Genesis 3,1-24

Der Sündenfall

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Genesis 3
Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? (Gen 3,1)

Im ersten Schöpfungsbericht heißt es, dass Gott die Welt sehr gut gemacht hat - für den Menschen. Der zweite Schöpfungsbericht zeigt, wie Gott für den Menschen das Paradies schafft und ihm dort alles erdenklich Mögliche zur Verfügung stellt, dass des dem Menschen gut geht. Der Mensch aber zweifelt daran, dass es Gott wirklich gut mit ihm meint. Die beiden Bäume in der Mitte des Paradieses, die Gott für tabu erklärt hat, werden zum Anlass, an Gottes liebender Fürsorge zu zweifeln. Die Schlange verdreht das Gebot Gottes und verspricht mit dessen Übertretung eine angeblich schönere Welt - ohne Gott. Gott hat euch einen Garten gemacht und von keinem Baum dürft ihr essen? Geschickt versucht die Schlange, Gottes Sorge um den Menschen zu pervertieren. Nein, ganz so hat Gott das nicht gesagt, das weiß auch Eva.

Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. (Gen 3,2-3)

Alles hat Gott für den Menschen gemacht. In den vorangehenden Versen haben wir gehört, dass Gott für den Menschen einen wundervollen Garten angelegt hat. Ein Garten, das war für den orientalischen Menschen etwas Wunderbares. Nur Könige und besonders reiche Menschen hatten die Mittel dazu, in den trockenen Ländern einen immergrünen Garten anzulegen. Ein solcher Garten war den Menschen von Gott geschenkt. Aber ein Baum sollte tabu sein. Von ihm durften die Menschen nicht essen. Aber gerade durch dieses Verbot bekommt der Baum eine unwiderstehliche Anziehungskraft, als die Schlange ihre verführerischen Worte an Eva richtet:

Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. (Gen 3,4-6)

Die Folgen aber sind fatal. Nicht die von der Schlange versprochene Göttlichkeit wird den Menschen zuteil, sondern Gott wird den Menschen aus dem Paradies vertreiben. Das Vertraute Miteinander der Menschen untereinander, zwischen Mensch und Gott und Mensch und Natur ist fortan gestört. Die einzige Erkenntnis, die Adam und Eva nach dem Verzehr der Frucht des Baumes gewinnen, ist die, dass sie nackt sind, und sie bedecken ihre Blöße mit Feigenblättern.

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Genesis 3
Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. (Gen 3,7)

