1Samuel 16-31

Saul und David

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David

Wenn man es recht betrachtet, so war Saul der gesalbte König Israels, David aber ein Emporkömmling, der Hauptmann einer Räuberbande. Auch das erste Buch Samuel tut sich schwer damit, das Ineinander und Nebeneinander der beiden Könige Saul und David zu beschreiben. Zunächst scheint alles ganz klar zu sein, Saul wird wegen seines Ungehorsams von Gott verworfen und David ist der Auserwählte Gottes, der von Samuel anstelle Sauls zum König gesalbt wird. Aber David tritt nicht unmittelbar die Nachfolge Sauls an. Nach seiner Salbung dauert es lange, bis er sich wirklich als der große König erweist, als der er der Nachwelt im Gedächtnis geblieben ist.
David war zunächst am Hofe Sauls tätig. Es heißt, dass David mit seinem Zitherspiel den König Saul beruhigen konnte. Nach seiner Verwerfung durch Samuel war ein böser Geist über Saul gekommen, der ihn bedrückt und niedergeschlagen machte. Aber auch als Krieger erlangte David immer mehr Einfluss in Sauls Heer. Schließlich sangen die Leute:

Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend. (1Sam 18,7)

So wurde Saul allmählich misstrauisch gegenüber David. Als er wieder einmal für Saul auf der Zither spielte, schleuderte Saul seinen Speer gegen David, um ihn zu töten. Doch der Speer verfehlte David und er konnte fliehen. David bringt sich außerhalb des Herrschaftsbereichs Sauls in Sicherheit. Auch seine Familie folgt ihm und eine Schaar von Männern. So hat David schließlich eine starke Truppe um sich, mit der er Raubzüge unternimmt.
David ist klug und beim Volk beliebt, Saul aber wird immer vergrämter. Er ist wie besessen darauf, den Emporkömmling David zu vernichten. Mit einem Heer aus ausgewählten Kriegen jagt er David hinterher. David aber findet Schutz im schwer zugänglichen Bergland. Daher ist er Saul immer einen Schritt voraus und kann sich vor ihm in Sicherheit bringen.
Nun ist Saul mit seinen Kriegern wieder einmal David ganz dicht auf den Fersen. David und seine Leute sind verraten worden. Aber die Berge bieten genug Möglichkeiten für David und seine Krieger, sich zu verbergen. Saul schlägt ganz in der Nähe Davids sein Lager auf, ohne zu wissen, dass David mit seinen Kriegern in Sichtweite ist.
Als Saul und seine Krieger schlafen, schleicht sich David bei Nacht mit einem Begleiter in Sauls Lager. Unbemerkt gelangen sie bis ins Zelt Sauls. Es wäre nun für die beiden ein Leichtes gewesen, Saul zu ermorden. David aber hat Ehrfurcht vor Sauls Leben und will den Gesalbten des Herrn nicht ermorden.
Was nun geschieht zeigt den Witz und die Tücke Davids.

David nahm den Speer und den Wasserkrug, die neben Sauls Kopf waren, und sie gingen weg. Niemand sah und niemand bemerkte etwas, und keiner wachte auf; alle schliefen, denn der Herr hatte sie in einen tiefen Schlaf fallen lassen. David ging auf die andere Seite (des Tals) hinüber und stellte sich in größerer Entfernung auf den Gipfel des Berges, sodass ein weiter Zwischenraum zwischen ihnen war. David erwiderte: Seht her, hier ist der Speer des Königs. Einer von den jungen Männern soll herüberkommen und ihn holen. Der Herr wird jedem seine Gerechtigkeit und Treue vergelten. Obwohl dich der Herr heute in meine Hand gegeben hatte, wollte ich meine Hand nicht an den Gesalbten des Herrn legen. (1Sam 26,12-13.22-23)

Saul erkennt David sofort. Es ist beschämend für ihn, wie David nun öffentlich ihn und seine Heerführer, die nicht in der Lage waren, ihren König zu bewachen, vorführt. David will Saul deutlich machen, dass er nicht nach seinem Leben trachtet. Saul soll endlich aufhören, ihn zu verfolgen. Doch das Misstrauen zwischen beiden bleibt. David meidet mit seiner Truppe weiterhin das Herrschaftsgebiet Sauls. Erst nachdem Saul in einer Schlacht gegen die Philister den Tod erleidet, zieht David nach Juda und tritt dort sein Königtum an.