Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte, und mit ihm ging auch Lot. Abram war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran fortzog. Abram nahm seine Frau Sarai mit, seinen Neffen Lot und alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die Knechte und Mägde, die sie in Haran gewonnen hatten. Sie wanderten nach Kanaan aus und kamen dort an.
Abram zog durch das Land bis zur Stätte von Sichem, bis zur Orakeleiche. Die Kanaaniter waren damals im Land. Der Herr erschien Abram und sprach: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land. Dort baute er dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. Von da brach er auf zum Bergland östlich von Bet-El und schlug sein Zelt so auf, dass er Bet-El im Westen und Ai im Osten hatte. Dort baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an. Dann zog Abram immer weiter, dem Negeb zu. (Gen 12,1-9)
Abraham ist die zentrale Gestalt im Buch Genesis, ja des ganzen Alten Bundes. Er ist der Stammvater von Juden, Muslimen und Christen. Die Juden berufen sich auf die Linie nach Isaak, die Muslime auf die Linie nach Ismael und die Christen sehen in Abraham den Vater aller Glaubenden.
Interessant ist die von der Bibel vorgelegte zeitliche Entwicklung, die natürlich nicht als eine historische Schilderung im heutigen Sinn gesehen werden darf. Sie zeigt uns Geschichte im Licht des Glaubens. Nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies breiten sich die Menschen auf der Erde aus, doch wegen ihrer Schlechtigkeit löscht Gott die Menschen durch die Sintflut. Mit Noah und seiner Familie, den einzigen Überlebenden, macht Gott einen Neuanfang.
Doch wieder erzürnen die Menschen Gott. Noch sind sie zusammen und wollen sich durch den Turmbau zu Babel ein Denkmal setzen. Doch Gott setzt diesem Hochmut der Menschen ein Ende und verwirrt ihre Sprache. Dadurch endet ihr gemeinsames Tun und die Menschen verstreuen sich über die ganze Erde.
Auch die Vorfahren Abrahams sind nach der Sprachverwirrung aufgebrochen. Schon sein Vater will ins gelobte Land ziehen, doch auf halbem Weg macht er halt und lässt sich in Haran nieder.
Hier greift Gott ein. Er ruft den Abraham, weiterzuziehen. Das Ziel liegt nicht auf halbem Weg.