Jeremia 7,16-11,17

Verwerfung

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Du aber, bete nicht für dieses Volk! Fang nicht an, für sie zu flehen und zu bitten! Dränge mich nicht! Denn ich werde dich nicht erhören. (Jer 7,16)

Im Anschluss an die Tempelrede folgen verschiedene Worte Jeremias, die die Verwerfung Judas und Jerusalems zum Ausdruck bringen. Nicht einmal beten darf der Prophet für das Volk, das im Geheimen und auch öffentlich fremde Götter anbetet und Gräueltaten verübt und nur äußerlich noch zum Gott Israels hält. Doch all die oberflächlichen Opfer sind wertlos vor Gott, wenn das Herz nicht tut, was er sagt:

So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer und esst Opferfleisch! Denn ich habe euren Vätern, als ich sie aus Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft. Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: Hört auf meine Stimme, dann will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein. Geht in allem den Weg, den ich euch befehle, damit es euch gut geht. (Jer 7,21-23)

Gott selbst leidet am Ungehorsam seines Volkes. Er leidet, weil es seine Liebe nicht annehmen will. Doch nicht nur gegen Gott wendet sich das Volk. Die Abwendung von Gott hat auch die Zerstörung der Werte zur Folge, die die Gesellschaft tragen und lässt die Menschen untereinander zu Feinden werden. Was kann Gott noch anderes tun, als diesem treiben durch einen radikalen Einschnitt ein Ende zu setzen?

Hätte ich doch eine Herberge in der Wüste! Dann könnte ich mein Volk verlassen und von ihm weggehen. Denn sie sind alle Ehebrecher, eine Rotte von Treulosen. Sie machen ihre Zunge zu einem gespannten Bogen; Lüge, nicht Wahrhaftigkeit herrscht im Land. Ja, sie schreiten von Verbrechen zu Verbrechen; mich aber kennen sie nicht - Spruch des Herrn.
Nehmt euch in Acht vor eurem Nächsten, keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder betrügt und jeder Nächste verleumdet. Ein jeder täuscht seinen Nächsten, die Wahrheit reden sie nicht. Sie haben ihre Zunge ans Lügen gewöhnt, sie handeln verkehrt, zur Umkehr sind sie zu träge. Überall Unterdrückung, nichts als Betrug! Sie weigern sich, mich zu kennen - Spruch des Herrn.
Darum - so spricht der Herr der Heere: Ja, ich werde sie schmelzen und prüfen; denn wie sollte ich sonst verfahren mit der Tochter, meinem Volk? (Jer 9,1-6)