Jesaja 62,1-12

Gottes herrliche Stadt

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Jesaja
Um Zions willen werde ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis hervorbricht wie ein helles Licht seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine brennende Fackel. (Jes 62,1)

Ich kann nicht schweigen und ich werde nicht schweigen. Es gibt wenig Menschen, die den Mut haben, durch Widerstände und Ablehnung hindurch ihrer Überzeugung treu zu bleiben und dafür Zeugnis zu geben. Hier ist es Gott der redet, der niemals schweigt. Das Schweigen Gottes war schon immer ein Bild für die Gottferne einer Zeit. Hier zeigt sich Gott als der Nahe, als der Redende. Er verschafft seiner Botschaft Geltung, auch dort, wo die Menschen sie nicht hören und annehmen wollen. Gott kann niemand zum Schweigen bringen.
Gott redet nicht um seiner selbst willen. Wenn er redet, dann geht es ihm nicht darum, dass die Menschen ihm Opfer bringen. Gott redet um der Menschen willen. Er will den Menschen Gerechtigkeit und Heil bringen. Seine Worte richten sich gegen die Ungerechtigkeit und Sünde der Menschen. Gott tritt ein für die Schwachen und Unterdrückten. Ihnen will er mit seinen Worten Recht verschaffen.
Gott ist ein lästiger Mahner. Immer wieder haben Mächtige versucht, mit seinem Namen ihre Macht zu rechtfertigen. Zu allen Zeiten missbrauchen diejenigen, die sich seine Diener nennen, seinen Namen dazu, sich selbst Vorteile und Einfluss zu sichern. Doch Gott lässt auf Dauer nicht zu, dass man seinen Namen missbraucht. Gott ist kein toter Götze, der nur die Fassade bildet für das Machtgebaren seinen Diener. Gott ist lebendig. Er ruft und schreit, er handelt und bestimmt selbst das Geschick der Welt.
Gottes Wort findet seinen Weg zu den Menschen. Das wird ganz besonders an Weihnachten deutlich. Wir feiern die Fleischwerdung des Wortes. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." So bringt es der Evangelist Johannes zum Ausdruck. Gottes Wort wird ein kleines, hilfloses Kind. Die Worte aber, die Gottes Sohn auf der Erde gesprochen hat, haben auch heute, über 2000 Jahre nach dieser Fleischwerdung, nichts von ihrer Macht verloren.
Gottes Wort bringt Licht ins Dunkel. Es ruft nach Gerechtigkeit, wo Menschen ungerecht behandelt werden. Es bringt Heil, wo Menschen im Unheil leben. Gottes Wort, Fleisch geworden in Jesus Christus, machtvoll bis heute in jedem, der an ihn glaubt.

Weihnacht
Licht im Leben
von Gott entzündet
Wort des Heils
von Gott gesandt
und Mensch geworden
um die Menschen
Menschlichkeit zu lehren
und um Gottes Licht
unauslöschlich zu entzünden
mitten in der Welt
Licht, das bis heute leuchtet
Wort der Gerechtigkeit
und des Heils
das nie verstummt
Licht der Hoffnung
in einer unheiligen Zeit.

Der Prophet kann nicht schweigen, er darf nicht schweigen. Er kann nicht aufhören, Worte des Heils sprechen. Worte haben Macht. Zu leicht gewinnt das Negative die Überhand. Nörgler gibt es überall und sie ziehen leicht viele mit in den Sumpf ihres Pessimismus.
Der Prophet redet vom Recht, was das Gegenteil bedeutet von Ausbeutung und Unterdrückung, er redet vom Heil. Er darf nicht schweigen. Heil ist greifbar, damals, heute, zu jeder Zeit. Es braucht Menschen, die an dieses Heil glauben, es verkünden und somit greifbar werden lassen.
Immer sind die Menschen in Versuchung, einander auszubeuten, andere zu Rechtlosen herabzuwürdigen. Recht muss verteidigt werden. Ohne Recht kann kein Heil sein. Durch Unrecht entsteht Unheil, das sich gnadenlos über die Erde ausbreitet.
Wo aber das Recht aufstrahlt und das Heil aufleuchtet, da wird die strahlende Pracht bekannt, die Schönheit, zu der Gott den Menschen geschaffen hat.
Herr, lass uns Rufer des Rechts und des Heiles sein! Lass uns eintreten für Recht und Gerechtigkeit.

