Jesaja 55,1-5

Gottes Heil

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Jesaja
Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen. Neigt euer Ohr mir zu und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies. Seht her: Ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, zum Fürsten und Gebieter der Nationen. Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen; Völker, die dich nicht kennen, eilen zu dir, um des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels willen, weil er dich herrlich gemacht hat. (Jes 55,1-5)

Kommt und trinkt! Kauft ohne Geld! Dieser Ausruf des Propheten Jesaja fasziniert mich immer wieder und er hat bis heute nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Auch im Alten Israel gab es Spekulanten, die mit der Not der Menschen ihr Geld verdienten. In Dürrejahren, wenn die Ernte nur spärlich ausfiel, stiegen die Preise für Nahrung so stark, dass viele Familien in ihrer Existenz bedroht waren.
Schon das Alte Testament beinhaltet Regeln für eine humane Gesellschaft, die verhindern sollen, dass arme Mitglieder der Bevölkerung bis ins Letzte ausgebeutet werden. Doch damals wie heute gibt es Menschen, die sich über solch humane Regelungen hinwegsetzen und ihren Profit ins Uferlose zu steigern versuchen. Die Folgen davon sind offensichtlich: Menschen hungern und dürsten.
Hunger und Durst kann wörtlich gesehen werden als der Durst nach Wasser und der Hunger nach Nahrung. Doch wir können uns viele andere Dinge vorstellen, nach denen der Mensch im übertragenen Sinn hungert. Das kann ein Platz in der Gesellschaft sein, der auch noch dem einfachsten Arbeiter Würde verleiht, das kann der Hunger nach Bildung sein, um die Menschen gebracht werden.
Gott will die Hungernden und Dürstenden beschenken. Ohne Geld können sie das, was sie brauchen, reichlich erwerben. Getreide, Wein und Milch, die Grundnahrungsmittel, die ein Mensch braucht. Nicht nur Wasser, auch etwas Wein soll der Mensch bekommen, damit er feiern kann und Freude erfahren darf.
Wir haben zunächst über die Spekulanten hergezogen. Die Lesung zeigt uns aber noch einen anderen Aspekt, warum Menschen Hunger haben. Sie haben ihr Geld verschleudert für viele sinnlose Dinge und haben nun nichts mehr, um sich das, was wirklich notwendig ist, zu kaufen. Ein schönes Beispiel dafür ist der verlorene Sohn im Gleichnis, der sein Geld mit Festen und Dirnen durchgebracht hat und sich schließlich von Schweinefutter ernähren muss.
Auch das sehen wir bei uns heute. Wie viel Geld geben Menschen aus für Unterhaltung, Konsum und Event? Menschen schuften sich zugrunde, um sich dies und jenes leisten zu können. Die Spaßgesellschaft geht pleite, weil sie über ihre Kosten lebt und sich zu wenig um das kümmert, worauf es wirklich ankommt.
Nun will Gott uns ja keineswegs die Freude am Leben nehmen. Auch Wein gibt es umsonst! Nichts liegt dem Ausspruch Jesajas ferner als eine triste Gesellschaft, die vor lauter Frömmigkeit die Freude am Leben verloren hat. Aber es gibt Feiern, wo Rausch und Drogen die Menschen nur kurzzeitig befriedigen und solche Feiern, wo wirklich Freude herrscht.
Diese wirkliche Freude will Gott uns schenken, das, was wir wirklich zum Leben brauchen. Gott gibt es uns umsonst. Gott ist nicht ein weiterer Faktor im Leben, der uns ausbeuten will, der Zeit und Geld von uns will, etwa so wie viele der Götter im Umfeld Israels. In deren Mythen heißt es, dass die Götter den Menschen nur geschaffen haben, damit er für sie schuftet.
Unser Gott ist ein Gott, der aus reiner Liebe den Menschen geschaffen hat, nicht damit er von den Menschen etwas bekommt, sondern damit er die Menschen beschenken kann. Das einzige, was Gott vom Menschen erwartet ist, dass er seinen Geboten folgt, Geboten, die den Menschen nicht fesseln wollen, sondern ihm im Gegenteil ein Leben in wahrer Freiheit ermöglichen.