Nacktheit war bisher kein Problem für den Menschen. Die Sünde aber zerstört nun das vertraute Miteinander der beiden Menschen und auch das Verhältnis der Menschen zur Schöpfung und zu Gott selbst, wie wir später sehen werden. Der Apfel ist zum Symbol für den Sündenfall im Paradies geworden. Auch wenn die verbotene Frucht in der Bibel nirgendwo genau benannt wird, hat sich in der Kunst doch der Apfel als Bild für diese Frucht durchgesetzt. War es die Verlockung, die von der Schönheit dieser Frucht ausging, die Eva veranlasst hat, sie zu essen? Oder war es doch viel mehr die durch ihren Genuss erwartete Gabe der Erkenntnis?
Klaus Berger sieht noch eine andere interessante Deutung. Er meint, dass es gerade die Ungeduld des Menschen war, die zum Sündenfall geführt hat. Gott hat Adam und Eva ein Verbot ausgesprochen, nicht vom Baum des Lebens und vom Baum der Erkenntnis zu essen. Gott tat dies nicht, um dem Menschen etwas vorzuenthalten. Es ließe sich sicher nicht zu Unrecht behaupten, dass Gott dieses Verbot nur für eine gewisse Zeit ausgesprochen hat. Sicher hätte er dem Menschen einmal gewährt davon zu kosten - wenn die Zeit dafür reif gewesen wäre. Doch der Mensch hatte keine Geduld. Alles und jetzt sofort, dieses Streben steckt in jedem Menschen und daher hatte der Versucher leichtes Spiel.
Kennen wir das nicht auch an uns, dass wir ungeduldig sind, alles haben möchten und zwar am liebsten sofort? Wir können nicht warten, bis uns etwas geschenkt wird. Doch viele Dinge kann man nur als Geschenk erhalten. Das größte Geschenk ist die Liebe. Sie lässt sich nicht erzwingen und nicht kaufen. Liebe kann nur freiwillig geschenkt werden.
Um wirklich liebende Menschen zu werden, müssen wir lernen, Geduld zu haben - mit uns und mit anderen. Geduld mit uns, dass wir im Leben vieles lernen müssen, Erfahrungen sammeln, um so zu reifen Menschen zu werden. Geduld mit anderen, da jeder Mensch eine eigenständige Persönlichkeit ist und eben manchmal anders denkt und handelt als wir es erwarten. Geduld lernen, könnte das nicht ein Vorsatz für diese Fastenzeit sein?
Wir aber sind oft zu sehr in uns gefangen, können nicht loslassen, sind ungeduldig. Viele Dinge im Leben - besonders die wichtigen - brauchen aber ihre Zeit, um zu reifen. Wir brauchen Ausdauer, wenn wir wirklich vorankommen wollen im Leben. Manchmal geben wir vielleicht kurz vor dem Ziel auf. Manchmal mag eine Lebenssituation so anstrengend und quälend sein, dass wir einen schnellen Ausweg suchen, der uns aber nicht weiter bringt. Später erkennen wir dann vielleicht, dass sich durch eine unerwartete Wendung der Umstände ein großer Gewinn für uns ergeben hätte - wenn wir doch etwas geduldiger gewesen wären.
Abwarten können, den richtigen Zeitpunkt erkennen, aber auch erkennen können, wann es sich nicht lohnt, etwas zu verfolgen - auch das gibt es ja, dass wir unsere Ausdauer in Dinge stecken, die einfach unerreichbar oder nicht wirklich erstrebenswert sind. Hier müssen wir immer wieder lernen, auch einmal umzudenken, müssen bereit sein, gewohnte Strategien im Leben zu hinterfragen, ob sie wirklich zielführend sind. Wer kennt das nicht, dass man immer wieder in dasselbe Fettnäpfchen tritt. Hier läuft etwas falsch in unserem Kopf, das müssen wir erkennen und ändern, auch das braucht Geduld.
Wir müssen aufhören, wie ein Huhn mal da und mal dort zu picken, um schnell ein Korn zu erwischen. Wenn wir wirklich den großen Gewinn im Leben machen wollen, müssen wir erkennen, was wirklich wichtig ist, was wir wirklich wollen, wohin unser Sehnen geht, ein Ziel, das zu erreichen uns wirklich glücklich macht. Und dann gilt es, unsere ganze Kraft dazu aufzubringen, dieses Ziel zu erreichen - und die nötige Ausdauer und Geduld.

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Genesis 3
Als sie an den Schritten hörten, dass sich Gott, der Herr, beim Tagwind im Garten erging, versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott, dem Herrn, inmitten der Bäume des Gartens. Aber Gott, der Herr, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? (Gen 3,8-9)

