Exodus 2,1-4,31

Mose

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Mose
Ein Mann aus einer levitischen Familie ging hin und nahm eine Frau aus dem gleichen Stamm. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Weil sie sah, dass es ein schönes Kind war, verbarg sie es drei Monate lang. Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsenkästchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im Schilf aus. (Ex 2,1-3)

Die Lebensgeschichte des Mose beginnt mit der schönen Erzählung von der Rettung des Kindes durch die Tochter des Pharao. Da sich Israel so stark vermehr hat, sollten alle neugeborenen Knaben getötet werden. Mose aber wird in einem Binsenkörbchen im Nil ausgesetzt und schwimmt direkt der Tochter des Pharao vor die Füße, die im Nil badet. So wächst Mose behütet auf. Als Mose erwachsen ist, erfährt er seine Berufung durch Gott.

Nach vielen Jahren starb der König von Ägypten. Die Israeliten stöhnten noch unter der Sklavenarbeit; sie klagten und ihr Hilferuf stieg aus ihrem Sklavendasein zu Gott empor. Gott hörte ihr Stöhnen und Gott gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Gott blickte auf die Söhne Israels und gab sich ihnen zu erkennen.
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? (Ex 2,23-3,3)

Vor langer Zeit hat Gott mit Abraham einen Bund geschlossen hat und ihm dabei seine Gegenwart gezeigt hat. Nun sind die Nachkommen Abrahams zu einem Volk geworden. Aber dieses Volk lebt nun keineswegs glücklich im Gelobten Land, sondern sie sind Sklaven in Ägypten. Erneut ergreift Gott die Initiative, um die Erfüllung seiner Verheißung voranzubringen. Er erscheint Mose und beruft ihn dazu, das Volk aus Ägypten heraus in das Gelobte Land zu führen.
Um die Jugend des Mose gibt es spannende Geschichten. Als kleines Kind wurde er ausgesetzt, denn die Ägypter wollten, dass alle männlichen Nachkommen Israels schon bei der Geburt getötet werden. Mose hatte Glück. Eine Tochter des Pharao fand ihn und so wuchs er gut behütet auf und konnte eine umfangreiche Bildung erwerben. Als Erwachsener besann Mose sich auf seine Herkunft und ging zu seinem Volk, doch man betrachtete ihn mit großem Argwohn.
Nach einem Zwischenfall musste Mose fliehen und ging in das Nachbarland Midian. Dort heiratete er und arbeitete als Hirte für seinen Schwiegervater. Eines Tages, als Mose mit der Herde nahe beim Gottesberg Horeb war, geschah etwas Ungewöhnliches. Mose sah einen Dornbusch der brannte, ohne zu verbrennen. Das musste er sich genauer ansehen.

Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren. (Ex 3,4-12)

Mitten in seinem Alltag - Mose weidet das Vieh seines Schwiegervaters - begegnet Gott dem Mose. Gott zieht die Aufmerksamkeit des Mose auf sich, da ist in der Steppe ein Dornbusch der brennt und doch nicht verbrennt. Wie nahezu alle Menschen, so ist auch Mose neugierig. Er will sich diese außergewöhnliche Erscheinung näher ansehen. Als Mose auf den Dornbusch zukommt, ruft Gott ihn mit Namen, zweimal: Mose, Mose! Mose hört den Anruf Gottes und spricht: Hier bin ich. Diese Szene ist typisch für alle Berufungsgeschichten. Gott ist es, der ruft, Gott macht auf sich aufmerksam, ruft jeden Menschen bei seinem Namen. Die Antwort des Mose ist auch typisch: Hier bin ich. Auf den Ruf Gottes kann es nur diese Antwort geben. Gott, hier bin ich, hier stehe ich vor Dir, mach mit mir, was Dir gefällt. Vor allem anderen kommt es auf dieses Da-Sein vor Gott, das Hören auf das, was er jedem einzelnen sagen möchte, an.

Mose ist allein in der öden Gebirgslandschaft. Plötzlich spürt er einen Schrecken, der ihm durch alle Glieder fährt. Er spürt, dass er nicht allein ist. Er macht die Erfahrung, dass Gott ganz nah bei ihm ist. Der Gott seiner Väter, der Gott, der seinem Stammvater Abraham die Verheißung gegeben hat, er ist auch jetzt nahe bei seinem Volk. Seine Gegenwart bricht stets aus der Ewigkeit hindurch in die Zeit.
Mose spürt Gottes Gegenwart. Er zieht seine Schuhe aus, um seine Ehrfurcht zu bekunden. So ist es bis heute Brauch in orientalischen Ländern. Dann verhüllt er sein Gesicht, denn kein Mensch kann Gott sehen und am Leben bleiben. Mose hat genug gesehen. Gott hat sich sehen lassen, er hat Mose seine Gegenwart gezeigt. Aber doch bleibt Gott verborgen. Es gibt eine Grenze, die der Mensch nicht überschreiten kann, weil er die letzte Macht göttlicher Gegenwart nicht ertragen könnte.

Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen. Geh, versammle die Ältesten Israels und sag ihnen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut. Darum habe ich beschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Wenn sie auf dich hören, so geh mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten; sagt ihm: Jahwe, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und Jahwe, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen. Ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht ziehen lässt, es sei denn, er würde von starker Hand dazu gezwungen. Erst wenn ich meine Hand ausstrecke und Ägypten niederschlage mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte vollbringe, wird er euch ziehen lassen. Dann werde ich die Ägypter zugunsten dieses Volkes umstimmen, und wenn ihr wegzieht, werdet ihr nicht mit leeren Händen gehen. Jede Frau kann von ihrer Nachbarin oder Hausgenossin silberne und goldene Geräte und Kleider verlangen. Übergebt sie euren Söhnen und Töchtern und plündert so die Ägypter aus!
Mose antwortete: Was aber, wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sagen: Jahwe ist dir nicht erschienen? Der Herr entgegnete ihm: Was hast du da in der Hand? Er antwortete: Einen Stab. Da sagte der Herr: Wirf ihn auf die Erde! Mose warf ihn auf die Erde. Da wurde der Stab zu einer Schlange und Mose wich vor ihr zurück. Der Herr aber sprach zu Mose: Streck deine Hand aus und fasse sie am Schwanz! Er streckte seine Hand aus und packte sie. Da wurde sie in seiner Hand wieder zu einem Stab. So sollen sie dir glauben, dass dir Jahwe erschienen ist, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.
Weiter sprach der Herr zu ihm: Leg deine Hand in deinen Gewandbausch! Er legte seine Hand hinein. Als er sie herauszog, war seine Hand von Aussatz weiß wie Schnee. Darauf sagte der Herr: Leg deine Hand noch einmal in deinen Gewandbausch! Er legte seine Hand noch einmal hinein. Als er sie wieder herauszog, sah sie wieder aus wie der übrige Leib. Wenn sie dir nicht glauben und sich durch das erste Zeichen nicht überzeugen lassen, werden sie auf das zweite Zeichen hin glauben. Glauben sie aber selbst nach diesen beiden Zeichen nicht und lassen sie sich nicht überzeugen, dann nimm etwas Nilwasser und schütt es auf trockenen Boden! Das Wasser, das du aus dem Nil geholt hast, wird auf dem Boden zu Blut werden. Doch Mose sagte zum Herrn: Aber bitte, Herr, ich bin keiner, der gut reden kann, weder gestern noch vorgestern, noch seitdem du mit deinem Knecht sprichst. Mein Mund und meine Zunge sind nämlich schwerfällig. Der Herr entgegnete ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gegeben und wer macht taub oder stumm, sehend oder blind? Doch wohl ich, der Herr! Geh also! Ich bin mit deinem Mund und weise dich an, was du reden sollst. Doch Mose antwortete: Aber bitte, Herr, schick doch einen andern!
Da entbrannte der Zorn des Herrn über Mose und er sprach: Hast du nicht noch einen Bruder, den Leviten Aaron? Ich weiß, er kann reden; außerdem bricht er gerade auf und wird dir begegnen. Wenn er dich sieht, wird er sich von Herzen freuen. Sprich mit ihm und leg ihm die Worte in den Mund! Ich aber werde mit deinem und seinem Mund sein, ich werde euch anweisen, was ihr tun sollt, und er wird für dich zum Volk reden. Er wird für dich der Mund sein und du wirst für ihn Gott sein. Diesen Stab nimm in deine Hand! Mit ihm wirst du die Zeichen vollbringen. (Ex 3,12-4,17)

Gott offenbart dem Mose seinen Namen: Ich bin der "Ich-bin-da".
Gott will mitten in seinem Volk wohnen.
Durch diese Erfahrung von Gottes Gegenwart gestärkt,
kehrt Mose nach Ägypten zurück, um Gottes Auftrag zu erfüllen
und Israel in das Gelobte Land zu führen.

Gott selbst ist es, der da ist, immer und überall. Gott offenbart dem Mose seinen Namen. Die genaue Bedeutung des Gottesnamens ist zwar unklar, aber doch kann man sagen, dass in diesem "Ich-bin-da" das Wesentliche ausgesagt ist. Gott ist mir näher, als ich mir selbst bin. Er kennt mich besser, als ich mich selbst kenne. Daher weiß auch er am besten, was gut für mich ist. Gott ruft uns ja nicht, um uns irgendwelche Lasten aufzubürden, sondern weil er uns das Leben in Fülle schenken möchte. Daher ist es so wichtig, immer wieder auf Gott zu hören, nicht um ihm einen Gefallen zu tun, sondern um selbst glücklich zu werden.

Nach dem Hören des Rufes und der bereiten Antwort folgt die Sendung. Gott sendet Mose zum Pharao, um die Erlaubnis zum Aufbruch des Gottesvolkes aus Ägypten zu bewirken. Nach ergebnislosen Verhandlungen brechen die Israeliten nach der Feier des ersten Paschafestes auf. Gott führt sie durch das Rote Meer und vernichtet die Streitmacht des Pharao, die ihnen nachjagt. Der Auszug aus Ägypten wird zum bedeutendsten Ereignis der Geschichte Israels.
Vierzig Jahre führt Mose das Volk durch die Wüste, durch alle Bedrängnisse hindurch. Oft murrt das Volk über die Strapazen und immer wieder drohen die Menschen, vom Glauben an den Gott, der sie aus Ägypten befreit hat, abzufallen. Immer wieder murren sie gegen Mose: "Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen?" Immer wieder stellen sie Gott auf die Probe und fragen: "Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?"
Doch immer wieder wirkt Gott durch Mose ein rettendes Wunder. Gott bleibt seinem Namen treu, den er dem Mose aus dem brennenden Dornbusch verkündet hat. Immer wieder erweist er sich als der Gott, der da ist für sein Volk.

Gott,
Du hast viele Namen,
einer sagt eigentlich alles.
Er stammt von Dir selber.
Du sagst zu Mose:
Das ist mein Name
"Ich-bin-da",
immer und überall,
auch jetzt und hier.
Gott, Du bist da
mit der Glut deines Herzens
mit dem Feuer deiner Liebe.
Danke, Gott,
dass Du uns so nahe bist.