Jesaja 8,1-18

Mahnung und Hoffnung

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Der Herr sagte zu mir: Nimm eine große Tafel und schreib darauf mit einem gewöhnlichen Griffel: Maher-Schalal-Hasch-Bas (Schnelle Beute - Rascher Raub). Und ich nahm mir zuverlässige Zeugen, den Priester Urija und Secharja, den Sohn Jeberechjas. Dann ging ich zu der Prophetin und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sagte der Herr zu mir: Gib ihm den Namen Maher-Schalal-Hasch-Bas! Denn noch bevor der Knabe "Vater" und "Mutter" sagen lernt, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria dem König von Assur vorantragen. (Jes 8,1-4)

Wie befinden uns in der Immanuel-Schrift, dem Hauptteil des Jesaja-Buches. Im vorangegangenen Kapitel hat Jesaja die Geburt des Immanuel verkündet. Immanuel heißt "Gott mit uns", und so wird dieser Immanuel in ganz besonderer Weise die Nähe Gottes inmitten seines Volkes zeigen. Doch seinem Erscheinen wird eine Notzeit vorausgehen. Das Volk wird seinem Gott untreu, hört nicht auf die Worte Gottes, sondern läuft jedem falschen Gerücht hinterher. Es vertraut nicht auf Gottes Hilfe, sondern sucht dort Hilfe, wo es keine finden wird.
Daher gibt Gott dem Volk durch den Sohn des Propheten Maher-Schalal-Hasch-Bas (Schnelle Beute - Rascher Raub) ein warnendes Zeichen für das kommende Gericht. Der Name steht in direktem Kontrast zum Rettungsbringer Immanuel - Gott mit uns. Es liegt am Verhalten der Menschen, ob Unheil oder Rettung über sie kommt.

Weiter sagte der Herr zu mir: Weil dieses Volk die ruhig dahinfließenden Wasser von Schiloach verachtet und vor Rezin und dem Sohn Remaljas verzagt, darum wird der Herr die gewaltigen und großen Wasser des Eufrat [den König von Assur und seine ganze Macht] über sie dahinfluten lassen. Und der Fluss wird alle seine Kanäle überfluten und über alle Ufer treten. Auch auf Juda wird er übergreifen, er wird es überfluten und überschwemmen, bis er den Leuten an den Hals reicht. Die Ausläufer seiner Fluten bedecken weit und breit dein Land, Immanuel. (Jes 8,5-8)

Die politische Lage, die Jesaja hier anspricht, zeigt die Bedrohung Israels zur damaligen Zeit. Zunächst verbünden sich das Nordreich Israel und Damaskus gegen Juda, doch Gott rettet Jerusalem vor dieser Koalition der Feinde. Stattdessen werden durch den Angriff der Assyrer vom Norden her Damaskus und weite Teile Israels von diesen erobert. Das Erbland der Stämme Sebulon und Naftali geht verloren. Das muss ein gewaltiger Schock für alle Juden gewesen sein. Wie kann Gott zulassen, dass das dem Volk verheißene Land an die Feinde fällt? Die folgenden Verse schwanken zwischen der Hoffnung auf den Immanuel und der Mahnung, auf Gottes Wort zu hören. Nur wenn das Volk sich wieder vertrauensvoll Gott zuwendet, kann er ihm Hilfe schenken.

Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch zerschmettert. Horcht auf, ihr Enden der Erde! Rüstet nur! Ihr werdet doch zerschmettert. Rüstet! Ihr werdet zerschmettert. Macht nur Pläne! Sie werden vereitelt. Was ihr auch sagt, es kommt nicht zustande. Denn "Gott ist mit uns". Denn so sprach der Herr, als seine Hand mich packte und er mich davon abhielt, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen: Nennt nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt. Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten; wovor es erschrickt, davor sollt ihr nicht erschrecken.
Den Herrn der Heere sollt ihr heilig halten; vor ihm sollt ihr euch fürchten, vor ihm sollt ihr erschrecken. Er wird das Heiligtum sein für die beiden Reiche Israels: der Stein, an dem man anstößt, der Felsen, an dem man zu Fall kommt. Eine Schlinge und Falle wird er sein für alle, die in Jerusalem wohnen. Viele stolpern darüber, sie fallen und zerschellen; sie verstricken und verfangen sich.
Ich will diese Warnung sorgfältig bewahren und die Lehre in meinen Jüngern wie mit einem Siegel verschließen. Ich will auf den Herrn warten, der jetzt sein Angesicht vor dem Haus Jakob verhüllt, auf ihn will ich hoffen. Seht, ich und die Kinder, die der Herr mir geschenkt hat, wir sind in Israel ein (warnendes) Zeichen, ein Mahnmal vom Herrn der Heere, der auf dem Berg Zion wohnt. (Jes 8,9-18)