Mensch - wo bist du? Das verzweifelte Suchen Gottes nach dem Menschen durchzieht die gesamte Menschheitsgeschichte. Gott hat den Menschen immer wieder gerufen, das Alte Testament kennt die großen Hörer des Rufes Gottes, Henoch, Noach, Abraham, Mose, Samuel, David, die Propheten, um nur einige von ihnen zu nennen. Der Mensch aber geht immer wieder eigene Wege und missachtet das Gebot Gottes, das ihm das Leben sichern soll. Dafür steht symbolisch der Schöpfungsmythos am Beginn des Buches Genesis.
Das Verhältnis zwischen Gott und Mensch ist in erster Linie ein gestörtes Verhältnis. Das Suchen Gottes nach dem Menschen ist oft einseitig. Gott hat dem Menschen die Erde anvertraut, hat den Menschen daraufhin angelegt, im Einklang mit seiner Umwelt zu leben, der Mensch aber will immer mehr, will seinen Besitz auf Kosten anderer und der Umwelt immer weiter anhäufen und macht damit das kaputt, was Gott so schön und gut gemacht hat.
An Weihnachten findet das Suchen Gottes nach dem Menschen seinen Höhepunkt. Gott selbst wird Mensch und zwar in erschreckend einfachen Verhältnissen. Nicht in einem Haus der großen Religionsführer, etwa in der Familie eines der Hohenpriester oder Schriftgelehrten, die ihre Macht und ihren Reichtum damit rechtfertigen, dass sie ja der Größe des Gottes, dem sie dienen, dadurch Ausdruck verleihen müssen - und damit Gott selbst verhöhnen, der die seligpreist, die arm sind vor Gott.
Gott wird Mensch im Schoß einer Frau, die in den Augen der Welt nicht groß und mächtig ist, die keinen großen materiellen Reichtum besitzt, die aber reich ist vor Gott, weil sie von Kindheit an Gott sucht. Die Größe Mariens besteht darin, dass ihr Herz voll ist von der Liebe zu Gott und dass sie bereit ist, auf Gottes Stimme zu hören. Das ist kein Reichtum, der nur wenigen Privilegierten offen steht und der auf Kosten anderer geht. Diesen Reichtum kann jeder Mensch erwerben. Jesus wird uns in seinem Leben und in seinen Worten zeigen, wie das geht.
Weihnachten zeigt uns, dass es ein Irrweg ist, wenn wir meinen, wir müssten Gott damit dienen, dass wir ihm große Bauten errichten, in denen wir seine Herrlichkeit in goldenen Utensilien anschaulich machen. Ja, Gott ist mächtig und ihm gebührt die Ehre, aber er selbst zeigt uns, wie sich diese Ehre zeigt, im Lächeln des Kindes von Betlehem, dessen Hände offen und leer sind, in dessen Herzen aber die Fülle der Gottheit wohnt.

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Genesis 3

Mensch - wo bist du? Heute müssen wir uns zunächst einmal damit auseinandersetzen, dass viele gar nicht mehr daran glauben, dass es einen Gott gibt, der diese Frage stellt. Braucht der Mensch einen Gott, der nach ihm sucht? Wir wissen, dass die Geschichte vom Paradies ein Mythos ist. Aber wir glauben, dass Gott irgendwie an der Erschaffung der Welt und des Menschen mitgewirkt hat. Wie, das wissen wir nicht. Wir wissen heute viel über die Jahrmillionen, in denen sich das Universum entwickelt hat, die Erde zu dem Planeten wurde, wie wir sie heute kennen und dann schließlich das Leben hier entstanden ist. Aber doch liegt vieles im Dunkeln. Mit unseren heutigen wissenschaftlichen Methoden kommen wir zwar sehr nahe an den Zeitpunkt heran, als das Universum entstanden ist, aber der Zeitpunkt seines Entstehens bleibt uns unzugänglich. Wir wissen viel über das Leben, aber wie höhere Lebensformen und schließlich auch der Geist des Menschen entstanden sind, können wir nicht mit absoluter Sicherheit sagen.
Es bleibt auch in unserer hochtechnisierten Welt noch Platz für Gott. Zwar gibt es keinen Platz mehr für die Götter, die sich die Menschen gemacht haben, um mit ihnen die Sterne und Planeten zu besetzen oder die Naturgewalten zu erklären. Es gibt auch keinen Platz mehr für die Götter des Schicksals, denen die Menschen die unerklärlichen Ereignisse in ihrem Leben zugeschrieben haben. Aber es gibt einen Platz für einen Gott, der im Herzen des Menschen wohnt, der ihm nahe ist und der das Suchen des Menschen nach Erkenntnis, Liebe und Lebenssinn begleitet.
Jeder Mensch muss selbst herausfinden, ob es in seinem Leben einen Platz gibt für diesen Gott. Wer aber bereit ist, sich auf diesen Gott einzulassen, der wird seinen Ruf nach dem Menschen hören. Und wer dann antwortet: Hier bin ich, Herr!, der wird mehr über diesen Gott erfahren. Er wird verstehen, wie jemand, der sich so klein macht wie ein Kind, doch stärker sein kann als die Mächtigen dieser Welt, er wird verstehen, wie jemand, der schenkt, mehr haben kann, als die Reichen dieser Welt, und er wird eine Liebe erfahren, wie sie die Welt nicht geben kann.

