Am zwanzigsten Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr erhob sich die Wolke über der Wohnung des Bundeszeugnisses. Da brachen die Israeliten von der Wüste Sinai auf, wie es die Ordnung für den Aufbruch vorsah, und die Wolke ließ sich in der Wüste Paran nieder. So brachen sie zum ersten Mal auf, wie ihnen der Herr durch Mose befohlen hatte. (Num 10,11-13)
Das Buch Numeri schildert die Wüstenwanderung des Volkes vom Sinai bis an die Grenze des verheißenen Landes. Am Sinai hat das Volk die Gebote Gottes erhalten. Vor dem Aufbruch hat Mose eine Volkszählung durchgeführt und weitere Gebote vermittelt, die eine geregelte Ordnung im Volk sicherstellen sollen. Nun zieht das Volk zum ersten Mal nach dieser Ordnung in der Wüste weiter. Die Wolkensäule zeigt dabei die Führung und Gegenwart Gottes unter seinem Volk. Doch schon bald fängt das Volk wieder an zu murren. Das Manna ist ihnen als Nahrung zu eintönig, sie wollen auch Fleisch zu essen. Mose klagt vor Gott, dass ihm die Führung dieses Volkes allein zu viel wird.
Woher soll ich für dieses ganze Volk Fleisch nehmen? Sie weinen vor mir und sagen zu mir: Gib uns Fleisch zu essen! Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen, es ist mir zu schwer. Wenn du mich so behandelst, dann bring mich lieber um. Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, werde ich mein Unheil nicht mehr schauen. (Num 11,13-15)
Gott findet eine Lösung. Mose soll fortan die Führung mit siebzig Ältesten teilen und ein Schwarm Wachteln bringt die nötige Ration Fleisch. Gott kann immer helfen, auch in verfahrenen und ausweglos erscheinenden Situationen.
Da sprach der Herr zu Mose: Versammle mir siebzig von den Ältesten Israels, die du kennst, weil sie die Ältesten des Volkes und seine Listenführer sind; bring sie zum Offenbarungszelt! Dort sollen sie mit dir zusammen hintreten. Dann komme ich herab und rede dort mit dir. Ich nehme etwas von dem Geist, der auf dir ruht, und lege ihn auf sie. So können sie mit dir zusammen an der Last des Volkes tragen und du musst sie nicht mehr allein tragen.
Zum Volk aber sollst du sagen: Heiligt euch für morgen, dann werdet ihr Fleisch zu essen haben. Denn ihr habt dem Herrn die Ohren vollgeweint und gesagt: Wenn uns doch jemand Fleisch zu essen gäbe! In Ägypten ging es uns gut. Der Herr wird euch Fleisch geben und ihr werdet essen. Nicht nur einen Tag werdet ihr es essen, nicht zwei Tage, nicht fünf Tage, nicht zehn Tage und nicht zwanzig Tage, sondern einen Monat lang, bis es euch zur Nase herauskommt und ihr euch davor ekelt. Denn ihr habt den Herrn, der mitten unter euch ist, verworfen und habt vor ihm geweint und gesagt: Warum sind wir aus Ägypten weggezogen?
Da entgegnete Mose: Sechshunderttausend Mann zu Fuß zählt das Volk, in dessen Mitte ich bin, und du sagst: Ich gebe ihnen Fleisch, sodass sie einen Monat lang zu essen haben? Soll man etwa alle Schafe, Ziegen und Rinder für sie schlachten, dass es für sie ausreicht? Oder kann man alle Fische des Meeres für sie fangen, dass es für sie ausreicht?
Der Herr antwortete Mose: Ist etwa die Hand des Herrn zu kurz? Jetzt wirst du sehen, ob mein Wort für dich eintrifft oder nicht. (Num 11,17-23)
Gottes Hand ist nicht zu kurz. Er reicht sie den Menschen, die in ihren Nöten feststecken und zieht sie heraus. Gott ist mitten unter seinem Volk, damals wie heute.
Mose ging hinaus und teilte dem Volk die Worte des Herrn mit. Dann versammelte er siebzig von den Ältesten des Volkes und stellte sie rings um das Zelt auf. Der Herr kam in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, redeten sie prophetisch. Danach aber nicht mehr. Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie kam der Geist. Sie gehörten zu den Aufgezeichneten, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Auch sie redeten prophetisch im Lager. Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager zu Propheten geworden. (Num 11,24-27)
Die Gabe, das Volk zu führen, schenkt Gottes Geist. Bisher war nur Mose mit dieser Gabe der Führung ausgestattet. Nun teilt er diese mit siebzig Ältesten. Und auch ein anderer Mann, der für die Führung des Volkes wichtig wird, erscheint hier zum ersten Mal auf der Bildfläche: Josua der Sohn Nuns. Er wird als Diener des Mose vorgestellt und wird nach dem Tod des Mose die Führung des Volkes hinein in das verheißene Land übernehmen.