Jesaja 13-23

Zehn Völkersprüche

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Ausspruch über Babel - eine Vision, die Jesaja, der Sohn des Amoz, hatte. (Jes 13,1)

Die Kapitel 13 bis 27 des Jesajabuches enthalten verschiedene Gerichtsworte. Zunächst wird das Gericht Gottes über einzelne Völker geschildert, zunächst ausführlich über Babel (Jes 13,1-14,23), dann knapp über Assur (Jes 14,24-27), die Philister (Jes 14,28-32) und Moab (Jes 15,1-16,14), die Völker im Umkreis Judas. Dann folgt die Ankündigung des Gerichts über Damaskus und das Nordreich Israel (Jes 17). Ausführlicher wird dann wieder das Gericht über Kusch (südlich von Ägypten, Jes 18) und Ägypten (Jes 19) geschildert und mit einer Zeichenhandlung des Propheten bekräftigt (Jes 20). Es folgen weitere Gerichtsworte über Babel (Jes 21,1-10), Edom (Jes 21,11-12) und Arabien (Jes 21,13-17).
Kapitel 22 handelt vom Gericht über Jerusalem. Dabei wird im Detail die Absetzung des unwürdigen Palastvorstehers Schebna verkündet und die Einsetzung Eljakims zu dessen Nachfolger, der dieses Amtes würdig ist, doch auch er wird zu Fall kommen.

An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen. Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und lege ihm deine Schärpe um. Ich übergebe ihm dein Amt und er wird für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein. Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen. Ich schlage ihn an einer festen Stelle als Pflock ein; er wird in seinem Vaterhaus den Ehrenplatz einnehmen.
Wenn sich aber all die vielen Mitglieder seines Vaterhauses mit Kindern und Kindeskindern an ihn hängen, alle die Kännchen, die Töpfe und Krüge, an jenem Tag - Spruch des Herrn der Heere - wird der Pflock, den man an der festen Stelle eingeschlagen hat, nachgeben. Er wird herausbrechen und herunterfallen, sodass alles zerbricht, was an ihm aufgehängt war. Wahrhaftig, der Herr hat gesprochen. (Jes 22,20-25)

In diesem Zusammenhang möchte ich über das Thema Schlüsselposition nachdenken. Hier geht es um das Amt des Palastvorstehers, und diese Stelle bei Jesaja wird in der Liturgie als alttestamentliches Vorausbild des Wortes Jesu von der Übergabe der Himmelsschlüssel an Petrus gedeutet.
Eine Schlüsselposition soll kein Posten sein, an dem man sich bereichern kann. Ein Mensch in einer Schlüsselposition ist etwas anderes als ein Türsteher, der den Zugang streng bewacht und vielleicht auch das ein oder andere Schmiergelt einsteckt, damit er Leute eintreten lässt. Eine Schlüsselposition bedeutet Verantwortung. Das zeigt Jesaja damit, dass die Schlüssel auf die Schulter bzw. den Rücken gelegt werden. Wer die Schlüssel auf den Rücken gelegt bekommt, trägt schwer daran. Er kann nicht wie ein Türsteher nach dem bloßen Augenschein Leute einlassen oder abweisen, er muss tiefer blicken, muss andere wirklich kennen und erkennen, um zu entscheiden, wer würdig ist einzutreten und wer nicht. Von seiner Entscheidung hängt viel ab. Sie ist für den, der vor ihm steht, oft sogar lebensentscheidend. Seine Entscheidungen sind bindend. Sie können von niemand anderem revidiert werden.
Ein Mensch in einer Schlüsselposition braucht Standhaftigkeit. Er wird von jemand, der über ihm steht, in diese Position eingesetzt, aber er muss selbst den Raum einnehmen, den diese Position erfordert. Er darf nicht ins Wanken kommen, sich nicht von verschiedenen Meinungen einschüchtern lassen, nicht zum Parteigänger seiner eigenen Familie oder einzelner Interessensgruppen werden. Man muss sich auf ihn verlassen können. Nur wenige Menschen haben die Fähigkeit, eine solche Position würdig auszuüben. Wenn er stürzt, geht vieles zugrunde.

Ausspruch über Tyrus. (Jes 23,1a)

Nach diesen Worten folgt die Ankündigung des Gerichts über Tyrus. Die Kapitel 24 bis 27 bilden die sogenannte Jesaja-Apokalypse. Hier wird das Weltgericht geschildert und der Dank der Geretteten an Gott.