Zeit entstanden sind. Sie alle wurden (wahrscheinlich bis zum 2. Jhd. v.Chr.) zu einer kunstvollen Komposition zusammengefügt.
Der Psalter umfasst 150 Psalmen und wird in Analogie zur Tora, den fünf Büchern Mose, in fünf Bücher aufgeteilt. In jedem Buch findet sich ein großer Block von Psalmen, der König David zugeschrieben wird (Ps 3-41, Ps 51-72, Ps 108-110, Ps 138-145). David wird in der Bibel als Harfenspieler und Liederdichter vorgestellt. Als die Bundeslade übertragen wurde, ging er selbst mit freudigem Gesang voran. Keine Person des Alten Testamentes steht in solch engem Zusammenhang mit dem Gotteslob wie König David. Durch ihn wird der Psalter auch fest in den Zusammenhang der Geschichte Israels eingebunden.
Einige Psalmen werden Asaf zugeschrieben (Ps 50, Ps 73-83). Asaf war Gesangsmeister unter König David und auf ihn geht eine Gilde von Tempelsängern zurück. Die Gruppe der Asafpsalmen wird durch Psalm 78 in zwei Teilgruppen untergliedert. In den Psalmen 74 und 79 wird die Zerstörung von einem bzw. mehreren Heiligtümern beklagt. Die Asafpsalmen verharren in der Trauer und finden nicht zum freudigen Gotteslob. Eine weitere große Gruppe bilden die Korachpsalmen (Ps 42-49, Ps 84-85, Ps 87-88). Bei den Korachiten handelt es sich um eine levitische Gruppierung, die in nachexilischer Zeit greifbar wird.
Die Psalmen 93-100 haben die Königsherrschaft Gottes zum Inhalt und bilden von diesem Aspekt her eine eigene Gruppe, die Psalmen 113-118 werden das Große Hallel genannt, die Psalmen 146-149 am Ende des Psalters bilden das Kleine Hallel. Eine weitere Gruppe sind die Wallfahrtspsalmen (Ps 120-134). Durch die Überschrift sind diese klar abgrenzbar. Sie zeigen den Weg des Pilgers. Am Anfang befindet er sich in der Fremde, am Ende im Tempel in Jerusalem. Parallel zum Ortswechsel wechselt auch die Stimmung von der Klage zum Lob.
Eine Sonderstellung nimmt der Torapsalm 119 ein. Er ist der längste Psalm und wird in einzelne Abschnitte eingeteilt, die aufeinanderfolgend mit den Buchstaben des hebräischen Alphabets beginnen. In jedem einzelnen Vers wird das Gesetz Gottes mit unterschiedlichen Namen benannt und besungen.
Der Psalter ist uns überliefert im masoretischen Text und in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Inhaltlich stimmen die beiden Textfassungen weitgehend überein, jedoch unterscheiden sie sich in ihrer Zählung der Psalmen. Der masoretische Text teilt den Psalm 9 in zwei Psalmen auf, weshalb ab Psalm 10 die Zählung abweicht und die Septuaginta um eins weniger zählt. Die Zählung gemäß der Septuaginta wird jeweils in Klammern angegeben.
Etwas verwirrend wird das Ganze im Bereich der Psalmen 114-116 (113-115). Die Psalmen 114 und 115 des masoretischen Textes werden von der Septuaginta als ein Psalm (113) gezählt, während der Psalm 116 in der Septuaginta in zwei Psalmen aufgeteilt wird (114 und 115). Ab Psalm 117 (116) folgen die Psalmen dann wieder dem vorausgehenden Schema, nach dem die Septuaginta um eins weniger zählt als der masoretische Text. Am Ende werden dann zwei Psalmen der Septuaginta (146 und 147) vom masoretischen Text als ein Psalm 147 gezählt, so dass für die letzten Psalmen 148-150 die Zählung beider Texte wieder übereinstimmt.
Die Zählung der Septuaginta hat über die Vulgata, die lateinische Übersetzung der Heiligen Schrift, die westliche Tradition stark beeinflusst und war bis zum II. Vatikanum die offizielle Zählweise der katholischen Kirche. Die evangelische Tradition folgte gemäß der Lutherbibel dem masoretischen Text. Über die Einheitsübersetzung verdrängte diese Zählweise dann auch in der katholischen Kirche die alte Zählweise der Psalmen, die sich jedoch vor allem in lateinischen Stundenbüchern bis heute findet.