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Jesaja
Dann sehen die Völker deine Gerechtigkeit und alle Könige deine strahlende Pracht. Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des Herrn für dich bestimmt. Du wirst zu einer prächtigen Krone in der Hand des Herrn, zu einem königlichen Diadem in der Rechten deines Gottes. Nicht länger nennt man dich «Die Verlassene» und dein Land nicht mehr «Das Ödland», sondern man nennt dich «Meine Wonne» und dein Land «Die Vermählte». Denn der Herr hat an dir seine Freude und dein Land wird mit ihm vermählt. Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich. (Jes 62,1-5)

Als Israel aus dem babylonischen Exil in sein Land zurückkehren durfte, herrschte große Euphorie. Aber bald gab es Probleme. Der Wiederaufbau der Stadt erwies sich als schwieriger als geplant. Es gab Anfeindungen von außen und Streitigkeiten im Innern. Schnell brachen soziale Unterschiede auf. Viele verloren den Mut und ihren Glauben an ein neues Jerusalem.
Das ist die Situation, in die hinein Tritojesaja Gottes Wort verkündet. Entgegen aller Hoffnungslosigkeit weckt er Hoffnung auf den Erfolg des Neuanfangs. Gott ist mit seinem Volk. Das wird sich deutlich zeigen.
Wenn in Jerusalem das Recht regiert, dann wird es eine prachtvolle Krone, ein kostbares Diadem in der Rechten seines Gottes sein. Kostbar ist für Gott die Stadt und wertvoll sind für ihn ihre Bewohner. Daher sorgt Gott für sie und lässt sie nicht im Stich.
Der Prophet zeichnet das Bild einer Hochzeit, einer Hochzeit zwischen Gott und seinem Volk. Gott freut sich an seinem Volk wie der Bräutigam an der Braut. Er schenkt ihm einen neuen Namen als Zeichen der Verbundenheit. Das Leben mit Gott wird zu einem Fest, bei dem überschwängliche und unvergängliche Freude herrscht.
Auch Jesus wirkte sein erstes Wunder bei einer Hochzeit. Er sorgte dafür, dass der Wein nicht ausging, ja mehr noch, dass bester Wein in überfließender Fülle vorhanden war.
So soll unser Leben mit Gott sein, ein Fest in unserem Alltag, voller Freude und von Gott beschenkt, mit allem, was wir brauchen, ja mit mehr als wir brauchen, damit wir mit offenen Händen schenken können und somit auch anderen die Freude Gottes erfahrbar machen.
Ein Fest, das nicht nur einigen wenigen vorbehalten ist, die sich das Feiern auf Kosten anderer leisten können, sondern ein Fest, zu dem alle eingeladen sind und an dem alle in gleicher Weise teilhaben dürfen. Geben wir Zeugnis davon, dass diese gemeinsame Freude aller möglich ist. Gehen wir mit dieser Überzeugung hinaus auf die Straßen und stecken wir damit alle an. Übertönen wir das negative Geschrei mit dem Ruf unserer Freude.

Auf deine Mauern, Jerusalem, stellte ich Wächter. Weder bei Tag noch bei Nacht dürfen sie schweigen. Ihr, die ihr den Herrn (an Zion) erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe! Lasst auch ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufbaut, bis er es auf der ganzen Erde berühmt macht. (Jes 62,6-7)

Nicht nur der Prophet ruft, es werden auch Wächter bestellt, die Tag und Nacht zu Gott rufen sollen. Sie sollen Gott an das Heil erinnern, das er seinem Volk versprochen hat. Doch alles Rufen zu Gott ist nutzlos, wenn wir nicht hier selbst bereits die Grundlage für das Heil legen. Wir müssen für Recht und Gerechtigkeit sorgen und dabei Gott um seine Hilfe anrufen, dass er unseren Einsatz mit seinem Segen krönt.

Der Herr hat geschworen bei seiner rechten Hand und bei seinem starken Arm: Nie mehr gebe ich dein Korn deinen Feinden zu essen. Nie mehr trinken Fremde deinen Wein, für den du so hart gearbeitet hast. Nein, wer das Korn geerntet hat, soll es auch essen und den Herrn dafür preisen. Wer den Wein geerntet hat, soll ihn auch trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. (Jes 62,8-9)

Konkret zeigt der Prophet, wie die Welt aussieht, wenn das Recht regiert. Wer erntet, darf auch von dem Essen, was er geerntet hat. Das ist nicht selbstverständlich, das ist auch heute nicht selbstverständlich. Wir lassen für unseren Wohlstand andere arbeiten und enthalten ihnen den gerechten Lohn für ihre Arbeit vor. Wir sind heute wieder in einer Zeit des Unrechts und das Unheil breitet sich immer mehr aus. Wann werden wir es erkennen? Wann werden wir umkehren und die Menschen und Gott um Verzeihung bitten? Wer lässt das Recht wieder leuchten in unserer Zeit?

Zieht durch die Tore ein und aus und bahnt dem Volk einen Weg! Baut, ja baut eine Straße und räumt die Steine beiseite! Stellt ein Zeichen auf für die Völker! Hört, was der Herr bis ans Ende der Erde bekannt macht: Sagt der Tochter Zion: Sieh her, jetzt kommt deine Rettung. Siehe, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her. Dann nennt man sie «Das heilige Volk», «Die Erlösten des Herrn». Und dich nennt man «Die begehrte, die nicht mehr verlassene Stadt». (Jes 62,10-12)

Wenn das Recht aufleuchtet, dass bringt Gott Rettung, dann heiligt er sein Volk, dann feiert er Hochzeit mit den Menschen, dann wohnt Gott mitten unter uns.