Mensch - wo bist du?
Hier bin ich Herr!
Ich habe dich gesehen
im Stall von Betlehem.
Ich irrte durch die Nacht
und sah ein Licht.
Ich trat hinzu
und spürte eine Nähe
in den Augen dieses Kindes
das mich anblickte.
Jetzt weiß ich, Gott,
wie sehr du dich nach mir sehnst.
Lass mich den Weg mit dir gehen,
den Weg hinein ins Leben.
Amen.
Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen? Der Mensch antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen. (Gen 3,10-13)

Wir dürfen die Erzählungen des Buches Genesis nicht wörtlich nehmen, aber dennoch enthalten sie Wahrheiten, die für immer bleiben. Adam und Eva haben gegen das Gebot Gottes verstoßen und - verführt von der Schlange - von dem verbotenen Baum gegessen. Doch anstatt nun besonders weise und mächtig zu werden, wie es ihnen die Schlange versprochen hatte, erkennen sie nur ihre Nacktheit und fangen an sich zu schämen.
Plötzlich kommt Gott durch den Garten Eden. Bisher lebten Mensch und Gott dort in einem vertrauten Verhältnis. Der Mensch freute sich an Gottes Nähe und Gott freute sich am Leben des Menschen. Aber nun ist es anders. Der Mensch erschrickt vor Gott und versteckt sich vor ihm. Vordergründig gibt der Mensch seine Nacktheit als Grund für seine Furcht an. Doch es steckt mehr dahinter.
Nichts ist mehr, wie es vorher war. Wir kennen das vielleicht selbst. Eine Beziehung war harmonisch, die Partner konnten einander vertrauen, doch dann tut einer der Partner etwas, das er nicht hätte tun dürfen. Der andere merkt, dass etwas nicht stimmt. Es gibt hier zwar immer wieder Wege, mit diesem Fehler zu leben und wieder zusammen zu finden, doch diese Wege sind beschwerlich.
Gott weiß, was geschehen ist. Er sucht den Menschen, ruft nach ihm. Ist es die Suche eines strafenden Gottes nach dem Übeltäter oder ist es nicht vielmehr die Suche des liebenden Gottes nach dem Menschen, dem er verzeihen möchte? Im folgenden Gespräch gibt Gott dem Menschen die Möglichkeit, seine Sünde einzugestehen und um Verzeihung zu bitten, doch der Mensch ist weit davon entfernt, diese Möglichkeit anzunehmen, stattdessen gibt einer dem anderen die Schuld, der Mann der Frau und die Frau der Schlange.
Der Mensch hat noch nicht gelernt, Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Der Genuss der verbotenen Frucht hat etwas im Menschen bewirkt. Er hat neue Fähigkeiten gewonnen, neue Erkenntnisse. Doch er muss lernen, sie verantwortungsvoll zu nutzen. Im Paradies gibt es keinen Platz mehr für einen solchen Menschen. Stattdessen muss der Mensch nun selbst für sein Wohlergehen sorgen, mühsam sich die Erde nutzbar machen, Neues entdecken.
Der Mensch muss nun selbst für sich sorgen, und doch findet Gott immer wieder Wege, erneut zu einem vertrauten Verhältnis zu diesem Menschen zu finden. Gott will dem Menschen begegnen, in seiner Mühsal, in seinem Alltag. Davon berichtet die Bibel, wie Gott sich dem Menschen zuwendet und ihn zu einer ganz neuen Gemeinschaft mit sich führen will.

Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.
Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen.
Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboden deinetwegen verflucht. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück. (Gen 3,14-19)

Das vertraute Verhältnis des Menschen zu Gott ist bereits gestört. Der Mensch versteckt sich vor Gott. Als Gott den Adam zur Rede stellt, lehnt die Verantwortung ab für das, was er getan hat. Die Frau habe ihn dazu verführt. Die Frau wiederum verweist auf die Schlange. Wir können ja nichts dafür. Gott aber weiß, welche Fähigkeiten er dem Menschen gegeben hat. Der Mensch kann der Versuchung widerstehen. Er muss die Verantwortung für sein Tun übernehmen.
Der Mensch hat von Gott Freiheit bekommen, damit er sich frei aus Liebe Gott zuwendet und in dieser Zuwendung zu Gott hin glücklich wird. Die Hinwendung zu Gott kommt darin zum Ausdruck, dass der Mensch die Gebote Gottes hält. Der Mensch aber hat andere Interessen. Versuchung ist das, was uns davon abbringen will, zu glauben, dass Gott es wirklich gut mit uns meint. Gott hat dem Menschen das wunderbare Paradies geschenkt, der Mensch aber sieht plötzlich nur noch das eine Verbot und meint nun, alles, was von Gott kommt, sei nicht gut. Das war es, was im Paradies vor sich ging. Gott hatte gesagt, es ist besser für euch, wenn ihr von dem einen Baum nicht esst. Der Schlange aber sagte, nur weil Gott euch nieder halten will und euch gängeln will hat er das gesagt. Der Versucher will uns glauben machen, dass die Gebote Gottes für uns nicht gut sind. Der Mensch fällt auf diese List herein. Und was passiert? Der Mensch verliert dadurch so ziemlich alles, was sein Leben angenehm gemacht hat.
Die Versuchung will uns alles mies reden, sie zeigt uns das andere, das scheinbar viel besser ist - ein Trugbild, dem viele erliegen. Allein die Dankbarkeit kann uns helfen, das Schöne in dem zu sehen, was wir haben. Probieren wir es aus. Sagen wir danke für das, was wir haben, auch für die Kleinigkeiten, auch für das, was uns vielleicht auf den ersten Blick stört. Nehmen wir die kleinen und größeren Widrigkeiten des Alltags an und sagen wir auch für sie danke. Im Danken können sich die Dinge verwandeln und zu einer unglaublichen Schönheit reifen.

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Genesis 3
Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. Gott, der Herr, machte dem Menschen und seiner Frau Gewänder von Fell und bekleidete sie damit.
Dann sprach Gott, der Herr: Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt. Aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben. Da schickte Gott, der Herr, ihn aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten. (Gen 3,20-24)

Es gibt für den Menschen kein Paradies auf Erden. Nach dem Sündenfall von Adam und Eva ist dieses auf ewig verschlossen. Das Paradies war letztlich nicht der richtige Ort für den Menschen - hätte Gott das nicht vorher wissen müssen?
Gott hat mit der Erschaffung des Menschen ein Experiment mit ungewissem Ausgang gewagt. Der entscheidende Faktor dabei ist die Freiheit, mit der Gott den Menschen beschenkt hat. Sie macht es dem Menschen möglich, völlig eigenständig zu handeln.
Gottes Plan war es, im Menschen ein Gegenüber zu haben, das sich Gott in Liebe zuwendet und dem Gott so seine Liebe schenken kann. In dieser Liebe hat Gott für den Menschen ein ideales Umfeld geschaffen, hat ihm einen wohnlichen Lebensraum geschenkt und einen Partner fürs Leben.
Doch der Mensch ist stets unzufrieden. Wenn er alles hat, was er zum Leben braucht, dann fängt er an, mehr zu wollen - und mehr - und immer mehr. Nur einen Baum im riesigen Wald des Paradieses hatte Gott dem Menschen verwehrt, aber gerade das macht diesen einen Baum interessant und der Mensch gibt nicht eher Ruhe, bis er davon gegessen hat. Doch was bringt dieser Genuss? Der Mensch erkennt seine Schwachheit und Armseligkeit.
Passt dazu nicht der bekannte Satz:

Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

Die Geschichte vom Sündenfall im Paradies ist bis heute aktuell.
Das Paradies war also nicht der ideale Ort, in dem der Mensch zur Gemeinschaft mit Gott findet. Es tut dem Menschen nicht gut, wenn er alles hat. Der Mensch braucht eine Herausforderung, eine Aufgabe, etwas, das er anpacken muss. Daher ist es nicht nur als eine Bestrafung, sondern auch als eine erzieherische Maßnahme zum Wohl des Menschen zu sehen, dass Gott ihn aus dem Paradies hinaus geschickt hat. Nun muss der Mensch selbst im Schweiße seines Angesichtes den Ackerboden bebauen, um so sein Überleben zu sichern. Gott sorgt für den Menschen. Er macht ihm Röcke, um seine Blöße zu bedecken. Aber das Paradies bleibt fortan verschlossen.